Das Pentagon erzählt den US-Bürgern immer wieder von einer angeblichen „Russischen Gefahr“, US-Behörden fordern immer mehr Mittel zur Ausstattung ihrer Streitkräfte. Wie Politico schreibt, stehen hinter all den Schreckensgeschichten aber vor allem rein wirtschaftliche Interessen.
Im April bereits warnten Sicherheitsbeamte den US-Senat vor einer unklaren Zukunft des US-Militärs, sollte es tatsächlich zu einer Konfrontation mit Russland kommen. Um dem entgegenzuwirken, müsse dringend das Armee-Budget erhöht werden, um im internationalen Vergleich auch in der Zukunft nicht zurückzubleiben.
Laut Politico ist diese Sichtweise in den USA besonders weit verbreitet unter älteren Offizieren der Bodentruppen, die fürchten, dass weitere Einschnitte im Militäretat die Kampfbereitschaft schwächen und eine Modernisierung behindern würden.
Und um eben diesem Szenario aus dem Weg zu gehen, werde immer wieder, so Politico, das Bild vom „drei Meter großen russischen Soldaten“ hervorgeholt, um die Amerikaner bewusst zu ängstigen. Tatsächlich allerdings gehe es hier weitaus weniger um die nationale Sicherheit, als vielmehr um eine großzügigere staatliche Finanzierung.
„Die US Army braucht ein Ziel, sie braucht ein größeres Stück vom Budget-Kuchen. Dabei ist es am einfachsten, ein solches Bild zu entwerfen, wie die Russen in unserer Mitte landen und gleichzeitig von beiden unseren Rändern her angreifen werden. Totaler Schwachsinn“, wird ein hochrangiger US-Offizier von Politico zitiert (Feindbild Russland: Wie der Westen das Szenario eines Dritten Weltkriegs heraufbeschwört (Videos)).
Und obwohl die Diskussion um eine angebliche „russische Aggression“ ziemlich absurd sei, so Politico, so werde sie in nächster Zeit wohl kaum verstummen: Das Thema bleibe ebenso attraktiv für bevorstehenden Wahlkampfdebatten. Zu erwarten sei dort eine Argumentation nach dem Motto „Hinter jeder Ecke lauert ein Terrorist, von allen Seiten die russischen Soldaten“, schreibt Politico abschließend.
Zuvor hatte US-Verteidigungsminister Ashton Carter Russland als „Hauptbedrohung Nummer eins“ für die USA bezeichnet, der Vorsitzende des Vereinten Komitees der Stabsleiter der amerikanischen Streitkräfte, General Joseph Danford, hatte gar die Phrase „existentielle Bedrohung“ in Umlauf gebracht, die mittlerweile auch westliche Politiker und Nato-Vertreter in ihren Wortschatz aufgenommen haben (Neues Pentagon-Handbuch propagiert „totalen Krieg“ und Einsatz von Atomwaffen (Video)).
Die Nato selbst weist immer wieder darauf hin, dass sich alle Mitglieder des Militärbündnisses der Bedrohung seitens des „aufstrebenden Russlands“ entgegenstellen sollten.
Aus Moskau verlautete derweil wiederholt, dass Russland keinerlei Interesse an einer Konfrontation habe, jedoch bereit sei, wenn nötig, jegliche Provokation „angemessen zu beantwortet“.
Raketen in Rumänien: „Die USA werden Moskau erpressen können“
Russische Militärexperten glauben kaum an die Erklärungen des Pentagons und der Nato (USA: Pentagon kündigt weltweite Ausdehnung von Militärbasen an), wonach sich das in Rumänien kürzlich in Betrieb genommene Raketenabwehr-System Aegis Ashore nicht gegen Russland richtet.
Der TV-Sender Swesda zitiert am Montag den russischen Militärexperten Ruslan Puchow mit den Worten: „Neben dem direkten Interesse der USA daran, die Idee der Weltherrschaft aufrechtzuerhalten, sucht die US-Rüstungsindustrie nach Optionen, um mehr Geld aus dem Staatshaushalt zu bekommen.“
„Finanzen in den Raketenschild zu pumpen, sieht am attraktivsten aus – hauptsächlich vom ideologischen Standpunkt aus (…) Die US-Militärs ernten Gelder der Steuerzahler unter dem notorischen Motto: ‚Die Russen kommen!‘ Seltsamerweise funktioniert das noch“, so Puchow (Weltkrieg gegen Rußland, China und Indien).
Der russische Militärexperte Viktor Murachowski erläuterte für die Onlinezeitung vz.ru, warum die Aegis-Stationierung auf dem rumänischen Stützpunkt Deveselu aus russischer Sicht Besorgnis erregt. Für die die dortigen SM-3-Raketen seien Startvorrichtungen MK-41 geeignet – genauso wie auf US-Kriegsschiffen. „Diese Startanlagen können aber nicht nur SM-Abfangraketen abfeuern, sondern auch Tomahawk-Marschflugkörper. Es ist also völlig unmöglich zu durchschauen, womit eine solche Anlage konkret bestückt ist“, so Murachowski.
Ein potenziell mögliches Abfeuern von Marschflugkörpern ist nach Ansicht von Murachowski ein Verstoß gegen den russisch-amerikanischen INF-Vertrag, wonach alle landgestützten Raketen mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometer verboten sind.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bei der Inbetriebnahme in Rumänien beteuert, das System sei lediglich defensiv (USA wollen Europa durch Nato-Verstärkung „an die Kandare nehmen“). Ein offensiver Einsatz sei überhaupt nicht möglich. Wie es hieß, richtet sich das Projekt nicht gegen Russland.
Pentagon-Vizechef Robert Work sagte nach Angaben der russischen Tageszeitung „Kommersant“: „Solange der Iran weiter ballistische Raketen entwickelt, werden die USA mit ihren Partnern daran arbeiten, die Nato und all unsere Verbündeten vor dieser Bedrohung zu schützen.“
Der russische Militärexperte Igor Korotschenko hält die Argumente über den Iran jedoch für haltlos: „Das ist für Dummköpfe. Die Analyse der Situation zeigt, dass die USA mit ihrer Raketenabwehr vor allem Russland ins Visier nehmen.“
Korotschenko kommentierte für vz.ru: „Das Hauptziel der US-Raketenabwehrsysteme besteht darin, Russlands Atomwaffen-Kapazitäten zu devalvieren. Als Standorte sind nun Polen und einige weitere Länder an der Reihe. Die USA werden auch die seegestützte Komponente ihrer Raketenabwehr in der Ostsee und im Schwarzen Meer aktiv weiter entwickeln. Später sollen das asiatische und das arktische Segment der US-Raketenabwehr entstehen. Dann werden die Amerikaner Moskau erpressen können. Diese Möglichkeit bekommen sie in etwa 25 Jahren, wenn alles so weiter geht.“
Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag gesagt: „Nun werden wir daran denken müssen, die entstehenden Bedrohungen für Russlands Sicherheit zu kappen.“ Russland lasse sich zwar nicht in ein Wettrüsten involvieren, werde aber die Pläne für die Umrüstung seiner Armee entsprechend den Bedrohungen korrigieren, so Putin (Putin: Mit Ausbau der Raketenabwehr in Europa erschüttern USA das Sicherheitssystem (Videos)).
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=BplcU-pd5as
Literatur:
Die Eroberung Europas durch die USA: Zur Krise in der Ukraine von Bittner Wolfgang
Countdown Weltkrieg 3.0 von Stephan Berndt
Zerstörung der Hoffnung (Killing Hope): Bewaffnete Interventionen der USA und des CIA seit dem 2. Weltkrieg von William Blum
Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 15.05.2016
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