Nordkorea ist alles andere als bekannt dafür, mit ausländischen Organisationen zusammenzuarbeiten. Passiert das dann doch, wie jetzt im Fall des Paektusan (koreanisch für ‚weißköpfiger Berg‘), dann muss die Lage ernst sein.
Tatsächlich handelt es sich dabei um einen der gefährlichsten Vulkane der Welt, der die nordkoreanische Regierung zur Zusammenarbeit mit einem internationalen Team aus Geophysikern bewogen hat. Diese nahmen die Einladung dankend an (Bild: Kim Jong-Un Atombombentests könnten den Vulkan zum Ausbrechen bringen)
Kein Wunder, muss es doch etwas Besonderes für die Forscher sein, an dem Berg zu arbeiten, der bis heute für seinen „Jahrtausendausbruch“ von 946 n. Chr. bekannt ist. Damals spuckte er Lava und Asche aus und setzte Energien von 100 Millionen „Little Boys“ frei, der Atombombe von Hiroshima.
Damit erreichte der Ausbruch auf dem Vulkanexplosivitätsindex die Stärke 7. Im Vergleich dazu: Die Eruption des Vesuv 79 n. Chr., der Pompeij vernichtete, maß eine Intensität von 5.
Vulkanische Aktivitäten des Paektusan bestätigt
Es ist also verständlich, dass sich Nordkorea Sorgen um den schlafenden Feuermonster macht, der seit 1903 nicht mehr rumort hat. Seit Juni 2002 werden aber immer wieder Zeichen von Aktivitäten erfasst.
Das veranlasste Nordkorea nun zu einer intensiven Erforschung des Berges, wofür man Spezialisten aus China, den USA und Großbritannien heranholte.
Diese suchten nach dem genauen Ort und dem Umfang des Magmaherdes unter dem Feuerberg. Dadurch können sie die Stärke des nächsten Ausbruchs vorhersagen. Wobei als Faustregel gilt: Je größer der Herd ist, desto dramatischer wird die nächste Eruption.
Mit einer großen Anzahl an Apparaten, um seismische Wellen in der Erdkruste aufzuzeichnen, war das Team ausgerüstet und bestätigte mit ihrem Fund die Vorahnungen der koreanischen Regierung: Sie konnten Anomalien in einem großen Teil der Erdkruste ausmachen.
Bilder davon zu machen, ist allerdings unmöglich. Die Forscher untersuchten stattdessen, wie sich die Geschwindigkeit der seismischen Wellen verändert, wenn sie durch die Erdkruste ziehen.
Jene variiert in Abhängigkeit der Dichte des Materials, durch das die Wellen strömen: Durch flüssiges Magma brauchen sie für ihre Bewegungen viel länger als durch Stein. Diese Entdeckung treffe für den Paektusan zu, und zwar in einem gewaltigen Bereich von fünf Kilometern Tiefe und 20 Kilometern Reichweite vom Zentrum des Vulkans aus.
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=UceRkjuRUis
Die Wissenschaftler bewerten den Fund in einer Studie, die im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlicht wurde, folgendermaßen: „Er legt nahe, dass wir gegebenenfalls die Spitze eines gewaltigen Magmaherdes in der Oberflächenkruste sehen können.
Ein großer Bereich der Kruste wurde durch Magmatismus verändert. Das steht in Verbindung mit vulkanischen Aktivitäten. Eine Gesteinsschmelze könnte jetzt großflächig auftreten.“
Das tödliche Potenzial des Paektusan
Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Magma unter einem Vulkan präsent ist, doch zeigt dieser Fund, dass der Paektusan, sollte er ausbrechen, das Potenzial hat, eine gewaltige Menge an Lava herauszuschleudern.
Das könnte sogar früher passieren, als bereits befürchtet. Denn jüngst stellte eine wissenschaftliche Studie einen Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit, dass der Vulkan ausbrechen wird, und den Nuklearwaffentests der Nordkoreaner her (Die wahren Erfinder der Atombombe (Videos) und Nordkorea testet Wasserstoffbombe: Südkorea meldet Erdbeben).
Wenn eine Katastrophe die andere jagt: Erdbeben lassen Vulkane überschwappen
Schon länger wird ein Zusammenhang zwischen Erdbeben und vulkanischer Aktivität vermutet. Wie genau diese Wechselwirkung erklärt werden kann, ist bislang aber unbekannt. Ein Wissenschaftler-Team des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) und der Universität Hiroshima in Japan hat nun einen neuen Ansatz gefunden: Dieser geht davon aus, dass Erdbeben eine Art „Schwappen“ im vulkanischen Magmareservoir auslösen können.
Jeder weiß, wie Kaffee in der Tasse schwappt, wenn diese bewegt wird. Ganz ähnlich, so die Forscher um Atsuko Namiki von der Universität Hiroshima, verhält es sich offenbar bei einem Beben mit dem Magma im Vulkan.
Die Wissenschaftler sprechen von „Sloshing“ und meinen damit die Resonanzschwingung einer Flüssigkeit in einem bewegten Behälter. So sind etwa Schäden an Erdöltanks durch „sloshing“ nach schweren Beben ein bekanntes Phänomen.
Bisher nahm man an, dass Vulkan-Aktivitäten nach Erdbeben mit einer Erhöhung des Drucks zu tun haben könnten, die wiederum auf aufsteigende Blasen zurückzuführen wäre. Auch dass sich Kristallnetzwerke in den Magma-Kammern verflüssigen, wird in Erwägung gezogen.
Doch keine der Thesen erklärt, warum Vulkane sehr unterschiedlich auf Erdbeben reagieren. Einige werden aktiviert, bei anderen sinkt die Aktivität, wieder andere zeigen gar keine Reaktion auf das Beben (HAARP-Katastrophen als Väter aller Profite: Stürme und Erdbeben als Waffen (Videos)).
Beim „sloshing“ jedoch wären diese Unterschiede stimmig. Es kommt darauf an, ob das Magma in den offenen Aufstiegskanälen und den Reservoiren von den Erdbebenwellen in Resonanzschwingung versetzt wird oder nicht. Wie Experimente im „Bubble-Labor“ des GFZ zeigen, haben starke ferne Erdbeben den größten Effekt auf Vulkane.
Die niedrigen Frequenzen dieser Beben sind am ehesten in der Lage, eine starke Schwingung in dem in breiten Aufstiegskanälen befindlichen Magma zu erzeugen. Was außerdem die Reaktion des Vulkans beeinflusst, sind die Form des Magmareservoirs sowie Dichte und Viskosität der Lava (Steht ein Mega-Beben bevor? 6+ Beben im Pazifik, Japan und Ecuador – Risiko-Vulkan in Nordkorea – weltweite Aktivität (Videos)).
Weltweite Vulkanaktivität
Klyuchevskoy: der Vulkan in Kamchatka ist derzeit besonders munter und erzeugt neben strombolianischen Eruptionen Aschewolken, die fast drei Kilometer über den Krater aufsteigen. Die thermische Strahlung ist so hoch, dass wahrscheinlich auch wieder Lavaströme unterwegs sind.
Sakurajima: auf der japanischen Insel Kyushu geht es wieder heiß her. Saku eruptierte am 01. Mai 7 Aschewolken. Vulkanasche stieg mehrere Kilometer hoch auf.
Video:
Santiaguito: in Guatemala ist der Domvulkan Santiaguito weiterhin sehr aktiv. Gestern fanden zwei stärkere explosive Eruptionen statt. Vulkanasche erreichte eine Höhe von gut 4500 Meter.
Turrialba: der Vulkan in Costa Rica ist weiterhin aktiv. Vorgestern wurden 32 Explosionen in 10 Stunden registriert. Die Meisten sind relativ schwach, doch manchmal kommt es zu stärkeren Explosionen. Die Vulkanasche steigt dann mehr als 1000 Meter über den Krater auf.
Laut der Internetseite volcanodiscovery.com sind aktuell 34 Vulkane auf der Welt in einer eruptiven Phase, aber keine Panik, die Zahl lag in der Vergangenheit über 40 (z.B. im Mai 2015) oder 50 und die Erde dreht sich dennoch weiter.
Literatur:
Supervulkan von Maria Livingstone
Im Fokus: Naturkatastrophen: Zerstörerische Gewalten und tickende Zeitbomben (Naturwissenschaften im Fokus) (German Edition) von Nadja Podbregar
Vulkane von Marc Szeglat
Quellen: PublicDomain/n24.de/weather.com/vulkane.net am 04.05.2016
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