Trotz langjähriger Bemühungen ist es bis heute nicht gelungen, die unkontrollierte Rodung von Wäldern und den Verkauf von illegal geschlagenem Holz zu verhindern. Vor allem Tropenholz, aber auch Stämme aus den borealen Wäldern Russlands werden in großen Mengen verkauft.
Einer der Gründe dafür: „Es gibt bisher weder ein übergreifendes internationales Abkommen gegen illegale Rodung noch eine international akzeptierte Definition, was unter illegalem Holzeinschlag überhaupt alles verstanden wird“, heißt es im aktuellen Report des Internationalen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO).
Für den Bericht hat ein internationales Forscherteam untersucht, welchen Schaden das illegale Geschäft mit dem Holz weltweit bewirkt und warum es sich so schlecht bekämpfen lässt.
Illegaler Handel weicht einfach aus
Eines der Ergebnisse: Nationale Gesetze und Handelsabkommen zwischen einzelnen Ländern mit dem Ziel, die legale Herkunft von Holz sicherzustellen, dämmen illegale Rodungen kaum ein. Denn zum einen wird die Mehrheit des geschlagenen Holzes ohnehin innerhalb der Länder verkauft und verarbeitet. Zum anderen verlagert sich der illegale Handel einfach auf andere, weniger regulierte Märkte.
So sind China und Indien die derzeit größten Importeure von illegal gehandeltem Tropenholz, während Russland die Hauptquelle für illegal gehandeltes Holz aus borealen und gemäßigten Wäldern ist.
„Auch Brasilien, Indonesien und Malaysia gehören zu den dominierenden Ländern unter den illegalen Holzproduzenten“, berichten Daniela Kleinschmit von der Universität Freiburg und ihre Kollegen (IKEA holzt ab: Schwedischer Konzern soll Nutzwälder aus illegalen Mafia-Beständen erworben haben (Video)).
Landwirtschaft, Not und kriminelle Netzwerke
Ein weiterer Aspekt ist die Frage, wer am illegalen Holzeinschlag schuld ist. Dabei zeigt sich: Rund ein Drittel des illegal gehandelten Tropenholzes stammt aus Wäldern, die – ebenfalls illegal – in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt werden. Diese dienen dann der Erzeugung exportorientierter Güter wie Palmöl, Sojabohnen oder Rindfleisch – Gütern, von denen auch wir dann profitieren (Welt ernähren und die Wälder retten – weniger Fleisch machts möglich).
Außerdem sind etwa eine Milliarde Menschen weltweit auf finanzielle Einkünfte aus Wäldern angewiesen, um ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, wie die Forscher berichten. Doch 86 Prozent aller Waldflächen sind in öffentlichem Besitz.
Das bedeutet: Das „Wildern“ von Holz, als informeller Holzeinschlag bezeichnet, nimmt weltweit zu. Gleichzeitig jedoch bilden sich zunehmend gut organisierte kriminelle Netzwerke heraus, über die das heimlich gerodete Holz verteilt und gehandelt wird. Diese Netzwerke nutzen den illegalen Holzhandel teilweise, um Kriege und gewaltsame Konflikte zu finanzieren, wie die Forscher herausfanden.
Ohne internationale Kooperation geht es nicht
Insgesamt verursacht der illegale Einschlag und Handel von Holz einen jährlichen Schaden von mehr als 152 Milliarden US-Dollar weltweit und beeinträchtigt damit Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaften, wie die Wissenschaftler betonen. Klar sei zudem, dass die bestehenden Gesetze und Regulierungen nicht ausreichen, um die derzeitigen Aktivitäten auf diesem Gebiet einzudämmen.
„Die Politik muss die drei wichtigsten Dimensionen dieses Problems berücksichtigen, um effektiv dagegen vorzugehen: den informellen Holzeinschlag, die Herausbildung krimineller Netzwerke und die Umwandlung von Wald in landwirtschaftlich genutzte Flächen“, sagt Kleinschmit.
Die Wissenschaftler betonen, dass mehr internationale Kooperation erforderlich ist, um den illegalen Einschlag und Handel von Holz einzudämmen (Monsanto kooperiert mit WWF um Amazonas in riesige Gen-Soja-Plantage umzuwandeln (Video)).
Waldklau in Deutschland
Holz ist wertvoll geworden. Die Preise steigen seit Jahren – ebenso der Verbrauch. Und so kommt es, dass mitunter ganze Waldflächen illegal gerodet werden. Knapp 200 Diebstähle registriert Brandenburgs Polizei jährlich. Doch die Eigentümer haben kaum Möglichkeiten, ihren Wald zu schützen (Konsumhunger frisst Wald: Wie geht es unserem Wald wirklich).
Mitten in der Nacht rückten Waldarbeiter mit geländegängigen Fahrzeugen an. Ein Trupp erntete die Bäume, der andere lud sie direkt auf Anhänger. Alles war hell erleuchtet. Christoph Rechberg machte zufällig eine Routinekontrolle, als er auf die Männer stieß. „Das war mein Wald, den die da rodeten“, sagt der Rechtsanwalt, der in Plattenburg (Prignitz) lebt.
Rechberg hielt einen Fahrer an, der kein deutsch sprach und ließ sich den Ausweis zeigen. Dann verständigte er die Polizei. Doch die Waldarbeiter ergriffen die Flucht. Da er befürchtete, dass die Trupps wiederkommen, nächtigte der Eigentümer vor Ort im Schlafsack. „Das hat sich gelohnt“, sagt Rechberg. „Am frühen Morgen ging der Maschinenlärm wieder los.“
Die erneut alarmierte Polizei nahm Personalien auf und leitete ein Strafverfahren gegen den Auftraggeber ein. Dieser wohnte direkt in der Nähe. 1200 Festmeter Kiefernholz wurde in jener Nacht im März 2015 illegal gerodet – ein Waldstück von 15 Hektar Fläche ist ausgedünnt. „Angeblich nur aus Versehen“, sagt Rechberg.
Diese Begründung hören geschädigte Waldbesitzer immer wieder, nachdem ihr Holz gestohlen wurde. Doch glaubhaft sei dies nicht, sagt Martin Hasselbach, Geschäftsführer des brandenburgischen Waldbesitzerverbandes. „Es kann passieren, dass man das eigene Flurstück um ein paar Meter verfehlt“, sagt er. Trotz GPS und elektronischer Steuerung. „Aber nicht mehrere Hektar.“
Hasselbach hat für dieses Phänomen ein Wort kreiert: Waldklau. Die Täter handelten „auf Bestellung“, verfügten über entsprechende Technik. Das Problem sei, dass viele Eigentümer nicht in der Nähe ihrer Forstgebiete wohnen und daher nicht auf ihre Flächen achten können. Manche Verbandsmitglieder stammten aus dem Ausland. „Wald wird vielfach vererbt, die Familien sind weit versprengt.“
Im vergangenen Jahr war Hasselbach als Sachverständiger vor dem Amtsgericht Bernau geladen. Es ging um eine illegale Rodung von fünf Hektar Wald, die ein Täterduo – Vater und Sohn – zu verantworten hatte. Sie besaßen zwar selbst Flächen, machten jedoch immer wieder „Schlenker“ auf benachbarte Flurstücke. Das Holz sei dann gewinnbringend verkauft worden, berichtet Hasselbach.
Für Rechberg war die Nacht-und-Nebel-Aktion nicht der einzige Diebstahl. Vor einigen Jahren bemerkte er, dass 18 Bäume an einem Waldweg fehlten. Er verfolgte die frischen Treckerspuren – sie führten zu einem nahegelegenen Gehöft. Die Baumstämme lagen zersägt auf dem Hof. „Als wir klingelten, war der Hauseigentümer um Ausreden nicht verlegen.“ Angeblich hatte der Förster grünes Licht erteilt, was nicht stimmte. Die Folge: Der Mann musste ein Bußgeld und Schadenersatz zahlen.
Insgesamt 188 Fälle von Holzdiebstahl registrierte die Polizei im Jahr 2014. Der Schaden belief sich auf 210 000 Euro – ein Jahr zuvor waren es noch knapp 400 000 Euro. Doch einen Schutz vor Diebstählen – bei denen es sich in der großen Mehrzahl um kleinere Delikte handelt, wenn etwas Holz für den heimischen Kamin aufgeladen wird – gibt es kaum. So lassen Sägewerke und andere verarbeitende Unternehmen mitunter sogenannte Tracker an Holzstapel im Wald anbringen. Denn diese gehen bereits kurz nach dem Einschlag in ihr Eigentum über. Zwei bis sechs Wochen dauere es bis zum Abtransport, sagt Denny Ohnesorge, Chef des Verbandes der Rohholzverbraucher. Mit Hilfe der elektronischen Sender seien bereits Diebe überführt worden.
Von einem flächendeckenden Problem würde er nicht sprechen, allerdings seien Diebstähle für einzelne Unternehmen schon dramatisch. Mit einer Umfrage hat Ohnesorge herausgefunden, dass 30 000 bis 40 000 Kubikmeter Holz jährlich in Deutschland gestohlen werden. „Das kann man nicht alles mit Pkw abtransportieren“, sagt er. „Hier sind auch professionelle Banden am Werk.“ Dabei bieten deutlich gestiegene Preise für Kaminholz große Anreize.
Der Direktor des Landesforstbetriebs Brandenburg, Hubertus Kraut, hat dagegen noch keine größeren Diebstähle registriert. 270 000 Hektar besitzt das Land und nahm im Jahr 2014 rund 53 Millionen Euro mit Holzverkäufen ein. Während Hasselbach fordert, Schranken an Waldwegen wieder zu verschließen, lehnt Kraut dies ab. „Wald ist Erholungsraum für jedermann“, sagt er. „Die Schranken müssen daher offen bleiben.“
Ebenso spricht Carsten Leßner, Referatsleiter Forst im Umweltministerium, von einem marginalen Problem. „Brennholzdiebstähle kommen schon vor, aber wir haben hier keine organisierte Kriminalität“, sagt er. Die insgesamt 160 Förster in Brandenburg seien wachsam, ebenso die Bürger, die jeden kleinen Holzeinschlag melden. „Was glauben Sie, wie oft hier die Telefone klingeln.“
Mit GPS-Technik gegen Holzdiebe
Die GPS-Sender sind in den Holzstämmen nicht zu sehen. Aber sie melden sofort, wenn Stämme unerlaubt aus dem Wald transportiert werden. Der rbb ist dem Phänomen Holzdiebstahl kürzlich auf den Grund gegangen.
Pro Jahr werden etwa 0,06 Prozent der Rohholz-Menge in Deutschland gestohlen, wie eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) ergab. Insgesamt sind dies ca. 2000 Lkw-Ladungen. Doch die Holzwirtschaft ergreift Gegenmaßnahmen. Kleine robuste GPS-Sender, sogenannte „Forsttracker“ werden für die Holzdiebe unsichtbar an den Holzstämmen angebracht. Sobald ein Stamm oder gar ein ganzer Holzpolter verladen und bewegt wird, erhält der Besitzer eine Benachrichtigung und kann die Abfahrt via Internet auf der Karte nachverfolgen (Weltweit nur noch zwei intakte Wälder übrig – Europas letzter Urwald bedroht (Videos)).
In der Regel wird bereits eingeschlagenes, an der Waldstraße liegendes Holz gestohlen. Fälle in denen stehende Bäume erst gefällt und anschließend abtransportiert wurden sind dagegen äußerst selten.
Holzdieb ist nicht gleich Holzdieb
Im Wesentlichen können zwei Gruppen von Holzdieben unterschieden werden:
- Privatleute die zur Deckung ihres Kaminholzbedarfs, zumeist mit einem Anhänger kleinere Mengen von 3 bis 10 Kubikmetern stehlen.
- Brennholzhändler und Holzspediteure, die mit einem professionellen Holztransport-LKW mit Kranausleger auch ganze Polter im Wald abfahren.
In Deutschland wird mehr Nadel- als Laubholz gestohlen, wobei der prozentuale Anteil des gestohlenen Laubholzes an der gesamten in Deutschland gehandelten Menge höher ist als beim Nadelholz. Sortimentsweise gesehen wird besonders häufig Energieholz mit bis zu 2m Länge und Industrieholz mit 2 bis 3m Länge gestohlen.
Täterermittlung
Die Täterermittlung gestaltet sich oft schwierig. Häufig entsteht nur ein geringer Schaden von wenigen hundert Euro, es gibt selten Zeugen und die Tatzeit kann nicht präzise ermittelt werden kann, wenn der Schaden erst nach Wochen entdeckt wird. Dies führt dazu, dass die Verfahren gegen Unbekannt von den Ermittlungsbehörden schnell eingestellt werden.
Literatur:
Bäume helfen heilen: Wie Sie mit Bäumen Kontakt aufnehmen und ihre natürlichen Energien nutzen von Manfred Himmel
Wer Beton sät, wird Zorn ernten: Mexikos Umweltbewegung von unten von Luis Hernández Navarro
Rodung des Regenwalds aus umweltethischer Sicht von Michel Bartoschik
Wege zu Orten der Kraft: Plätze der Erholung, Inspiration und Heilung selber finden von Pier Hänni
Quellen: PublicDomain/dhwr.de/moz.de/Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau am 06.12.2016
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Der “ Mensch “ hat nun mal ein eingeschränktes denken ,ok wenn man das überhaupt-denken -nennen kann.Von Habgier angetrieben nennen die Rohstoffe auf der Erde ihr eignen-es ist einfach -dumm-was der “ Mensch “ anrichtet.