Zu keinem Zeitpunkt hatten die Briten Hitler unterschätzt. Großbritanniens Politik war kein bedauerlichen Irrtum, sie folgte einer ausgeklügelten Strategie.
Weltpolitik ist weitgehend ein Intrigenspiel im Gewand der Diplomatie, in dem Machtsüchtige durch Täuschen und Lügen die Ausdehnung ihrer Herrschaft vorbereiten, um sie dann mit militärischen Mitteln zu vollenden. Von Friedrich Nietzsche ist der Ausspruch überliefert:
„Ein Politiker teilt die Menschheit in zwei Klassen ein: Werkzeuge und Feinde. Das bedeutet, dass er nur eine Klasse kennt: Feinde.“ („Wille zur Macht“)
Die größten Imperialisten und begabtesten Politiker, die ihre „Feinde“ als Werkzeuge einzusetzen verstehen, sind die britischen Machteliten und ihre amerikanischen Zöglinge und Nachfolger. Sie haben zur Politik eine instinktive Veranlagung.
Aus einem überschauenden Bewusstsein, gleichsam aus einer Metaebene operieren sie nach weiträumigen und langfristigen strategischen Plänen, schieben andere Staaten wie Schachfiguren in die gewünschten Positionen, um sie dann kaltblütig ihren Zielen zu opfern.
„Vergessen Sie niemals“, warnte der Militärattaché der japanischen Botschaft in London den Deutschen Joachim von Ribbentrop, „dass die Briten die schlausten Menschen auf Erden sind, die es in der Verhandlungskunst ebenso wie bei der Manipulation der Presse und der öffentlichen Meinung zur absoluten Meisterschaft gebracht haben.“[1]
Die britische Deutschland-Politik im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges bot für die Künste der britischen Schachspieler ein makabres Beispiel, dem hier nachgegangen werden soll.
Die britische Sieger-Geschichtsschreibung und im gehorsamen Gefolge auch die deutsche bezeichnen die Appeasement- (Beschwichtigungs-) Politik Großbritanniens gegenüber Hitler als einen bedauerlichen Irrtum, eine schwere Fehleinschätzung (Appeasement: Die britische Mitschuld am Zweiten Weltkrieg).
Man habe das Hitler-Regime unterschätzt und sich in Illusionen bewegt zu glauben, man könne es mit Wohlwollen, Zugeständnissen und Entgegenkommen beschwichtigen und befrieden. Es wird also, wie der amerikanische Wirtschaftshistoriker Guido G. Preparata in einer Untersuchung schreibt, der Mythos vermittelt,
„Großbritannien, das wohlgesinnt war,(wäre) nicht in der Lage gewesen, die Absichten der Nazis zu erkennen, und habe sich infolgedessen etwas Schuld an dem nachfolgenden Desaster aufgeladen. Diese Kurzsichtigkeit sei daher gekommen, dass seine Elite sich (…) tiefgehend über außenpolitische Fragen in verschiedene einander widerstreitende Strömungen zerrissen vorfand. (…) Hitler habe, so lautet die Entschuldigung, aus dieser politischen Zwietracht vollen Nutzen für seine wahnsinnigen Ambitionen gezogen.“[2]
Preparata fügt lapidar an:
„Die Wahrheit sieht anders aus.“
Die britische Führungsschicht hatte und hat im Großen und Ganzen eine einheitliche Struktur und Zielsetzung. Meinungsunterschiede gab es nur über das politische Vorgehen, nicht über Prinzipien und Ziele.
„Die Briten waren niemals geteilter Ansicht in der Frage, was mit Hitler geschehen solle. Das war ganz offensichtlich: zerstört ihn zu gegebener Zeit und richtet Deutschland zugrunde! Das verlangte die Logik des Empires.“
Die angloamerikanische imperialistische Logik lag ja bereits dem Ersten Weltkrieg zugrunde: Deutschland als wirtschaftlichen Konkurrenten auszuschalten und insbesondere ein Bündnis zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Und da man die Ziele noch nicht ganz erreicht hatte, wurden im Versailler „Vertrag“ die Keime für den zweiten Teil des neuen „Dreißigjährigen Krieges gegen Mitteleuropa“ (Churchill) gelegt, von denen das reaktionär nationalistische Hitlerregime bereits – mit Hilfe angloamerikanischer Finanzkreise – als eine Frucht emporgewachsen war.
Über diese Strategie waren sich die britischen Eliten alle einig.
„Strittig war eher eine pragmatische Frage. Wie konnte man die Nazis am besten irreleiten, damit sie wieder in die Falle eines Zweifrontenkrieges tappten? Die Antwort lautete: indem man mit ihnen tanzte. Und tanzen taten die Briten, sie hatten beim Walzer durch die diplomatischen Ballsäle immer geführt und hinterließen beim Herumwirbeln ein Muster, das in der Tat einem voraussagbaren Ablauf entsprach.“[3]
„Die mit den Nazis tanzen“
In der Tat gab es nach außen hin verschiedene einander widerstreitende Gruppierungen in der britischen Politik:
- die Antibolschewisten, die für die Wiederaufrüstung Deutschlands eintraten, um es als Bollwerk gegen den Kommunismus aufzubauen, den es zu zerstören gelte (und damit natürlich auch Deutschland);
- die Vertreter einer „Drei-Blöcke-Welt“, die Deutschland auch aufbauen, aber zwischen einen westlichen Block der englisch sprechenden Völker und einen bolschewistischen Ostblock einbinden und den letzteren dadurch eher in Schach halten als zerstören wollten und
- die Anhänger eines „Appeasements“. (Man kann auch noch eine „Frieden-um-jeden-Preis“-Fraktion ausmachen.)[4]
Waren das ernsthafte unterschiedliche politische Strömungen aus der Bevölkerung, oder handelte es sich um ein Schauspiel einer sich weitgehend einigen Elite des Empires für die Öffentlichkeit, um mit aufgefächerten, sich widersprechenden Politik-Konzepten Verwirrung zu stiften und dahinter ganz andere Ziele zu verfolgen? (Kein (Einzel-)Kampf: Adolf Hitlers angesehene Vorbilder und wohlhabende Gönner (Videos))
Der die Zeitereignisse aufmerksam verfolgende Rudolf Steiner machte bereits 1916 aus seiner genauen Kenntnis der britischen Verhältnisse, insbesondere der hinter und in der Politik wirkenden Geheimgesellschaften, auf solche Methoden aufmerksam:
„Da haben die Menschen in der Regel überhaupt keinen Begriff davon, dass Dinge, die nebeneinander auftreten, eigentlich zusammen gedacht sind und gewissermaßen zusammen veranstaltet sind. In solchen weitumfassenden und in tonangebende Kreise hinaufreichenden okkulten Verbrüderungen wie diejenigen im Britischen Reiche (…) weiß man, was der eine zu tun hat, was der andere zu tun hat, und wie man wirkt im Leben. Da weiß man ganz gut, was es bedeutet – ich will Ihnen einen konkreten Fall erwähnen – wenn man auf der einen Seite versucht, dass Staatsmänner Englands nach und nach befreundet werden mit gewissen Staatsmännern eines kleinen Donaustaates, der ein Teil Österreichs ist. (…) Aber das macht man nicht bloß für sich; sondern daneben macht man das andere, dass man z. B. ein wirksames Buch erscheinen lässt, in dem man ganz besonders schimpft über das Volk, das in diesem Staate lebt, so dass man das, was man auf der einen Seite hinstellt, auf der anderen Seite aus den Angeln hebt. So etwas hat eine Bedeutung, wenn es methodisch gemacht wird (…). So wird es gemacht, mit allen diesen Dingen, die scheinbar nebeneinander einhergehen.“ [5]
Preparata deckt die gleiche Methode zwischen den beiden Weltkriegen auf. Die Briten tanzten, wie oben von Preparata bereits zitiert, mit den Nazis (Wie Briten und Amerikaner die deutsche Luftwaffe stark machten).
„Dabei wandten sie die Taktik an, eine Vielzahl politischer Formationen so zu aktivieren, wie man sich Werkzeuge für die verschiedenen Aufgaben, die anfallen werden, passend zurechtlegt. (…) Somit verfügte das Empire (…) über mindestens drei zur Verfügung stehende Masken.“[6]
Interessengruppen
Von 1919 bis 1926 beherrschte die erste Gruppe, die Antibolschewisten, Regierung und Politik. Zu ihnen gehörten Lord Curzon, der führende außenpolitische Experte Sir Eric Simon, Lord d’Abermon, General Smuts und H.A.L. Fisher.
„Sie taten alles ihnen Mögliche, um die Reparationsregelungen zunichte zu machen, die deutsche Wiederaufrüstung zu erlauben und um das niederzureißen, was sie ´französischen Militarismus` nannten.’ D´Abernon trat ,für ein geheimes Bündnis Großbritannien’ mit den militärischen Führern Deutschlands zur Kooperation gegen die Sowjetunion´ ein.’ Als Botschafter in Berlin von 1920 – 1926 blockierte er ,alle Bemühungen der Entwaffnungskommission, Deutschland zu entwaffnen oder auch nur Inspektionen durchzuführen’.“[7]
Diesen Blickwinkel unterstützte, wenn auch aus etwas anderen Gründen, die zweite Gruppe, die als Milner- oder Round-Table-Gruppe bekannt war und den eigentlichen Kern des englischen Imperialismus bildete. Zu ihr gehörten Lord Milner, Leopold Amery, Edward Grigg, Lord Lothian (Philip Kerr), Lord Astor, Lord Brand, Lionel Curtis, Geoffrey Dawson (Herausgeber der Times) und ihre Freunde, sowie Lord Halifax.
„Diese Gruppe hatte großen Einfluss, weil sie den Rhodes Trust kontrollierte, den Beit Trust, The Times aus London, The Observer, das einflussreiche und völlig anonyme Magazin, das als The Round Table bekannt war.“[8]
Sie beherrschte das Royal Institute of International Affairs, genannt Chatham House, das sie 1920 als Teil eines gemeinsamen anglo-amerikanischen „Zentrums der maßgebenden Meinung“ gegründet hatten, zu dem auf amerikanischer Seite das 1921 gebildete Council on Foreign Relations gehörte.
Beide Gruppen waren sehr eng und freundschaftlich miteinander verbunden; Simon und Smuts waren sogar Mitglieder in beiden Gruppen, was darauf hindeutet, dass es sich im Grunde um taktische Varianten eines geschlossenen Vorgehens handelte.
„Zu den Appeasern gehörte schließlich noch eine bunte Ansammlung von Hinterbänklern wie Churchill und Lloyd George, die einen ´ehrenhaften Frieden` vorgeschlagen hatten. Hinzu kamen parteiungebundene Technokraten wie Norman und Teile der Intelligenz – Publizisten und Schriftsteller wie Keynes. Alle waren darauf bedacht, dem früheren Feind ein freundliches Gesicht zu zeigen und im Namen ´sportlicher Fairness` neue Verbindungen mit ihm zu knüpfen.“ [9]
Gegen Ende der Weimarer Zeit rückten die Antibolschewisten mehr in den Hintergrund, und die Appeaser traten stärker in Aktion. Dahinter hielten die Strategen des Round-Table das Heft in der Hand. „Sogar eine von Rolf Gardiner geführte deutsch-freundliche Randgruppe (…) mit Sinn für das gemeinsame Erbe der nordischen Folklore war entstanden. Dies war allerdings eine Bewegung am Rande, ohne eine breitere Unterstützung und politischen Einfluss. Es gab keine echten deutschfreundlichen Gefühle in England, nur einen aufkeimenden Dschungel von so Tun als ob.“ (s .Anm. 9)
Churchill tritt auf
Bald nach Hitlers Machtergreifung, die ohne Hilfe angloamerikanischer Finanzkreise nicht möglich gewesen wäre, begann die britische „Maskerade“ (Preparata) erst richtig. Als Hitler am 9. April 1934 öffentlich ankündigte, dass Deutschland entgegen der Versailler Bestimmungen wieder aufrüsten werde, war Frankreich besorgt. Aber von England reiste ein bekennender Nazi-Verehrer und Appeaser, Hauptmann Winterbotham, nebenbei Agent des britischen Auslandgeheimdienstes MI6 und des Nachrichtendienstes des Luftfahrtministeriums, nach Deutschland zum führenden Nazi-Ideologen Alfred Rosenberg, den er 1931 während dessen Herbstreise nach England durch die Londoner Clubs geführt hatte. Er wurde auch vom Führer empfangen und gewann das volle Vertrauen seiner Gastgeber, die mit ihm ihre Überlegungen besprachen, wie sie zusammen mit England den Kommunismus vernichten würden.[10]
Auf den Putschversuch österreichischer Nazis in Wien am 25. Juli 1934 wandten sich Italien und Frankreich besorgt wegen einer fälligen Strafaktion gegen Hitler an England. Doch England lehnte eine militärische Züchtigung ab; sie zahle sich nicht aus. Die Franzosen mussten konstatieren, England schreibe Österreich ab und ermuntere die Nazis zu mehr. Im gleichen Monat verteidigte der Führer der britischen Konservativen Stanley Baldwin (der Fuchs), der von Juni 1935 bis Mai 1937 als Premierminister fungieren sollte, Deutschlands Recht auf eine Luftwaffe.
„Es hat aufgrund seiner wehrlosen Stellung in der Luft alle Argumente, um sich zu schützen, auf seiner Seite.“[11]
Nun war ein Gegenmanöver fällig. Bald darauf tauchte der bisherige Appeaser Winston Churchill von den hinteren Bänken des Parlaments auf und umwarb den sowjetischen Botschafter Maisky, um den Russen ein Militärbündnis mit England gegen Hitler schmackhaft zu machen. Unmittelbar danach eilte Churchill ins Parlament, um eine Reihe alarmierender Reden zu halten, in denen er vor der Gefahr deutscher Luftangriffe auf London warnte, bei denen binnen sieben Tagen 30.000 Menschen getötet oder verstümmelt werden würden. Premier Baldwin dagegen forderte Lloyd George auf, Churchill zurechtzuweisen. Dieser übersehe, wie wichtig Deutschland für England als Bollwerk gegen den Kommunismus sei.
„Hinter Churchill sammelte sich nun ein prorussischer Anti-Nazi-Kern, während die Friedensfreunde hinter Lloyd George an Einfluss gewannen. Großbritannien zeigte jetzt der Welt ein strahlendes, demokratisches Gesicht – ein Gesicht, auf dem die Züge des zynischen Pragmatismus (des Appeasements) durch die Gemäßigten der Milner-Gruppe und die offene Gegenstimme Churchills etwas abgemildert wurden. Es war das erfrischende Antlitz des Pluralismus.“[12]
Die Pro-Nazi-Friedenspartei wurde noch publikumswirksam durch einen königlichen Kandidaten, Prinz Eduard, gekrönt, der fließend Deutsch sprach und die schönsten Sommer seiner Kindheit bei seinem Lieblingsonkel Willi, dem früheren Kaiser Wilhelm II., dem Vetter seines Vaters, verbracht hatte.
Nachdem Frankreich am 6. März 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt hatte, zog Hitler zehn Tage später nach. England „protestierte“ gegen den neuen Bruch des Versailler Vertrages, trotzdem statteten Sir Eric Simon und Anthony Eden vom Auswärtigen Amt am 25. März den vorgesehenen Besuch in Berlin ab. Hitlers erneute Ausführungen über die Notwendigkeit, eine gemeinsame Front gegen den Bolschewismus zu errichten, stießen ebenso auf freundliches Wohlwollen wie sein Vorschlag, der deutschen Marine eine Tonnage von 35% der Royal Navy zu erlauben.
Die Gespräche „endeten mit einem Frühstücksempfang in der britischen Botschaft, bei dem der Botschafter Sir Eric Phipps seine Kinder antreten ließ, um Hitler und sein Gefolge mit dem Naziruf ´Sieg Heil` zu begrüßen.“[13] Doch Eden reiste anschließend direkt zum Nazi-Feind nach Moskau weiter – ein frühes Beispiel für das Doppelspiel des britischen Außenministeriums. Am 18. Juni 1935 wurde das Flottenabkommen nach Hitlers Vorschlag unterzeichnet (Anglo-amerikanische Geldbesitzer organisierten den Zweiten Weltkrieg).
Der „Nazi-König“
Am 19. Juni 1935 gab Prinz Eduard, ab Januar 1936 König Eduard VIII., sein Debüt als Pro-Nazi-Kandidat. In einer Rede forderte er die Veteranen-Legion auf, die Feindseligkeiten des großen Krieges zwischen England und Deutschland für immer zu begraben. Standing Ovations überschütteten ihn, „während sich ringsherum die Union Jacks mit den Hakenkreuzstandarden der deutschen Veteranen mischten.“ Einen Monat später empfing Hitler britische Veteranen und schwelgte mit ihnen in der Erinnerung an die alten Tage in den Schützengräben, „und das taten sie mit so viel Leidenschaft, als seien sie Waffenbrüder, die aus dem gleichen Unterstand geschossen hätten.“[14]
Am 7. März 1936 wagte es Hitler im Vertrauen auf das englische Wohlwollen mit einer Frankreich noch weit unterlegener Wehrmacht die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes zu besetzen. Nach dem Versailler Vertrag bedeutete das Krieg. England, Italien und Belgien sollten Frankreich sofort zu Hilfe eilen. Doch die Zeitungen Daily Express und Daily Mail spendeten Hitler Beifall. Philipp Kerr, einer der Architekten des Versailler Vertrages, und Lord Astor erinnerten an die notwendige deutsche Rolle als Damm gegen den Bolschewismus und hielten den erbosten Franzosen vor, sich wegen des verständlichen Wunsches Deutschlands, „seinen eigenen Hinterhof zu betreten“, nicht streitsüchtig zu zeigen.
Anthony Eden und Lord Halifax flogen nach Paris und mahnten:
„Unterlassen Sie jeden Akt, der zum Krieg führen könnte. England will Frieden.“
Auf einer Sitzung des Völkerbundes am 14. März „verkündete Eden, mit einer perfekt doppelzüngigen Phrase des außenministeriellen Jargons zum Vergnügen der Nazis, dass die Besetzung des Rheinlandes ein Verstoß gegen den Vertrag von Versailles sei, aber keine Bedrohung des Friedens darstelle. Sie gefährde die Macht Frankreichs, aber nicht seine Sicherheit. Die Franzosen waren verblüfft.“[15]
Im Rahmen der britischen Taktik musste der Vorstoß der Appeaser auch eine entgegengesetzte Reaktion auslösen.
„Nach dem Rheinlandkomplott wurde die Anti-Nazi-Fraktion unter Chrurchills Führung und mit jüdischem Geld in eine schnellere, entschlossenere und streng geheim agierende Einrichtung, die als The Focus bekannt wurde, umgewandelt. (…) Doch Hitler machte sich nicht die geringsten Sorgen wegen Churchills Partei. In seinen Augen war sie nur eine Belästigung, die zu nichts als leeren Worten fähig war.“[16]
Hitler strebte nach einem Zusammentreffen von hohem Symbolwert und lud Premierminister Baldwin ein. Doch dieser lehnte höflich ab und schickte aus den Rängen der Appeaser Lloyd George aus, den Führer in seinem Adlerhorst in den Alpen aufzusuchen. So schüttelte Hitler nicht seinem amtierenden Amtskollegen, sondern dem früheren Premierminister die Hand, einem der erfolgreichsten Hebammen des Nazismus, der den Versailler Vertrag ausgehandelt hatte. Hitler war von ihm mehr als beeindruckt, nannte ihn ein „Genie“ und wollte ihn auf dem Parteitag in ein paar Tagen zur Schau stellen.
Doch Lloyd George „lehnte vorsichtig ab, hielt sich aber nicht dabei zurück, schlecht über die Tschechen zu sprechen. – Auch das ein Hinweis. In einem Wort: Das Treffen war ein weiterer Erfolg, und Lloyd George sollte danach den Führer in der Presse loben und ihn als den ´größten Deutschen dieses Zeitalters` würdigen.“ (s .Anm .16)
Schließlich kam nach all diesen Freundlichkeiten im November 1937 die Zeit, „den Führer weiter in Richtung Krieg zu stoßen. Die Entsendung von Lord Halifax am 19. November zu Hitlers Alpenresidenz brachte die Wende in der Dynamik, die zum Zweiten Weltkrieg führte.“ Halifax sagte zu Hitler zusammengefasst: England hält Deutschland für die Bastion gegen den Kommunismus. Es hat keinen Einwand gegen den Anschluss Österreichs und der Tschechoslowakei. Deutschland solle keine Gewalt anwenden, um seine Ziele in Europa zu erreichen, wohl wissend, dass Hitler dies angesichts der westlichen Waffenlieferungen kaum als ernst gemeint betrachten werde.[17]
Hitler im „Feuerschutz“ der britischen Presse
Im Februar 1938 „erklärten Premierminister Chamberlain und Schatzkammersekretär Sir Eric Simon im Unterhaus, man könne nicht erwarten, dass Großbritannien die österreichische Unabhängigkeit unterstütze. Das war das Signal. Am 12. März marschierte Hitler in Österreich ein.“[18] Das in Versailles gebildete Konstrukt Tschechoslowakei, in das 3,4 Mio. Sudetendeutsche (22% der Bevölkerung) eingeschlossen worden waren, gab Hitler den nächsten vorgezeichneten Ansatzpunkt, im Namen der „ethnischen Selbstbestimmung“ einzugreifen (Internationale Allianz mit Hitler und Nazi-Deutschland – Teil 1: Die USA Connection).
Die britische Presse gab Feuerschutz. Die britische Regierung verweigerte den aufständischen deutschen Militärs um General Beck die Zusammenarbeit, spielte die Kampfstärke der gut trainierten tschechoslowakischen Armee herunter, beruhigte über geheime Boten Hitler, demnächst erfolgende scharfe offizielle Stellungnahmen Englands und Frankreichs zu ignorieren und sorgte dafür, dass im Münchner Abkommen vom September 1938 die Tschechoslowakei aufgeteilt und Hitler der Weg freigemacht wurde. Die englische Öffentlichkeit wurde durch eine geschürte Kriegshysterie stillgehalten:
„England sei durch Luftangriffe mit Giftgaseinsätzen seitens der (deutschen) Luftwaffe bedroht. In den ersten Septemberwochen wurden Gasmasken an die Londoner ausgegeben und Luftschutzübungen durchgeführt.“
Gegen die Annexion der Rest-Tschechoslowakei durch Hitler am 14. März 1939 protestierten die Alliierten, aber dabei blieb es.
„Um Versailles endgültig abzuwickeln, blieb jetzt nur noch Polen übrig.“
Mit der Abtrennung Posens und Westpreußens an Polen, der Unterstellung Danzigs unter den Völkerbund und der damit verbundenen Trennung Restdeutschlands von Ostpreußen waren 1919 weitere Konflikte bewusst veranlagt worden. Hitler hatte am 21. 10. 1938 Gespräche mit Polen begonnen, in denen er „die Rückgabe Danzigs und einen Streifen von einem km Breite durch den polnischen Korridor für eine Autobahn und eine vierspurige Eisenbahnlinie unter deutscher Souveränität forderte. Diese ziemlich bescheidene Anfrage wurde dem polnischen Verbündeten in einer so freundlichen Atmosphäre wie möglich unterbreitet. (…) Hitler wollte Polen nicht überrennen, sondern es viel lieber in den bevorstehenden Angriff auf Russland einbinden.“ 18 Doch Ende März 1939 wurde Hitler plötzlich streitsüchtig. Er wusste nicht, dass England Polen heimlich Angebote gemacht hatte.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in der Tschechoslowakei konnten die Briten vor der Öffentlichkeit die Politik des Appeasements nicht mehr vertreten. Die Pro-Nazi-Friedenspartei rückte auf die hinteren Bänke, und die Round-Table-Gruppe verschmolz mit den Antibolschewisten.
„Dabei täuschte die sichtbare Front unter Führung von Halifax ein unnachgiebiges Vorgehen gegen die Nazis vor, während die geheime Front, die mit der Chamberlain-Gruppe besetzt war, Hitler weiterhin Zugeständnisse machte und ´freundliche` Zusicherungen abgab, dass England nicht in den Krieg eintreten werde.
Hitler war genau so weit gegangen, wie man ihm erlaubt hatte. Nun war es für Großbritannien Zeit, ihn an der Westfront hereinzulegen, um den Krieg voranzubringen. Am 31. März 1939 (…) informierte Chamberlain das Unterhaus, dass ´im Fall irgendeines Vorgehens, das die Unabhängigkeit Polens deutlich bedroht, die Regierung Seiner Majestät sich verpflichtet fühle, der polnischen Regierung sofort jede Unterstützung zu gewähren, die in ihrer Macht steht.“
Das war ein ungewöhnlicher Blankoscheck. Andererseits versprach Chamberlain den Nazis bis in den August hinein als Gegenleistung für Frieden eine „allumfassende politische Partnerschaft“, während die Round-Table-Gruppe die Polen weiterhin bedrängte, in den Verhandlungen mit Hitler nicht nachzugeben.
„Egal, wie raffiniert die Strategie Großbritanniens (…) auch war, sie war immer die gleiche gewesen, nämlich einen Feind gegen einen anderen auszuspielen und die eigene Verwicklung dadurch abzusichern, dass es zuvor Satellitenländer förderte und den ausgewählten Feind damit wie mit Landminen umgab, in diesem Fall die Deutschen. Was England vor dem Ersten Weltkrieg mit den Garantien für Belgien getan hatte, wiederholte es nun mit Polen.“
Das Wichtige war, dass Deutschland gezwungen wurde, mit dem Krieg zu beginnen. Das gelang auch mit Hitler. Polen verweigerte Verhandlungen – mit Englands Bündnis im Rücken, und Deutschland marschierte nach einem halben Jahr fruchtloser Verhandlungsversuche am 1. September 1939 in Polen ein. Großbritannien erklärte Deutschland am 3. September den Krieg, kam aber den Polen trotz aller Versprechungen nicht zu Hilfe.
„Die Royal Air Force erhielt strikte Order, ja keine deutschen Landstreitkräfte zu bombardieren.“[19]
Literatur:
Adolf Hitler beging keinen Selbstmord: Chronik seiner Flucht aus Berlin mit Hilfe des britischen Geheimdienstes von Robin de Ruiter
Die Nazi-Wurzeln der “Brüsseler EU” von August Kowalczyk
Hitler überlebte in Argentinien von Abel Basti
Höllensturm: Die Vernichtung Deutschlands, 1944-1947 von Thomas Goodrich
Verweise:
[1] Guido Giacomo Preparata: Wer Hitler mächtig machte, Basel 2010, S. 315
[2] a. a. O., S. 309
[3] a. a. O. S. 309 – 310
[4] Vgl. Preparata a. a. O., S. 310 f. sowie Carroll Quigley: Katastrophe und Hoffnung, Basel32011, S. 428 f.
[5] Rudolf Steiner: Vortrag vom 28.3.1916 in: Gegenwärtiges und Vergangenesi m Menschengeiste, Gesamtausgabe (GA) Nr. 167, Dornach 1962
[6] Preparata a. a. O., S. 310, 312
[7] Carroll Quigley: Katastrophe und Hoffnung, Basel 2011, S. 428, 429
[8] a. a. O.
[9] Preparata S. 312
[10] Hier und im Folgenden siehe Preparata S. 312 f
[11] Nachweis bei Preparata S. 313
[12] a. a. O., S. 313-314
[13] a. a. O., S. 315
[14] a. a. O., S. 316
[15] a. a. O., S. 317
[16] a. a. O., S. 318
[17] a. a. O., S. 320
[18] a. a. O., S. 325-326
[19] a. a. O., S. 339
Quellen: PublicDomain/geolitico.de am 07.03.2017
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– Bösewicht installieren
– Bösewicht maximal erstarken lassen und unterstützen
– Nation des Bösewichts angreifen – Begründung: Der ist so böse man muß die Welt vor ihm befreien.