Drei Sonnen stehen am Himmel. Wie kann das sein? Dahinter steckt ein Lichtbrechungs- und Spiegelungs-Phänomen, Halo genannt.
Von einem Halo spricht man, wenn das Sonnenlicht an Eiskristallen gebrochen und gespiegelt wird. Da es in hohen Wolken die verschiedensten Formen von Kristallen gibt, unterscheiden sich auch die dadurch hervorgerufenen Erscheinungen (Bild: Spektakulär: Hier sind gleich mehrere Halo-Erscheinungen zu sehen, darunter eine Nebensonne, ein Ring und eine Lichtsäule. Geschossen in Red River, New Mexico, im Januar 2015).
Wann Halos am ehesten zu sehen sind
Alle Halos haben eines gemeinsam: Sie treten auf, wenn die Sonne scheint, aber sie durch einen dünnen Wolkenschleier, sogenannte Cirruswolken in großer Höhe, leicht abgeschirmt wird. Cirruswolken bestehen aus Eiskristallen.
Besonders vielfältig treten Halos bei horizontal ausgerichteten Eiskristallen auf. Dies ist der Fall, wenn die Kristalle nicht durch Turbulenzen in der Luft durcheinandergewirbelt werden, also bei relativ ruhigen Verhältnissen in hohen Luftschichten (Tschüß blauer Himmel! „Schönwetter-Wolken“ aus weißer Chemie über Deutschland (Video)).
Tiefere Wolken sind bei der Beobachtung dagegen eher hinderlich. In diesen Tagen sind die Chancen, Halos zu sehen, recht groß.
Da ausgedehnte Cirrostratusfelder häufig vor einer Wetterverschlechterung (Beginn des typischen Warmfrontaufzugs) am Himmel erscheinen, deutete man früher Halo-Erscheinungen als Schlechtwetterbote, was sich in einschlägigen Bauernregeln äußert.
(Drei Sonnen, aufgenommen im Januar in Russland)
Video:
Es gibt 50 verschiedene Halo-Arten
Derzeit bekannt sind etwa 50 verschiedene Halo-Arten, abhängig von der Form der Eiskristalle.
Sie können die Form von Säulen oder Plättchen haben, oder als pyramidale Kristalle auftreten, die mit ihren vielen kleinen Flächen fast einer Discokugel ähneln.
Daneben spielt auch die Ausrichtung der Kristalle eine Rolle.
Sie sind nicht sehr lichtstark, viele davon hellweiß (durch Spiegelung) und nur manche farbig (durch Brechung, wobei das Licht in die Spektralfarben zerlegt wird). Die meisten davon treten in unmittelbarer Nähe der Sonne auf. Die bekanntesten Halos im Überblick.
(Eine Nebensonne)
Nebensonnen: Oft im Doppelpack
Vielleicht die bekannteste Halo-Erscheinung ist die Nebensonne. Vielen ist bestimmt an einem Tag mit Schleierbewölkung ein heller Fleck in einem bestimmten Abstand zu Sonne aufgefallen, der mitunter auch in Regenbogenfarben leuchtet. Dies ist eine der hellsten und auffallendsten Halo-Erscheinungen, die an bis zu 80 Tagen im Jahr auftritt.
Häufig treten beide Nebensonnen auf. Sie finden sich in etwa 22 Grad Abstand zur Sonne auf derselben Höhe über dem Horizont. Wer eine Nebensonne sieht, sollte einmal genauer hinschauen.
Denn häufig sind zeitgleich noch andere Erscheinungen zu sehen, zum Beispiel der 22°-Ring und der sogenannte Zirkumzenitalbogen.
(Halos entstehen, wenn sich Licht in Eiskristallen spiegelt)
Ring am Himmel: Wird häufig übersehen
Dabei handelt es sich um einen hellen Ring in 22° Abstand zur Sonne. Wer mit ausgestrecktem Arm die Hand spreizt und mit dem Daumen die Sonne anpeilt, findet etwa an der Spitze des kleinen Fingers den 22°-Ring. Sinnvoll ist es, dabei die Sonne selbst abzudecken, sei es durch einen Gegenstand oder ein vorhandenes Objekt (Baum, Gebäude …).
Video:
Wer genau hinsieht, kann einen inneren dunkelroten Rand des Ringes erkennen. Der 22°-Ring ist die häufigste Halo-Erscheinung, die an bis zu 120 Tagen im Jahr zu beobachten ist, aber sehr oft übersehen wird.
An manchen Tagen kann in 46° Abstand zur Sonne noch ein weiterer Kreis gesehen werden. Sehr selten sind weitere Haloringe um die Sonne in diversen Abständen.
(Dieser Zirkumhorizontalbogen wurde am 6. Juni über Wisconsin fotografiert)
Zirkumzenitalbogen: Komplizierter Name, aber spektakulär
Hinter diesem komplizierten Namen verbirgt sich eine recht farbenprächtige Erscheinung, die dem Regenbogen mitunter kaum nachsteht. Dass wir ihn dennoch recht selten wahrnehmen, liegt an seiner Position.
Er ist, wie es der Name schon vermuten lässt, im Zenit des Himmel zu sehen. Wir müssen also unseren Kopf weit in den Nacken legen, um ihn genau über uns zu erspähen.
Es handelt sich dabei um einen der Sonne zugewandten Halbkreis in Regenbogenfarben.
Als Anhaltspunkt kann dienen: Wenn Nebensonnen zu sehen sind, ist häufig auch der Zirkumzenitalbogen zu entdecken, allerdings nur bei einer bestimmten Höhe des Sonnenstands um 20°. Dies ist im Spätsommer etwa von 8.50 Uhr bis 10 Uhr und von 16.15 Uhr bis 17.30 Uhr der Fall.
Lichtsäulen: Scheinwerfer in den Himmel
Wesentlich bekannter ist das Phänomen der Lichtsäule. Besonders gut zu beobachten ist sie kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang, wenn also die Sonne selbst unter dem Horizont steht. Wie ein Scheinwerfer ragt ein heller Strahl in gelb-rötlicher Dämmerungsfarbe nach oben.
(Seltene Wolkenformation in Ocho Rios, Jamaika, Oktober 2015)
Horizontalkreis: Erscheint nur selten
Schon deutlich seltener, nämlich an bis zu zehn Tagen im Jahr, ist ein hellweißer Bogen auf Sonnenhöhe zu sehen, der den ganzen Horizont umschreibt. Voraussetzung dafür ist natürlich eine auf den gesamten Himmel ausgedehnte Cirrusbewölkung, was nicht so oft vorkommt. Häufig sind nur Teile dieses Bogens zu sehen. Da dieser Halo durch Spiegelung und nicht durch Brechung entsteht, ist er weiß und nicht farbig (Gigantische Ufo-Wolke wie im Film: Wetterphänomen über Kolumbien (Videos)).
Wann mehrere Halos auf einmal zu sehen sind
Bestimmte Halo-Arten sind allerdings nur bei Eisnebel zu sehen, ein Phänomen, das im Winter im Bergland häufiger auftritt. Es lohnt sich durchaus, beim Wintersport vor allem in den Morgenstunden auf Halos zu achten. Dabei kann es wunderschöne Displays geben, bei denen zahlreiche Halo-Erscheinungen auf einmal zu sehen sind.
Wichtig: Bei der Halo-Beobachtung nie direkt in die Sonne schauen!
Video:
Quellen: PublicDomain/weather.com am 26.09.2016
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