Großbritannien hat Nazi-Deutschland aus eigenem Interesse stark gemacht, um es in den Krieg gegen die Sowjetunion zu treiben.
Mit einer Mischung aus aktiver Förderung und freundlichem Desinteresse sah London zu, wie Hitler von 1935 bis 1939 ein Gebiet nach dem anderen dem Reich einverleibte: das Saarland, das Rheinland, Österreich, das Sudetenland und schließlich die „Resttschechei“.
„Peace in our time“, versprach der britische Premier Chamberlain mit dieser Politik zu gewinnen; stattdessen öffnete er die Tür in einen furchtbaren Weltkrieg.
Carroll Quigley war einer der interessantesten Historiker der USA. Er war Professor an der Universität von Georgetown und unter Anderem Lehrer des späteren Präsidenten Bill Clinton. Herausgeber und Übersetzer Andreas Bracher lebt als Historiker in Hamburg und Boston.
„Die legendärste Vorlesung in Georgetown hielt Professor Carroll Quigley.“ (Bill Clinton über seinen Dozenten)
Aus der Einleitung von Andreas Bracher:
Der Begriff Appeasement (zu deutsch ungefähr „Beschwichtigung“) meint die Politik der westlichen und besonders der britischen Regierung gegenüber Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg, also etwa in den Jahren zwischen 1935 und 1939 (Kein (Einzel-)Kampf: Adolf Hitlers angesehene Vorbilder und wohlhabende Gönner (Videos)).
Appeasement bezieht sich dabei auf eine (vorgebliche) Haltung, die glaubte, einen aggressiven, gewaltbereiten und gewaltsüchtigen Führer-Diktator mit Konzessionen und Beschwichtigungsgesten beruhigen und zähmen zu können.
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Der Höhepunkt dieser Appeasementpolitik lag im Münchner Abkommen vom September 1938, bei dem die Westmächte Frankreich und Großbritannien dem Deutschland Hitlers das Sudetenland auslieferten, wodurch sie letztlich die Tschechoslowakei demoralisierten und verteidigungsunfähig machten und einen potentiell bedeutenden Gegnerstaat Hitlers zerstörten.
Appeasement meint also eine Haltung der illusionären Friedfertigkeit und Konzessionsbereitschaft (von „Demokratien“) gegenüber einem Geist (von „Diktatoren“), der selbst keinerlei Friedensbereitschaft hat und jede derartige Friedfertigkeit nur ausnutzt, um die Erfolgschancen seiner eigenen Gewalttätigkeiten zu fördern. „Appeasement“, so wie der Begriff heute benutzt wird, ist damit zugleich die Kritik der Politik, die er einstmals nur beschrieben hat.
„Appeasement“ und „München“ sind für die internationale Politik nach 1945 und besonders für diejenige der letzten Jahrzehnte kanonische Begriffe geworden. So wie das Hitlerreich allgemein und in all seinen Ausprägungen den Status einer unendlichen Bedeutung erlangt hat, die eines „absoluten Bösen“, so „Appeasement“ und „München“, wo es in der internationalen Politik um die Fragen von Krieg und Frieden geht (Internationale Allianz mit Hitler – Teil 3: Die „Coca-Colonisation“ Deutschlands (Videos)).
Kein Krieg, den der anglo-amerikanische Westen in den letzten Jahrzehnten initiiert hat, der nicht auch damit gerechtfertigt wurde, dass den Krieg nicht zu führen einem „Appeasement“ gleichkäme und jegliche Verhandlungsbereitschaft mit dem Gegner die Gefahr eines „München“ heraufbeschwöre: das gilt für den Golfkrieg nach der irakischen Einverleibung Kuwaits 1990-1991 (mit Saddam Hussein als dem neuen Hitler); es gilt etwa für die Bosniendiskussion der Jahre 1992-1995 und das schließliche Eingreifen der NATO im Sommer 1995 (mit der Republika Srpska und ihrem Führer Karadzic als dem neuen Hitler); ebenso für die Diskussion um die Lage im Kosovo 1998-1999 und den schließlichen Luftkrieg der NATO gegen Serbien im Frühjahr 1999 (mit Serbiens Präsident Milosevic als dem neuen Hitler); es gilt für die Haltung gegenüber dem radikalen Islam bis hin zum Einmarsch in Afghanistan 2001 und dem seitdem andauernden Krieg (mit den Taliban bzw. Osama bin Laden als dem neuen Hitler); es gilt für den Umgang mit dem Irak des Diktators Saddam Hussein zwischen 1991 und 2003 bis hin zur schließlichen Besetzung des Irak 2003 (wiederum mit Saddam als neuem Hitler); und es gilt heute etwa für die westliche Haltung gegenüber Syrien, wo von denjenigen, die auf eine Verschärfung der Spannungen setzen, jegliche Entspannungsgeste als „Appeasement“ gedeutet wird, das die Gefahr eines neuen „München“ in sich bergen würde (mit Assad als dem neuen Hitler).
Dieser heutige politische Gebrauch der Appeasementpolitik als einer Rechtfertigung für militärische Interventionen verlangt eine bestimmte Sicht auf diese Politik, eine bestimmte Interpretation. Das ist eben die Interpretation, die anfangs kurz charakterisiert wurde (Internationale Allianz mit Hitler (Teil 2): IBM, BIZ, Chase – die Schweiz- und Frankreich-Connection (Video)).
Es ist ursprünglich die Selbstinterpretation der englischen Politik gewesen, die nach dem Zweiten Weltkrieg allen zusätzlichen Nachfragen nach dem, was sich eigentlich in den 1930er Jahren abgespielt hatte, den Boden entziehen wollte. Die Appeasementlegende war der dunklere Hintergrund zur Churchill-Legende, beide aber, als letztlich gutwillige Strategien eines demokratischen, im Kern friedliebenden Landes, hoben sich von dem abgrundtief Bösen und Heimtückischen des Dritten Reiches Hitlers wohltuend ab.
Es ist erstaunlich, bis zu welchem Grade diese Sicht und Interpretation von der Zeitgeschichtsschreibung bis heute tatsächlich weitergegeben wird, und man wird das als ein Indiz für die ungeheure ideologische Voreingenommenheit der heutigen Zeithistoriker bzw. für den politisch-ideologischen Druck, unter dem sie stehen, nehmen können (Internationale Allianz mit Hitler und Nazi-Deutschland – Teil 1: Die USA Connection).
Die Darstellung des amerikanischen Historikers Carroll Quigley trägt andere Züge. Sie stammt aus den 1960er Jahren. Gerade wegen der politischen Voreingenommenheit der Zeitgeschichtsschreibung wird man sie aber in keiner Weise als überholt ansehen können.
Quigleys Darstellung zeigt, wie führende Kreise Großbritanniens bewusst und willentlich Länder wie Österreich, die Tschechoslowakei und auch Polen an Hitler ausgeliefert hatten bzw. ihn sogar dazu ermunterten, sich dort zu betätigen, weil sie damit bestimmte umfassendere strategische Projekte verbanden: vor allem, weil sie Deutschland in Berührung mit der Sowjetunion bringen wollten (Internationale Allianz mit Hitler – Teil 4: Die Sowjet-Connection (Video)), sei es, dass sie aus antikommunistischer Motivation Deutschland in einem antibolschewistischen Kreuzzug in Stellung bringen wollten, sei es, dass sie – zynischer – Deutschland und die Sowjetunion in einen Abnutzungskrieg verwickeln wollten.
Literatur:
Adolf Hitler beging keinen Selbstmord: Chronik seiner Flucht aus Berlin mit Hilfe des britischen Geheimdienstes von Robin de Ruiter
Die Nazi-Wurzeln der “Brüsseler EU” von August Kowalczyk
Hitler überlebte in Argentinien von Abel Basti
Verschwiegene Schuld: Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945 von James Bacque
Quellen: PublicDomain/juergenelsaesser.wordpress.com
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Man muss berechtigte Interessen eines Landes bitte
von der Person Hitlers trennen können.
Genau deshalb ist der Beginn des 2.WK mit dem Friedensvertrag von Versailles gesetzt worden.
Sonst ist da schon was dran.