Immer weniger Menschen arbeiten in Deutschland unter Einsatz ihrer Körperkraft. Die meiste Zeit verbringen wir im Sitzen.
Das allerdings für zu folgenschweren Erkrankungen. Laut einer aktuellen Untersuchung der privaten Krankenversicherung DKV bewegen sich die Deutschen immer weniger.
Bildschirme und Schreibtische bestimmen den Arbeitsalltag vieler Menschen. 46 Prozent der Berufstätigen gaben bei einer an, dass sie hauptsächlich am Schreibtisch arbeiten. Dies betrifft vor allem Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen und höherem Einkommen.
„Der Kopf ist aktiv, aber aus Sicht des Körpers muss man sagen: Fast die Hälfte der Berufstätigen wird hauptsächlich fürs Rumsitzen bezahlt“, sagt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV. Menschen mit Schreibtischjob sitzen im Durchschnitt 73 Prozent ihrer Arbeitszeit. „Wir arbeiten sitzend am Computer, telefonieren sitzend, und eine Besprechung ist eine ‚Sitzung‘. Diese Routinen können und sollten wir ändern“, so Muth.
Über den ganzen Tag betrachtet, sitzt der typische Schreibtischarbeiter inklusive Freizeit etwa elf Stunden lang. Das dauerhafte Sitzen hat weitreichende Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel und kann viele Menschen auf Dauer krank machen.
Die Berufstätigen stellen sich ihren Arbeitsalltag auch anders vor. „Die Schreibtischarbeiter wollen lieber weniger sitzen. Das ist eine eindeutige Erkenntnis des DKV Reports“, stellt Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule und wissenschaftlicher Leiter des DKV Reports, fest.
Im Durchschnitt möchten Schreibtischarbeiter nur etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit sitzen statt fast drei Viertel. Warum stehen sie dann nicht auf? „Bei vielen gehört das Sitzen einfach zum Arbeitsalltag dazu, es ist Routine und man macht sich kaum Gedanken darüber“, erklärt Froböse. Dies zeigt sich auch in den Zahlen: 73 Prozent setzen sich hin, ohne darüber nachzudenken.
Aufstehen fängt im Kopf an
„Jeder kann etwas für seine Gesundheit tun, indem er weniger am Arbeitsplatz sitzt“, erklärt Froböse. Und: „Das Aufstehen fängt im Kopf an.“ Das einfachste ist: Mehrmals pro Stunde aufstehen, etwa zum Telefonieren oder um an einem erhöhten Platz im Stehen zu arbeiten.
„Lange am Stück unbewegt zu stehen ist aber auch keine Lösung“, so Froböse. Zum einen wollen Schreibtischarbeiter nur etwa 17 Prozent ihrer Arbeitszeit stehen. Zum anderen ist langes statisches Stehen am Stück auch nicht unbedingt gesundheitsförderlich und kann zum Beispiel zu Problemen im Bewegungsapparat führen. Am liebsten hätten Schreibtischarbeiter mehr Bewegung während der Arbeit (Gesellschaft: Darum ist es so gefährlich, angepasst und „normal“ zu sein).
Froböses Vorschlag lautet: „Meetings von kleineren Arbeitsgruppen können gut im Gehen stattfinden. Ob man das dann Walk and Talk Meeting oder Spaziergang nennt, ist Sache der Unternehmenskultur. Zudem kann auch eine neue Büroorganisation behilflich sein sich mehr zu bewegen und häufiger aufzustehen.“
Bewegung ist auf dem Rückzug
Der DKV Report untersucht nicht nur das Sitzen, sondern weitere Aspekte des Lebensstils wie körperliche Aktivität, Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen sowie das subjektive Stressempfinden. Der Anteil der Menschen, die „rundum gesund leben“ und in allen diesen fünf Bereichen punkten, bleibt demnach stabil auf niedrigem Niveau bei elf Prozent. Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erreichen wieder den höchsten Wert von insgesamt 19 Prozent „rundum gesund lebenden“ Menschen.
Das Gesundheitsverhalten der Deutschen hat sich in den vergangenen zwei Jahren verändert, und zwar vor allem im Bereich der körperlichen Aktivität: Im Vergleich zu den vergangenen drei DKV Reporten 2010, 2012 und 2014 bewegen sich die Menschen deutlich weniger. In diesem Jahr erreichen nur 45 Prozent der Menschen die Mindestaktivitätsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 150 Minuten Bewegung pro Woche.
Bei der Befragung von 2014 waren es noch 54 Prozent. Dabei sinkt vor allem die Aktivität während der Arbeit. „Bei der Bewegung haben wir zunehmend auch ein soziales Problem“, warnt DKV-Chef Clemens Muth. „Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss bewegen sich vor allem bei der Arbeit und nur wenig in ihrer Freizeit.
In der digitalen Welt wird es aber immer weniger vorrangig körperliche Arbeit geben.“ Zudem gilt die Bewegung während der Freizeit als besonders gesundheitsförderlich. Unter den Menschen mit Hauptschulabschluss gibt aber fast jeder Zweite an, in seiner Freizeit überhaupt nicht körperlich aktiv zu sein.
„Dieses starke soziale Gefälle sehen wir auch beim Übergewicht. Übergewicht ist eine der stärksten Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Aufklärung und Breitensport können helfen, dieses Gefälle auszugleichen“, sagt Muth.
Wie war der Spruch noch mal? Wer lange sitzt ist früher tot…
Literatur:
Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher von Gerald Hüther
Etwas mehr Hirn, bitte: Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestaltenvon Gerald Hüther
Quellen: PublicDomain/heilpraxisnet.de 08.08.2016
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