Die Gesundheit der eigenen Kinder ist für die meisten Menschen das allerwichtigste. Umso alarmierender sind die nachfolgenden Informationen, die ich gerne mit Ihnen teilen würde.
Wussten Sie, dass wir in unserem täglichen Leben von zahllosen Umweltgiften umgeben sind, die meistens unsichtbar und geruchlos im Verborgenen schlummern. Aber ich muss Ihnen versichern: sie sind allgegenwärtig. Auf dem Markt der Europäischen Union sind schätzungsweise 100.000 unterschiedlichste Chemikalien im Umlauf.[1]
Sie finden Verwendung in der industriellen Produktion und gelangen so in die Waren des täglichen Bedarfs. Besonders gefährdet sind Ungeborene und Kinder in sehr jungen Jahren. Gerade im pränatalen Stadium sind die Entgiftungsmechanismen der heranwachsenden Geschöpfe nicht ausgereift (Die Welt ertrinkt in Chemikalien).
Eine Belastung mit den vielen Umweltgiften kann somit gravierende Entwicklungs- und Verhaltensstörungen nach sich ziehen. In einer aktuellen Studie aus den USA konnten bei einer Vielzahl schwangerer Frauen wahre Gift-Cocktails im Blut nachgewiesen werden.
Auf 90 Prozent der untersuchten Frauen traf dies zu, in Einzelfällen konnten sogar bis zu 62 schädliche Chemikalien auf einmal festgestellt werden. Neben den Schwermetallen Blei und Quecksilber fanden die Forscher Flammschutzmittel mit polybromierten Biphenylen, Luftschadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und vor allem Weichmacher.
„Überwältigende wissenschaftliche Belege existieren dafür, dass die frühe Belastung mit solchen neurotoxischen Chemikalien zu einer ganzen Reihe von Entwicklungsstörungen bei Kindern beiträgt“, erklärt Federica Perera von der Columbia University in New York. Dies hänge besonders damit zusammen, dass der wichtigste Teil der Hirnentwicklung im Mutterleib stattfinde. „Wenn man diesen Prozess stört, kann das dauerhafte Folgen haben.“[2]
Jedes 10te Kind weist Verhaltens- & Entwicklungsstörungen von Geburt an auf!
Es ist nicht das erste Mal, dass auf den Einfluss von Umweltgiften auf das ungeborene Leben aufmerksam gemacht wird. Bereits im Jahr 2014 hatten Wissenschaftler der Universität Harvard und der Odense Universität in Dänemark entsprechende Studienergebnisse publiziert. Sie kamen zu dem schockierenden Befund, dass mehr als jedes 10te Kind bereits von Geburt an Verhaltens- und Entwicklungsstörungen aufweist.
Hierzu zählen Autismus, Hyperaktivität und geistige Defizite, darüber hinaus aber auch später auftretende Aggressionen und sonstige Verhaltensauffälligkeiten. „Die Wurzeln dieser globalen Pandemie von neurologischen Entwicklungsstörungen sind bisher nur in Teilen verstanden“, erklärten die Forscher damals (Alltägliche Chemikalien: Gift für Kindergehirne).
Eine genetisch bedingte Ursache konnte nur für 30 bis 40 Prozent der Fälle festgestellt werden, so dass vor allem Umwelteinflüsse wie die Belastung mit toxischen Chemikalien in den Fokus geraten.[3]
Auch Allergien und Autoimmunerkrankungen nehmen bei Kleinkindern immer weiter zu. In Europa soll bereits jedes dritte Kind chronisch krank sein, in den USA sogar mehr als 50 Prozent.[4]
Weichmacher – so gefährlich und doch so verbreitet
Besonders die in der Kunststoffherstellung verwendeten Weichmacher, sogenannte Phtalate und Bisphenol A (BPA), sind allgegenwärtig trotz ihres hohen Gefahrenpotenzials. Diese Stoffe machen Kunststoff geschmeidiger und finden sich in allerlei Lebensmittelverpackungen wie Plastikflaschen, Getränke- und Konservendosen.
Unweigerlich nehmen wir diese Substanzen beim Trinken aus der Plastikflasche mit auf. Beim ungeborenen Kind wirken sich diese hormonähnlichen Chemikalien nachteilig auf die Intelligenz aus, wie das Forschungsteam um Frederica Perera und Susan Schanz herausfand. „Zudem wird die pränatale Belastung mit Phtalaten mit Defiziten im IQ von Kindern, dem Arbeitsgedächtnis und dem Denken in Verbindung gebracht.“
Auch Kleinstkinder kommen mit Weichmachern tagtäglich in Kontakt. Sie finden sich in Kinderspielzeug, in Babyschnullern, einfach überall. „Phtalate sind überall, sie finden sich in verschiedenen Produkten“, sagt Susan Schanz von der University of Illinois (Phthalate: Hormonell wirksame Kuscheltiere – Wenn Kosmetik und Kleidung giftig sind).
Und jetzt halten Sie sich fest: in der EU befinden sich etwa 600 Phtalate auf dem Markt! Bei Kleinkindern können sie zu Verhaltens- und Entwicklungsstörungen beitragen, wie das Forscherteam herausfand. „Wirkungen umfassen die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie Aggression, Depressionen und andere Störungen der emotionalen Regulation.“[5]
In Frankreich wurde der Weichmacher BPA im Jahr 2015 komplett verboten, hierzulande gelten lediglich verschärfte Grenzwerte. Forscher gehen davon aus, dass BPA den Hormonhaushalt bei Frauen schädigt und zu einer verfrühten Pubertät führt, zudem sollen Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen hierdurch begünstigt werden.[6]
Das große Problem mit den gefährlichen Weichmachern ist die schier endlose Menge. Wenn also einer der Stoffe von den zuständigen Behörden verboten oder stark eingeschränkt wird, tritt an die Stelle einfach ein anderer Stoff. Ähnlich sieht das auch Andreas Gieß vom Bundesumweltamt: „Ob wir einen Weichmacher in einer hohen Konzentration oder 10 Weichmacher in einer niedrigen Konzentration haben, macht am Ende die gleiche Wirkung“.[7]
Belastetes Kinderspielzeug
Und wie gerne machen Eltern oder Verwandte Säuglingen und Kleinkindern eine Freude mit Spielzeug und Kuscheltieren?
Doch die Freude des Kindes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier große Gefahren lauern. Neben Weichmachern wurden bereits Umweltgifte wie Arsen, Blei und Quecksilber entdeckt.
Bei einem Test von Plüschtieren enthielten 19 von 30 getesteten Produkten kritische Mengen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Über verunreinigte Weichmacheröle oder Farbstoffmischungen geraten diese Substanzen in das Spielzeug.
Bei den Tests konnten die potenziell krebserzeugenden PAK Chrysen und PAK Naphtalin nachgewiesen werden. Auch durch mehrmaliges Auswaschen konnte der Gehalt der gefährlichen Substanzen nicht wesentlich reduziert werden.
Zwar wurden Ende 2015 die Grenzwerte für mehrere gefährliche PAK in der EU verschärft, doch selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung ist der Ansicht, dass eine unbedenkliche Dosis nicht beziffert werden kann. Die Substanzen können während des Spielens über den Mund oder die Haut aufgenommen werden.[8]
Selbst die Babynahrung ist vergiftet
Traurig aber wahr, selbst in spezieller Säuglingsnahrung konnten bereits zahlreiche Umweltgifte nachgewiesen werden. Im Reisbrei fanden die Tester von Ökotest beispielsweise teils große Mengen des krebserregenden Elements Arsen. Es kam sogar in seiner anorganischen Form vor, die als besonders giftig und gesundheitsgefährdend gilt.[9]
Darüber hinaus fanden sich auch Mineralöl, Cadmium, Nitrate und Benzol in Baby-Gemüsebreien. [10] Das Ergebnis einer Stichprobe des ZDF-Verbrauchermagazins WISO wies sogar genmanipuliertes Gemüse in Babynahrung der eigentlich als höchst verlässlich geltenden Marken Hipp und Demeter aus.[11]
In Mineralwasser, Keksen sowie Obst und Gemüse wurden zudem Rückstände von höchst giftigen Pestiziden und Herbiziden entdeckt. Einer Überprüfung von Greenpeace zufolge sind 4,4 Prozent der geltenden Pestizid-Grenzwerte für Obst und Gemüse vor allem für Kinder potenziell gesundheitsgefährdend – trotz einer EU-weiten Zulassung.
Bei Pestiziden, die gegen Pilzbefall und Insekten eingesetzt werden, hilft auch kein Abwaschen, da die Giftgemische auch in den Pflanzen stecken und nicht nur auf der Oberfläche. Nach einem Bericht der BBC aus dem Jahr 2013 enthält die Hälfte der in England konsumierten Obst- und Gemüsesorten Chemikalienrückstände, deren Verwendung nicht erlaubt ist.[12]
Es muss dringend gehandelt werden
Sie sehen also, die Umweltgifte sind überall und man kann sich ihnen kaum entziehen. Gerade ungeborene Kinder und Säuglinge sind ihnen schutzlos ausgeliefert und reagieren besonders empfindlich, da ihr Abwehrsystem kaum entwickelt ist.
Bei Untersuchungen von Neugeborenen in den USA konnten 287 unterschiedliche synthetische Stoffe nachgewiesen werden.
Hiervon gelten die meisten als krebserregend, fruchtschädigend und toxisch für Gehirn und Nervensystem.[13] Studien zeigen, dass Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. Immer mehr Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang mit der frühen, oftmals pränatalen Schadstoffeinwirkung und der steigenden Anzahl der in Umlauf befindlichen Chemikalien.[14]
Es besteht also dringender Handlungsbedarf: Die großen Konzerne, die Lebensmittel und Spielzeug herstellen, sind hier die falschen Adressaten, da sie Profitstreben über das Wohl der Kinder stellen. In der Pflicht stehen die zuständigen Behörden und ganz besonders die Politik, deutlich strengere Zulassungsregeln einzuführen und bei besonders gefährlichen Substanzen Verbote auszusprechen (Entgiftung statt Vergiftung: Giftbelastung im Körper erkennen – Sieben Warnzeichen (Video)).
Die EU-Behörden scheinen hierbei bislang nicht im Sinne der Verbraucher zu handeln. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die eigentlich die Aufgabe hat, Risiken in der Lebensmittelkette zu identifizieren und Grenzwerte und Verbote auszusprechen, gilt als industrienahe Institution, die von den Lobbyisten in der Wirtschaft stark beeinflusst wird.[15]
Und was tat die EU-Kommission vor ein paar Jahren: Sie entschärfte die Grenzwerte von gefährlichen Substanzen wie Blei, Antimon, Barium, Arsen und Quecksilber in Kinderspielzeug. Die Regeln traten im Jahr 2011 in Kraft.[16]
Literatur:
Statt Plastik: Schöne Sachen zum Selbermachen – das Ideenbuch für Einfälle statt Abfälle von Jutta Grimm
Plastikfreie Zone: Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben von Sandra Krautwaschl
Plastic Planet – limitierte plastikfreie Öko-Verpackung
Verweise:
[1] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/04/23/krank-durch-chemikalien-2/
[2] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/
[3] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/
[4] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/
[5] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/
[6] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/04/23/krank-durch-chemikalien-2/
[7] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/04/23/krank-durch-chemikalien-2/
[8] Vgl. https://netzfrauen.org/2015/12/18/gift-alarm-die-unsichtbare-gefahr-hoert-auf-unsere-kinder-krank-zu-machen/
[9] Vgl. https://netzfrauen.org/2013/09/30/babybrei-auch-gentechnisch-verseucht-vorsicht-chemie-cocktail-schon-von-kindesbeinen-an/
[10] Vgl. https://netzfrauen.org/2015/12/18/gift-alarm-die-unsichtbare-gefahr-hoert-auf-unsere-kinder-krank-zu-machen/
[11] Vgl. https://netzfrauen.org/2013/09/30/babybrei-auch-gentechnisch-verseucht-vorsicht-chemie-cocktail-schon-von-kindesbeinen-an/
[12] Vgl. https://netzfrauen.org/2013/09/30/babybrei-auch-gentechnisch-verseucht-vorsicht-chemie-cocktail-schon-von-kindesbeinen-an/
[13] Vgl. https://netzfrauen.org/2013/09/30/babybrei-auch-gentechnisch-verseucht-vorsicht-chemie-cocktail-schon-von-kindesbeinen-an/
[14] Vgl. https://netzfrauen.org/2015/12/18/gift-alarm-die-unsichtbare-gefahr-hoert-auf-unsere-kinder-krank-zu-machen/
[15] Vgl. https://netzfrauen.org/2014/07/05/der-lobbyismus/
[16] Vgl. https://netzfrauen.org/2016/09/15/studie-eine-fortschreitende-verdummung-und-stetige-zunahme-von-verhaltens-und-entwicklungsstoerungen-bei-kindern-durch-umweltgifte-report-a-host-of-common-chemicals-endanger-child-brain-developme/
Quellen: PublicDomain/watergate.tv am 31.10.2016
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