„Schöne“ globalisierte Welt: Saudische Agrar-Multis kauften offenbar in den letzten Monaten massenhaft Agrarflächen in den USA. Wegen extremen Wassermangels hat Saudi-Arabien die heimische Landwirtschaft stark eingeschränkt.
Der Anbau von Futterpflanzen und Weizen wird in Saudi-Arabien innerhalb der nächsten drei Jahre komplett verboten, weil das Land Trinkwasser sparen muss.
Der größte saudische Milchproduzent ist der Multikonzern „Almari“ der mitten in der Wüste die größte Kuhfarm der Welt betreibt – mit einem enormen Aufwand unter anderem an Trinkwasser.
Um die Versorgung der rund 50.000 Tiere zu sichern, kauft der Konzern nun massiv Agrarflächen im Ausland auf, vornehmlich in Afrika und den USA (Saudische Molkerei pumpt jährlich 6 Milliarden Liter Grundwasser in Arizona ab (Video)).
Die saudische Regierung unterstützt den Konzern dabei: Im vergangenen Jahr hat die Politik finanzielle Förderung für alle Investoren angekündigt, die Ackerland in Übersee kaufen.
Nun hat Almarai eine Ausweitung seiner Strategie der Expansion außerhalb von Saudi-Arabien angekündigt. So hat das Unternehmen jüngst Agrargrundstücke in den USA für insgesamt 80 Millionen Dollar gekauft. Mehr als vierzig Quadratkilometer davon liegen in Arizona, zudem kaufte Almarai auch sieben Quadratkilometer in Kalifornien, meldet Reuters. Kalifornien ist einer der beliebtesten Staaten für ausländische Investoren in den USA. Rund 2,5 Prozent des privaten Ackerlands sind in ausländischem Besitz, zitiert die Fachzeitschrift Agrimoney Daten des US-Landwirtschaftsministeriums.
Besonders die Farmer im dürregeplagten Kalifornien kritisieren den Schritt, so Berichte aus US-Medien. Almarai baue das Heu für seine Kühe künftig ausgerechnet in Regionen an, die selbst mit Trockenheit und Wassermangel zu kämpfen haben. Besonders Kalifornien kämpft seit vier Jahren mit einer Jahrhundert-Dürre, die die Wirtschaft des Staates nach offiziellen Schätzungen bereits 2,74 Milliarden Dollar gekostet hat.
Holly Irwin, Sprecherin einer lokalen Farmervereinigung in Arizona sagte gegenüber dem US-Sender CNBC, „Wir lassen sie hier rüberkommen und unsere Ressourcen aufbrauchen. Das ist sehr frustrierend für mich, insbesondere wenn Anwohner zu mir kommen und mir erzählen, dass ihre Brunnen austrocknen und sie tiefer Bohren müssen, um an Wasser zu gelangen. Es ist für diese Leute sehr teuer, neue Brunnen zu bohren“(Nestlé bezahlt nur 524 $ für 100 Millionen Liter kalifornisches Trinkwasser (Video).
Die Farmer fordern von der Regierung Regulierungsmaßnahmen, um den weiteren Export von Wasser in Form von Heu nach Saudi-Arabien zu unterbinden. Denn den Farmern zufolge haben sich die Saudis gezielt die Gebiete ausgesucht, in denen es wenig Regulierung zum Grundwasserverbrauch gebe.
Saudi-Arabiens Wasserproblem ist zum großen Teil hausgemacht: Der Wüstenstaat liegt eigentlich auf einem der größten unterirdischen Wasserreservoirs der Welt. Allerdings wurden die in Jahrtausenden gewachsenen Wasserspeicher innerhalb nur einer Generation zu mehr als vier Fünftel geleert.
„Landgrabbing“ in Afrika
In Afrika und vornehmlich im Sudan haben saudische Investoren bereits mehr als eine Million Hektar Land gekauft und sich dort bereits massive Kritik wegen „Landgrabbings“ eingehandelt.
Das Phänomen des „Landgrabbings“ als Gewinnstrategie des globalen Monopolkapitalismus und seiner Multikonzerne ist nicht neu: Äthiopien hat bis Ende 2009 bereits 600.000 Hektar Land an ausländische Investoren verkauft (Goldrausch in Südamerika: Ausbeutung von Mensch und Natur (Videos)).
In Madagaskar sollen die Verhandlungen mit der „Daewoo Logistics Corporation“ über den Kauf von 1,3 Millionen Hektar Land für den Anbau von Mais und Ölpalmplantagen bei den politischen Konflikten eine Rolle gespielt haben, die 2009 zum Sturz der Regierung führten.
Ein (angefochtenes) Gerichtsurteil erging 2013 in Uganda gegen die Kaffee-Plantage „Kaweri“, die im Besitz der Hamburger „Neumann Kaffee Gruppe“ steht. Vom Land der etwa 2.500 ha großen Plantage waren Kleinbauern teilweise gewaltsam und ohne ausreichende Entschädigung vertrieben worden (Falsche Fassaden: Westen sollte auf Export von „Demokratie“ nach Afrika verzichten).
Die internationale Entwicklungsorganisation Oxfam schätzt, dass in Entwicklungsländern seit 2001 über 220 Millionen Hektar Land von ausländischen Investoren aufgekauft wurde oder gepachtet wird, um es gewinnbringend agrarisch auszubeuten.
Literatur:
Aus kontrolliertem Raubbau: Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren von Kathrin Hartmann
Die Freihandelslüge: Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet von Thilo Bode
Am Fuße der Festung: Begegnungen vor Europas Grenze von Johannes Bühler
Quellen: PublicDomain/info-direkt.eu/Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten am 15.03.2016
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