Ungersheim im Elsass entwickelt sich zum autarken Dorf – ein Dorf in Südtirol stellt sich mutig gegen Monokulturen und Pestizide.
Nur 2.500 Menschen leben in diesem Dorf im Elsass, doch wahrscheinlich hat bereits halb Frankreich von diesem Fleckchen Erde gehört. Nicht nur das ortseigene Solarkraftwerk sorgt für Aufmerksamkeit, sondern auch die Pferdekutsche, die jeden Morgen die Kinder zur Schule fährt.
Der Schulbus wurde durch eine Pferdekutsche ersetzt
Der Ungersheimer Bürgermeister Jean-Claude Mensch glaubt fest an sein Dorf als umweltpolitisches Vorbild für viele andere Gemeinden. In Frankreich dominiert noch immer die Atomkraft, Stromheizungen sind erstaunlich weit verbreitet: Gerade das lässt die konsequente Abkehr von den eingefahrenen Wegen so krass erscheinen.
Der Schulbus wurde jüngst durch eine Kutsche ersetzt, doch nicht alle Eltern sind davon begeistert. Noch immer werden Schüler mit dem Auto zur Schule und zurück gekarrt, doch das Pferdefuhrwerk fungiert ohnehin nur als Teil eines großen Puzzles, das sich immer mehr erweitert.
Sogar ein Filmteam zog es bereits in das legendäre Ungersheim, wo Pestizide in den Grünanlagen keinen Platz mehr haben und die Turnhalle mit Holz beheizt wird.
Ein Film der Journalistin und Aktivistin Marie-Monique Robin zeigt: Ungersheim ist kein Dorf wie jedes andere. Hier, so scheint es, packt man die Dinge an, an der Wurzel, ist Vorreiterin – auch wenn dies manchem Durchschnittsfranzosen kurios erscheinen mag. „Was mich besonders begeistert hat, war, dass die Menschen hier den Begriff von Gemeinschaft und Gemeinwesen mit neuem Sinn gefüllt haben“, sagt die Filmemacherin.
„Was erwarten wir von der Zukunft, von unserem Leben, von uns und von den anderen? Das sind die entscheidenden Fragen.“ Ihre Dokumentation hat Robin also „Qu’est-ce qu’on attend?“(„Was erwarten wir?“) genannt. „Alles steckt in dieser einen Frage“, sagt auch Bürgermeister Jean-Claude Mensch.
2011 schloss sich Ungersheim der Transition-Bewegung an
Jean-Claude Mensch hat seinen Bürgermeisterposten bereits seit dem Jahr 1989 inne und musste ihn als parteiloser Kandidat immer wieder hart verteidigen, denn natürlich würden seine Kritiker gern einmal kräftig auf die Bremse treten.
Im Jahr 2011 schloss sich Ungersheim der Transition-Bewegung an, einer länderübergreifenden Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiative. Das Dorf steht zwar auf weiter Flur recht allein da, besitzt aber trotzdem einige schlagkräftige Mitstreiter wie beispielsweise die deutsche Stadt Freiburg (Alternatives Leben: Ein paradiesisches spanisches Ökodorf voller Auswanderer (Videos)).
Im Lebensmittelbereich setzt die Gemeinde verstärkt auf einen geschlossenen Kreislauf und Selbstversorgung. Ein Trägerverein hat die Bewirtschaftung des ortsansässigen Biohofs übernommen, der nicht nur die eigene Schulkantine beliefert, sondern auch biologisch wertvolle Mahlzeiten in den den Schulen umliegender Dörfer verteilt.
In Arbeitsgruppen und Bürgerforen ist viel diskutiert und organisiert worden. Mit sichtbaren Ergebnissen. Inzwischen unterhält Ungersheim eine biologisch wirtschaftende Gärtnerei und einen Biohof, den ein Trägerverein betreibt. Täglich werden mehr als 500 Gemüsekisten bestückt und vermarktet.
Selbstversorgung, geschlossene Kreisläufe, alles verwerten – das will Bürgermeister Mensch. Logisch auch, dass sich der Gemeinderat in einer Resolution gegen den Weiterbetrieb des Akw im 20 Kilometer entfernten Fessenheim ausgesprochen hat. Doch ganz ohne Strom von außerhalb geht es nicht – trotz des dorfeigenen Solarkraftwerks. Seit zwei Jahren wandeln in Ungersheim Photovoltaik-Platten auf 40 000 Quadratmetern Licht in Strom um für 10 000 Menschen.
Es ist angeblich die größte Anlage dieser Art im Elsass. „Wir werden nie zu einhundert Prozent unabhängig sein, schließlich leben wir nicht auf einer Insel“, sagt Mensch. „Wir wollen so weit wie möglich gehen.“
Weggeworfen wird dabei möglichst wenig, die Resteverwertung findet in der Ungersheimer Suppenküche statt. 100 neue Arbeitsplätze entstanden in Ungersheim durch diesen strikt grün orientierten Kurs, 120.000 Euro sparte die Gemeindekasse ein und 600 Tonnen Treibhausgas fanden gar nicht erst ihren Weg in die Atmosphäre.
Jean-Christophe Moyses. Er bewirtschaftet als Biobauer 54 Hektar bei Ungersheim und sagt als einer der Protagonisten in Marie-Monique Robins Film: „Wir werden die Welt nicht ganz allein verändern, aber wir zeigen hier, dass eine Veränderung möglich ist.“ Er ist der einzige geblieben unter sechs Bauern am Ort, der Biolandbau betreibt. „Macht nichts“, resümiert Jean-Claude Mensch. „Veränderungen, auch globale beginnen im Kleinen.“
Insgesamt erinnert uns Ungersheim stark an die Gemeinde Mals, die sich mitten im Südtiroler Obstanbaugebiet gegen die Herrschaft der Pestizide stemmt.
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=iwrKxemNHHA
Mals: Ein Dorf stellt sich mutig gegen Monokulturen und Pestizide
Die Bürger der Südtiroler Marktgemeinde Mals vergleichen sich gern mit dem berühmten Dorf in Gallien, aus dem Asterix und Obelix stammen. Vor etwa zwei Jahren beschloss der 5000-Einwohner-Ort sich komplett querzustellen, und den Siegeszug der Apfelbaum-Monokulturen aufzuhalten.
Zerstörtes Landschaftsbild und Pestizidverwehungen im Unteren Vinschgau
Der Untere Vinschgau in Südtirol ist bereits von Monokulturen durchzogen: Hier stehen die Apfelbäume in Reihe und Glied, in exakt dem passenden Abstand, um die Pestizidsprüher ungehindert hindurchfahren zu lassen. Nicht nur das Landschaftsbild wurde so gravierend gestört, auch viele Tier- und Pflanzenarten verschwanden aus der Gegend.
Ein Nebeneffekt liegt in der Verwehung von Pestiziden durch den Wind, denn die Sprühwagen spritzen direkt in die Baumkronen, von wo aus die Gifte bis in die privaten Gärten sowie auf Pausenhöfe und Spielplätze gelangen.
Weil diese Art des Obstanbaus so viel Geld einbringt, droht eine weitere Ausbreitung der Monokulturen bis in den Obervinschgau. Die dort ansässige Gemeinde Mals zog vor etwa zwei Jahren überraschend die Reißleine, bei einer Volksabstimmung sprachen sich 75 % der dortigen Einwohner für eine ökologisch orientierte Landwirtschaft und gegen die Verwendung von Pestiziden aus.
Chemisch-synthetische Pestizide auf Malser Gemeindegebiet verboten
Bürgermeister Veith nahm diesen Entscheid sehr ernst: Da ein generelles Verbot gesetzlich nicht machbar war, erließ er eine sogenannte Durchführungsverordnung, die rein praktisch aus vielen kleinen Verboten besteht. Auf dem gesamten Gemeindegebiet darf somit kein chemisch-synthetisches Pestizid mehr genutzt werden, weder auf einer Obstbauplantage noch im privaten Garten.
So wird echte Biolandwirtschaft erst wirklich möglich, ohne vom Wind herbeigetragene Gifte auf Wiesen und Äckern. Auch die Wildblumen dürfen sich weiter in voller Pracht zeigen, zwischen den gespritzten Apfelbäumen haben sie nämlich kaum eine Chance zum Wachsen (Geodome – Wohnen im alternativen Kuppelbau (Video)).
Der Gegenwind ließ natürlich nicht auf sich warten, Veith musste zahlreiche persönliche Beleidigungen einstecken. Doch heute steht er noch immer felsenfest zu seiner Entscheidung, die Gesundheit der ihm anvertrauten Bürger und die Umwelt maximal zu schützen.
Übrigens erhalten die Malser Kinder in Kindergärten und Schulen ein von der Gemeinde gesponsertes Bio-Essen, auch darin sieht der Bürgermeister eine echte Priorität.
Beiden Ortschaften können wir nur ganz fest die Daumen drücken!
Literatur:
Das große Buch der Selbstversorgung von Dick Strawbridge
Der Grüne Blackout: Warum die Energiewende nicht funktionieren kann von Alexander Wendt
Der Selbstversorger: Mein Gartenjahr: Säen, pflanzen, ernten. Inkl. DVD und App zur Gartenpraxis: Storl zeigt, wie’s geht! (GU Garten Extra) von Wolf-Dieter Storl
Video:
https://vimeo.com/135581042
Quellen: PublicDomain/trendsderzukunft.de/badische-zeitung.de am 05.02.2017
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