Alternatives Leben: Ein paradiesisches spanisches Ökodorf voller Auswanderer (Videos)

Teile die Wahrheit!

titel-aussteiger

„Willkommen am Arsch der Welt“, sagt Robert, als wir den Rio Guadiana in einem kleinen Dinghi hinunterrudern. Wir sind unterwegs zu seinem Bauernhof. Robert ist Ende 40, trägt ein verblichenes schwarzes Tanktop und Sonnenbrille, mit grauen Elvis-Koteletten und einer Zigarette im Mundwinkel.

Ich sehe mich um und sehe Eukalyptusbäume, die das Ufer säumen, sanfte Hügel um Häuser mit Kalkanstrich und orangefarbenen Dächern. Portugal zur einen Seite, Spanien zur anderen, blauer Himmel, 38 Grad. Eigentlich ein ziemlich schöner Arsch (Bild: Ein von Amateuren gebautes Haus).

Allerdings befindet er sich wirklich mitten im Nirgendwo. Nur zwei kleine Dörfer zu beiden Seiten des Flusses und jede Menge ungenutztes Land drumherum. Robert hat bisher ein aufregendes Leben geführt—er ist Ende der 1980er durch die Londoner Hausbesetzerszene getingelt, hat den Rock’n’Roll mit einer deutschen Punkband gelebt, ist mit Fela Kuti in seiner Kalakuta Republic abgehangen, hat Hasch aus dem Libanon in israelische Kibbuzim geschmuggelt. Und jetzt ist er hier, in Sanlucar de Guadiana im spanischen Andalusien, Einwohnerzahl: 500. Ein Paradies für Auswanderer.

Wir sind weit von der Costa del Sol mit ihren touristisch orientierten Bars. Die meisten europäischen Expats in Spanien befinden sich um Valencia, Malaga, Marbella und Torremolinos—Orte, an denen man an jeder Ecke ganz und gar unspanisches Essen bekommt und wo Socken in Sandalen niemanden mit der Wimper zucken lassen. Sie kaufen ihre Villen, sitzen am Strand, gehen Einkaufen und spielen Golf. Die kleine Expat-Gemeinschaft in Sanlucar sieht dagegen völlig anders aus.

Lass dich den Fluss entlangtreiben und du siehst sie an den Ufern: oben ohne in Strohhüten, über Gemüsebeete gebeugt, beim Schafe hüten oder Holz schleifen … alle kümmern sich um ihre Finca. Sie bauen Obst und Gemüse an, halten Nutztiere und bauen ihre eigenen Häuser, als wäre absolut nichts dabei (Alternatives Leben: Wie ein Obdachlosen-Dorf zum Nachhaltigkeits-Vorbild wird (Video)).

Das klingt vielleicht schön simpel—zieh auf ein Stück Land, bau ein Haus, pflanze Essbares an und halte ein paar Tiere—doch für ein nutzloses Kind des digitalen Zeitalters wie mich, aufgewachsen in einer Wirtschaft, in der grundlegende menschliche Fähigkeiten überflüssig und schon lange in Vergessenheit geraten sind, wirken diese Menschen sehr mutig.

Die Finca, auf der ich übernachtete, war fast autark. Sie bauen den Großteil ihres Essens an, halten Hühner und ein paar Schafe für Fleisch. Sie generieren ihren gesamten Strom selbst mithilfe von Solarpanelen und Windgeneratoren. Ein einfaches Bewässerungssystem pumpt Wasser aus dem Fluss, und das Wasser aus der Dusche und der Spüle fließt zu den Pflanzen und Obstbäumen.

Ich bin schon in ein paar Ökodörfern gewesen, und keine waren auch nur halb so gut wie diese Leute. Versuch mal, im mittel- oder nordeuropäischen Klima von der Natur zu leben: Den Großteil des Jahres wirst du Feuerholz sammeln, um im Winter nicht zu frieren, und dann wirst du den Winter damit verbringen, darüber zu fluchen, dass du in einem Verschlag aus recycelten Europaletten wohnst, statt in einem elektrisch beheizten und professionell isolierten Haus. Oder du kämpfst gegen Gerichtsvollzieher.

Doch in Spanien gibt es billiges Land, Baugenehmigungen und du kannst dein eigenes Gras anbauen. Dort wird nicht geflucht, sondern gelacht (Wo Glück mehr zählt als Geld: Eine Reise durch das Königreich Bhutan (Video)).

„Zu Hause kannst du nicht einmal einen Baum fällen oder dein Haus streichen, ohne dich durch die Behörden und den Papierkram zu quälen“, sagt Peggy. „Hier sind wir in Abgeschiedenheit und können machen, was wir wollen.“

300x250

Peggy kam an, als sie Anfang 30 war. Sie stieg eines Morgens in die falsche U-Bahn, fand sich am Hauptbahnhof wieder und sah das als ein Zeichen, sich aus dem Staub zu machen. Ohne zurückzublicken fuhr sie eine Stadt weiter, um eine alte Liebschaft abzuholen und zusammen segelten sie um die Welt, bis sie in Andalusien landeten.

Heute haben sie zwei Kinder, zwei Hunde, sechs Schafe, jede Menge Hühner und haben sich eine schnuckelige kleine Hütte am Fluss gebaut. Einfach so. Keine vorherige Erfahrung mit Landwirtschaft oder Häuserbau. Sie haben es einfach gemacht. Man muss ihren Mut bewundern. Ein sicheres und funktionierendes Haus zu bauen, wirkt auf mich so unerreichbar wie eine erfolgreiche OP am offenen Herzen als Amateur.

bild

Tony und Jan wohnen ein paar Fincas weiter flussabwärts. Wir paddelten mit dem Kajak herum und verbrachten den Tag auf ihrem Balkon, wo wir spanisches Bier tranken, ihren Bungalow bewunderten und über den Rest von Europa lästerten.

300x250 boxone

Sie sind Ende 60 und waren schon seit 42 Jahren dabei, um die Welt zu segeln, bevor sie vor drei Jahren hier hielten und sich ein Haus bauten. Sie lebten in einem Zelt, während sie einen Schuppen bauten, und dann lebten sie darin, bis das Dach auf ihrem Haus war.

 
„Wenn Menschen es können, dann kannst du es und ich kann es auch“, sagte Tony, ein weißhaariger Mann mit weit auseinander stehenden Zähnen und einer keuchenden Lache. „Ich hatte vorher auch noch nie Zement gemischt.“ (Alternatives Leben: Warum Gartenlauben das perfekte Zuhause sind (Videos))

Ein einheimischer Bauer hat ihnen gezeigt, wie man Trockenmauern baut, und sie haben einen Profi angeheuert, um die Bodenfliesen zu verlegen, doch alles andere haben die zwei selbst gemacht. Tony hat tonnenweise Ziegel und Sand den Fluss hochtransportiert und dann mit dem Moped zur Baustelle gebracht.

Nicht schlecht für einen dünnen, weißhaarigen alten Mann mit Rückenproblemen. Er musste aufgrund seines Alters mit dem Segeln aufhören, aber wer sagt, dass man nicht mit 70 noch sein eigenes Haus bauen kann?

Wollen die beiden jemals in ihre Heimat England zurück? Keine Chance. „Zigaretten und Bier kosten ein Vermögen, das Wetter ist scheiße und niemand redet miteinander.“ Kommt mir bekannt vor.

Und wenn sie nicht in ihren Fincas sind, dann sind sie in der Dorfbar, wo sie sich mit billigen Spirituosen betrinken und Geschichten erzählen. Die Gemeinschaft ist eine seltsame Mischung von angespülten Seglern, Hippies und ehemals Erfolgreichen (Alternatives Leben: Diese Familie lebt auf einem gigantischen Floß (Video)).

  

Es gibt auch einige ernste, pragmatische Ex-Militärs, die aus überlebenskünstlerischen Gründen nach Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit streben. Was sie alle gemeinsam haben, ist ihr glorreiches „Back to the roots“-Ideal.

Sie sind alle entkommen—aus Städten mit ihrer komplizierten Technologie, der niemals endenden Politik und dem ganzen Stress des modernen Lebens—und hierhergekommen, um ein einfaches Leben zu leben. Bau ein Haus, bau Essen an, betrink dich, dümple auf dem Fluss herum und ignoriere den Rest der Welt. Wunderschön.

Literatur:

Die besten Einfamilienhäuser aus Holz von Wolfgang Bachmann

Kleine Häuser – große Wohnarchitektur: Die Besten der Besten. Häuser Award von Bettina Hintze

Das große Buch der Selbstversorgung von Dick Strawbridg

Das Ende der Großen: Zurück zum menschlichen Mass von Leopold Kohr

Videos: Weitere Beispiele für alternatives Leben

https://www.youtube.com/watch?v=IX5WoVn10ps

Quellen: PublicDomain/vice.com am 28.05.2016

Weitere Artikel:

Alternatives Leben: Diese Familie lebt auf einem gigantischen Floß (Video)

Geodome – Wohnen im alternativen Kuppelbau (Video)

Alternatives Leben: Mini Haus auf Rädern (Video)

Leben im Baumhaus: Diese Zimmer hängen zwischen Stämmen

Schweizer baut Häuser aus Altpapier (Videos)

Mitten in der Natur: Ein Mini Haus für nur 9.800 Euro

Alternatives Leben: Warum Gartenlauben das perfekte Zuhause sind (Videos)

Alternatives Leben: Wie ein Obdachlosen-Dorf zum Nachhaltigkeits-Vorbild wird (Video)

Ein Haus aus einem einzigen Baum (Videos)

Mobiles Zuhause für Selbstversorger: Leben in der Holzklasse

Naturhaus: Eigenheim im Gewächshaus (Video)

Eins mit der Natur: Leben im Hobbit-Haus (Video)

Das erste Earthship Deutschlands (Videos)

Graswurzelrevolution: Leben und Einkaufen ohne Portemonnaie (Video)

Pflanzen selbst vermehren, alte Sorten pflegen – von der Saatgutindustrie autark leben

Arche Weinberg: Ein Campus für nachhaltige Lebenskultur entsteht vor den Toren Berlins

Der eigene Naturkeller: Perfekte Gemüse- und Obstkeller für Heimgärtner

Monte Verità: Der Traum vom alternativen Leben (Video)

Earthships: Autarke Häuser aus Müll (Videos)

Sie hatten es satt Miete zu zahlen und bauten einen LKW in einen Palast um (Video)

Die Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll Verschwörung

Das unerklärliche Rätsel der lebenden Mumien-Mönche

Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln

So produziert das Schulsystem Lemminge, die massenweise in ein erfolgloses Leben abstürzen

Leben wir in einem Hologramm?

Energetisiertes Wasser: Das bisher unbekannte Potenzial unseres Lebenselements (Video)

Überleben in Krisen- und Katastrophenfällen (Video)

Earthships: Autarke Häuser aus Müll (Videos)

Mini-Häuser auf Rädern: Tiny-Houses-Trend in Deutschland (Video)

Die wunderbare Welt der Baumhäuser (Videos)

Das Geheimnis der Bäume (Videos)

Zuerst hatte ich Mitleid mit den Menschen, die in diesem kleinen Haus wohnen, dann sah ich genauer hin… (Video)

Leopold Kohr: Leben nach menschlichem Maß (Video)

Die Müllcontainer vor dem Butterberg (Video)

Mysterium am Bahnhof: Ein Mann starrt ins Leere

Von der Großstadt aufs Land: Unsere kleine Selbstversorger-Farm (Video)

Deutschland: Für Lärm bei Kundgebung droht Gefängnisstrafe

Zukunft pflanzen – Bio für 9 Milliarden / Sepp Holzer – Vielfalt statt Einfalt, ohne Pestizide – die Massen-Lemminge (Videos)

Der kultivierte Wilde: Germanen-Fitness aus dem Wald

Erich Fromm: Die seelischen und geistigen Probleme der Überflussgesellschaft (Hörbuch)

Bildung ohne Lehrer: “Schule ist Sklaverei” (Video)

Mensch Gottfried – der autarke Selbstversorger (Video-Dokumentation)

Endstation Fortschritt [HD] (Video)

US-Gelder für Projekte an deutschen Hochschulen: Pentagon finanziert deutsche Forschung (Video)

Die Massenpsyche und die Verbreitung bodenlos dummer Ideen (Teil 2 & Video)

Idiotenkiste: Wie Fernsehen uns alle in Zombies verwandelt (Videos) 

Wir lassen sie verhungern – Massenvernichtung in der Dritten Welt – “schäbiges Raubgesindel”

Warnung vor Strahlung: Macht WLAN in Schulen die Kinder krank?

Die neuen Narzissten und Egomanen: «Es kommt zur Machtumkehr»

Nikolaus-Verbannung und jetzt aus für Adventkränze in Wiener Schulen

Bedeutender Verlust an Volksbildung (Videos)

Politische Dummheit kann man lernen, man braucht nur deutsche Schulen zu besuchen

Bildung brutal

Sklaven ohne Ketten (Videos)

Hubschrauber über Grundschule: 200 Kinder mit Insektengift besprüht

Lehrer haben ein schlechtes Ansehen in Deutschland

Bericht zum Schulessen: Oft billig und ungesund

Gesellschaft: “Auf dem besten Wege in die absolute Verblödung”

Deutsche Kommunen als Schulden-Sklaven: Keine neuen Schulen, Krankenhäuser, Straßen

Verzicht als Lebensstil: Wir hätten gern ein Downgrade 

Widerstand: Bürger protestieren gegen Verfassungsschutz an Schulen

Protest gegen Bundeswehr an Schulen: Gegen Hilfslehrer in Uniform

Das ist das Leben…? (Video)

Sklaven von Morgen: 38,5 Stunden – Schule für viele Kinder Vollzeitjob

Schulpflicht ist staatlich organisierte Kindesmisshandlung (Videos)

Die Ja-Sager – Deutschland züchtet eine dumme Generation

Sie leben! Der konsumierende Unhold (Video)

Der Konsum und seine Folgen (Video)

Die Ja-Sager – Deutschland züchtet eine dumme Generation

Saatgut: Monopol und Elend – von Afrika bis Europa (Video)

Körper und Geist: Warum Waldspaziergänge so gesund sind

Der globalisierte Fortschritt: Schluss mit schnell (Video)

About aikos2309

2 comments on “Alternatives Leben: Ein paradiesisches spanisches Ökodorf voller Auswanderer (Videos)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert