Elfen sind bekanntlich empfindsame Wesen – und finden es gar nicht lustig, wenn Bauarbeiter einen ihrer Felsen verschwinden lassen. So geschehen in Island. Prompt ereigneten sich mysteriöse Vorfälle und es war klar: Der Fels muss sofort wieder freigelegt werden.
Erst dachten sie, es sei Zufall, dann wurde ihnen klar: hier hatten Elfen ihre Hand im Spiel. Isländische Bauarbeiter hatten vergangenes Jahr nicht aufgepasst und bei Straßenarbeiten in Siglufjörður versehentlich einen Elfenfelsen zugeschüttet. Die aufgebrachten Elfen reagierten sofort und ließen die Isländer wissen: So geht’s nicht.
Sveinn Zophoniasson, ein Angestellter der verantwortlichen Straßenbaufirma Bass, berichtet in der Zeitung „Morgunbladit“ von rätselhaften Geschehnissen nach dem Zuschütten des Felsens: Die Straße sei überflutet worden, ein Bauarbeiter sei verletzt worden, Maschinen hätten ihren Dienst versagt und ein Journalist sei beim Besuch der Baustelle in eine Matschgrube gefallen und habe gerettet werden müssen.
„An den Felsen hatten wir zuerst gar nicht gedacht“, sagt Zophoniasson. Doch als klar wurde, dass das alles kein Zufall sein konnte, handelte das isländische Straßenbauamt prompt und ließ den Felsen in dieser Woche wieder freilegen – und sogar mit einem Hochdruckreiniger sauber machen.
Eigentlich hätten sie es besser wissen müssen: Elfen gehören in Island fast zum Alltag. Viele Menschen berichten von Begegnungen mit den mythischen Wesen. Es wurden bereits mehrfach Baustellen verlegt, um ihre Ruhe nicht zu stören.
Bleibt nur zu hoffen, dass das reicht, um die Elfen langfristig zu besänftigen.
Insel der Elfen und Trolle
Auf Island ist der Glaube an ein Elfenreich noch immer vorhanden. Inmitten der wilden Natur der zerklüfteten Vulkaninsel soll sich das kleine Volk verbergen. Und manchmal spielt es den Menschen einen Streich.
Unglaublich, aber wahr: Mehr als die Hälfte der isländischen Bevölkerung glaubt an Elfen. Und immerhin neunzig Prozent hält deren Existenz für möglich. Kein Wunder in einer Landschaft, die einem Fantasy-Roman entsprungen zu sein scheint.
In den Westfjorden können am helllichten Tage dichte Nebel aufkommen, die einem die Orientierung nehmen. Plötzlich scheint ein Stein menschliche Umrisse zu haben. Handelt es sich vielleicht um einen Troll, der den Sonnenaufgang vergessen hat und bis ans Ende aller Tage in dieser Form dastehen muss? (Unsichtbare Welt: Isländer nehmen Rücksicht auf ihre Naturgeister (Video))
Elfenrache
Das Bauministerium von Island geht sehr vorsichtig vor, wenn eine neue Straße oder ein Haus in Planung ist. Zu gut ist die Geschichte in Erinnerung, als ein Felsbrocken für die Erweiterung einer Hühnerfarm gesprengt werden sollte.
Angeblich hörten die Hühner auf, Eier zu legen, so dass der Betrieb verkauft werden musste. Der neue Besitzer verwarf die Sprengungspläne und konnte sich nie über zu wenige Hühnereier beklagen. Der Fels, bei dem es sich um ein Elfenhaus handeln soll, ist heute nationales Kulturgut des staatlichen Museums.
Schwierige Straßenbauarbeiten
Früher hat das Bauministerium sogar einen eigenen Volkskundler beschäftigt. Er sollte sich um versetzte Elfen-Häuser kümmern. Elfen, die ihres Wohnortes beraubt werden, können sich nämlich zu ungemütlichen Störenfrieden entwickeln: Planierraupen funktionieren auf einmal nicht mehr, oder es kommt zu häufigen Unfällen auf der Baustelle.
Die Geburt der Elfen auf Island
Eine alte Legende besagt, dass Eva, die Mutter der Menschheit, Gott zu Besuch erwartete. Schnell wusch sie ihre Kinder, damit sie sich von ihrer besten Seite zeigen konnten. Leider vergaß sie in der Eile die Hälfte ihrer Kinder. Diese ungewaschenen Kinder Evas werden „huldufólk“ genannt: das kleine Volk, das sich vor den Blicken der Menschen verbirgt.
Über das kleine Volk lernen
An der „Álfaskólin“, der Elfenschule in Islands Hauptstadt Reykjavík, kann man alles über die frechen Naturgeister erfahren. Seit 1995 leitet der Historiker Magnús Skarphédinsson die Schule und bietet halbtägige Ausflüge an. An deren Ende bekommt man eine Urkunde überreicht. Vorausgesetzt, man schließt das Elfenschulentraining erfolgreich ab.
Die Schülbücher der Elfenschule klären auf über die dreizehn verschiedenen Elfenarten, drei Sorten von Unsichtbaren, vier Gnomgattungen, zwei Typen von Trollen und drei Feenarten. Lange, spiddelige Beine haben die isländischen Elfen, große Ohren und wuscheliges Haar. Zwerge tragen spitze Hüte und Schuhe, einen langen Mantel und haben Bärte. Die Unsichtbaren sehen wie die isländische Landbevölkerung vor ein paar hundert Jahren aus.
Verbindung zur Elfenwelt: Eine Elfenbeauftragte?
Um 1000 n. Chr. herum erreichten christliche Missionare die Insel und verdrängten die Vorstellungen über Asgard, die Heimstatt der germanischen Götter. Den alten Vorstellungen entsprechend, herrschten diese von der Krone des Weltenbaumes aus, der über eine Regenbogenbrücke mit der Welt der Menschen verbunden war.
Trotzdem gibt es hier noch Personen, die sich vom Leben in der Moderne nicht groß beeindrucken lassen. Erla Stefánsdóttir zum Beispiel. Sie ist die offizielle Elfenbeauftragte Islands und dafür zuständig, dass keine Straße durch Elfenterritorium gebaut wird. Außerdem hat sie inzwischen für die ganze Insel „Karten der verborgenen Welt“ erstellt. Diese kann man im Touristeninformationszentrum von Reykjavík kaufen. Darauf lässt sich genau erkennen, an welchen Orten Feenpaläste stehen und wo Gnomtunnel verlaufen (Geisterjäger untersuchen paranormale Phänomene im verlassenen Exerzitienhaus (Video)).
Gabe der anderen Welt
Erla Stefánsdóttir behauptet, seit ihrer Kindheit Elfen sehen zu können. Bei öffentlichen Empfängen begrüßt sie immer nur die Leute, denen ihr Mann die Hand entgegenstreckt. So kommt sie nicht in die unangenehme Situation, ein unsichtbares Wesen der Elfenwelt willkommen zu heißen. Das würde schließlich komisch aussehen.
Aus ganz Island nehmen Neugierige die Reise zu der hellsichtigen Elfenfreundin auf sich, um etwas über die kleinen Wesen ihrer Heimatorte zu erfahren. Wenn sie auf ihrem Weg gut Acht geben, erwischen sie vielleicht eine Elfe dabei, wie sie sich gerade auf einem Pilz ausruht.
Literatur:
Zauber der Naturreiche: Naturwesen – wie sie uns behüten und beschützen, 50 Karten mit Begleitbuch
Zauber der Naturreiche: Naturwesen – wie sie uns behüten und beschützen, 50 Karten mit Begleitbuch
Video:
Quellen: PublicDomain/tagesschau.de/geo.de am 02.09.2016
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