Dass Rekordschulden und Fiatgeld seit Jahren an den Renten nagen, wissen wir. Das Norbert Blümsche Versprechen von den sicheren Renten ist nur noch ein müder Schenkelklopfer. Nun werfen die negativen Leitzinsen weitere – um es vorsichtig auszudrücken – Fragen hinsichtlich der Renten und Rentenansprüche auf.
Das gilt erst recht, wenn man realistischerweise davon ausgeht, dass die Minuszinsen so schnell nicht wieder verschwinden werden – wenn überhaupt.
Die ersten Experten rechnen jetzt vor, dass die Rückstellungen demnächst aufgebraucht sind. Dann wären auch für Beamte die stressfreien Zeiten vorbei. Die Frage ist nur, ob es noch ein Weilchen dauert oder ganz schnell geht.
Ein Teil des Problems ist schon seit langem bekannt: es gibt immer mehr Pensionäre und baldige Pensionäre bei immer weniger Einzahlern in die Rentenkassen. Allein dieser Problemteil wird zum baldigen Systemcrash führen, wenn nicht von irgendwoher ein realwirtschaftliches Wachstumswunder mit dauerhaft hohen Ertragsraten kommt.
Doch gegen das, was mit den Minuszinsen auf die arbeitende Bevölkerung zukommt, sind die bisherigen Demographie- und Schuldenprobleme harmlos.
Zunächst zu den „klassischen Angestellten“ in mittelständischen Unternehmen. Sie stellen mit 29 Millionen (68,1 %) den Löwenanteil am Heer der Arbeitnehmer und verlassen sich nach wie vor zum großen Teil auf die Pensionszusagen ihres Arbeitgebers.
Doch dieser weiß in manchen Fällen selbst noch gar nicht, wie groß die „Finanzierungslücke“ ist, die auf ihn zukommt (Altersvorsorge adé: Rente – vollkommen überschätzt – wir arbeiten bis in den Tod!).
Denn mittlerweile müssten sie ihre Berechnungsmodelle für die Deckung künftiger Verpflichtungen regelmäßig überprüfen und erneuern – und würden feststellen, dass sie mit den Aufstockungen zur Deckung der künftig erforderlichen Rückstellungen nicht mehr hinterherkommen. Wie schnell diese steigen, rechnet Prof. Volker Wittberg von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld vor:
„Rechnerisch wird eine Rentenzusage für einen 35-Jährigen über 100 Euro heute mit einer Rückstellung von 2600 Euro bewertet – in fünf Jahren wären es schon 8100 Euro, Tendenz weiter steigend.“
Das bedeutet, die Summen, die Betriebe „auf Tasche haben müssen“, um Rentenzusagen für ihre Mitarbeiter einzuhalten, steigen wegen der Minuszinsen enorm schnell. Viele Unternehmer nehmen das Problem auch deshalb nicht in vollem Ausmaß wahr, weil sie sich auf Berechnungen nach alten, höheren Marktzinsen stützen: „Viele Mittelständler haben irgendwas gebucht und schreiben es fort„, so Wittberg. Andere nehmen durchaus wahr, wie schnell die Rückstellungs-Last steigt, allerdings erst, wenn es schon zu spät ist:
„Wie groß die (Last) werden kann, vor allem bei sinkender Nachfrage, haben kürzlich u.a. der Strumpfhersteller Kunert und der Modellbauer Fleischmann erfahren müssen. Bei Letzterem hätten zuletzt 33 Mitarbeiter die Rückstellungen für 600 frühere Mitarbeiter erwirtschaften müssen. Beide genannten Unternehmen haben Insolvenz angemeldet.“
Es gibt zwar noch diverse Notfallfonds und Pensionssicherungsvereine, doch die haben nur eine kurze Aufschubwirkung und diese auch nur für einen Teil des Mittelstands. Wittberg und immer mehr andere Experten bezeichnen die schwindelerregende Fass-ohne-Boden-Perspektive nicht umsonst als „Pensionsbombe“.
Dass die Frankfurter Neue Presse, in der Wittberg zitiert wird, als Perspektiven nicht viel mehr als die engere Zusammenarbeit mit der Hausbank und als Ausweg nicht viel mehr als die Erhöhung der Einzahlungen bei dieser Hausbank in petto hat, trägt da nicht viel zur Beruhigung bei. Schon gar nicht, wenn der dabei zu Wort kommende Berater ausgerechnet von der Commerzbank ist.
Wie gut haben es da doch die Staatsdiener. Könnte man zumindest meinen, wenn man Mainstreammedien liest und dort alles über das krasse Minuszins-Problem der „freien Wirtschaft“ erfährt, vom staatlichen Sektor jedoch diesbezüglich (noch) nichts liest.
Der Journalist Michael Grandt hat hier mal unabhängig recherchiert und seine eigenen Berechnungen angestellt. Und die sehen nicht gut aus für die Staatsdiener – im Grunde ist kaum noch ein Vorteil gegenüber den „normalen“ Arbeitnehmern zu erkennen. Wie Grandt aufzeigt, hat Vater Staat in Sachen Rücklagen ebenfalls geschlafen und seinen künftigen Pensionären kaum noch mehr zu bieten als der unternehmerische Mittelstand:
„Der Bund hat zwar einen Versorgungsfonds und eine Versorgungsrücklage für seine Pensionäre gebildet, doch die Einlagen summieren sich lediglich auf rund 8 Milliarden Euro. Professor Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg beziffert die entstandene Lücke jedoch auf 1,3 Billionen Euro. Seinen Berechnungen nach kann es aber noch schlimmer kommen, denn die laufenden Kosten der Beamtenversorgung sollen sich bis 2030 nahezu verdoppeln.“ (Alles falsch gemacht: Renten und Lebensversicherungen sind garantiert unsicher)
Da hilft es auch nichts, dass mit viel Glück noch ein paar Jahre gut aussehen wird und dass die Rentenversprechen feierlich und staatstragend als „Garantien“ bezeichnet werden. Die einzig verbleibenden Alternativen sind bekannt: private Altersvorsorge.
Nein, kein Riester oder Rürup, sondern so weit wie möglich außerhalb des Bankensystems. Dass dieser Weg schmal, lang und steinig ist, wollen wir gar nicht abstreiten. Doch er ist immerhin – noch – gangbar. Womöglich sogar auch für diejenigen, die schon jenseits der 40 sind und sich bis jetzt noch nicht in Bewegung gesetzt haben.
Die notwendigen Maßnahmen erläutern wir auf der Krisenvorsorge Website unter „Prüfen und sichern der Finanzen“. Sie finden dort u.a. auch einen Kontakt für kompetente, fachmännische Hilfe.
Literatur:
Deutschland am Abgrund: Wir schaffen das… von Sarah Wagner
Perfekte Krisenvorsorge von Gerhard Spannbauer
Armut in einem reichen Land: Wie das Problem verharmlost und verdrängt wirdvonChristoph Butterwegge
Quellen: PublicDomain/krisenvorsorge.com am 13.10.2016
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