Medikamente können Depressionen verursachen. Bei Depressionen sollten Sie daher immer zuerst die Beipackzettel jener Medikamente lesen, die Sie derzeit einnehmen. Denn bei den Nebenwirkungen könnten auch Depressionen aufgeführt sein.
Doch können manche Medikamente nicht nur während der Einnahmephase depressiv machen, sondern auch noch Wochen danach. Und wenn Depressionen erst einmal entstanden sind, dann können sie durchaus auch noch Jahre nach dem Absetzen des Medikaments bestehen bleiben.
Manche Medikamente verursachen Depressionen
Wenn Sie sich plötzlich niedergeschlagen, grundlos traurig und antriebslos fühlen, muss das nicht bedeuten, dass Sie jetzt über Nacht psychisch krank geworden sind. Es könnte sich einfach um eine Nebenwirkung von Medikamenten handeln. Manche Arzneimittel schlagen sich stark auf die Psyche nieder und führen zu Depressionen oder auch anderen psychischen Störungen.
Greifen Sie bei Depressionen daher nicht sofort zur nächsten Pille, sondern überprüfen Sie erst, ob Ihre Depressionen nicht vielleicht von Medikamenten ausgelöst wurden, die man Ihnen in letzter Zeit verschrieben hatte (Die Pharmaindustrie: Das Geschäft mit unserer Gesundheit).
Medikamente machen Mut zum Selbstmord
Medikamente können leichte depressive Verstimmungen verursachen. Doch kann es sich bei den medikamentenbedingten psychischen Problemen auch um schwere Depressionen mit Selbstmordgelüsten handeln.
Gar 50 Arzneimittelwirkstoffe sollen auf diese Weise die Psyche beeinträchtigen können – so die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA. Und britische Forscher stellten in den Jahren 1998 bis 2011 fest, dass es sich um mindestens 110 unterschiedliche Medikamente handle, die Depressionen auslösen können.
Die vollständige Liste der 110 Medikamente wurde im September 2014 im Fachmagazin BMC Pharmacology and Toxicology veröffentlicht. Bei jenen Menschen, die vielleicht schon vor der Medikamenteneinnahme leicht depressiv waren, können diese Arzneimittel zu einer Verstärkung der Depressionen führen und dazu, dass sie erst jetzt den Mut zum Selbstmord fassen können (Psychopharmaka sind oft die wahre Quelle für Amokläufe und Gewalt).
Depressionen durch Hepatitis-Medikamente
Eine gängige Behandlung der Hepatitis C beispielsweise führt im Verhältnis sehr häufig zu Depressionen (7 von 100 Patienten). Es handelt sich um die Kombinationstherapie mit Interferon alfa und Ribavirin.
Die Hepatitis verschwindet zwar, doch ist man nun depressiv. Ja, die betroffenen Patienten scheinen sogar so stark depressiv zu werden, dass sie die Therapie lieber vorzeitig abbrechen. Vorhandene Depressionen werden überdies massiv verstärkt.
Depressionen durch Akne-Medikamente
Ganz ähnlich verhält es sich beim häufig verschriebenen Anti-Akne-Wirkstoff Isotretinoin, wie wir bereits hier berichtet hatten: Gefährliches Akne-Medikament. Isotretinoin kann stimmungsmässig so ziemlich alles verursachen – von starken Stimmungsschwankungen über Depressionen bis hin zu Veränderungen der Persönlichkeit.
Der Abbruch der Therapie bringt in diesen Fällen nicht immer etwas, da die Depression noch Jahre nach dem Absetzen von Isotretinoin anhalten kann.
Die amerikanische Arzneimittelbehörde hatte sogar in den Jahren 1982 bis 2000 fast 40 Selbstmorde durch Isotretinoin verzeichnet – und das sind nur die offiziell bestätigten und anerkannten Fälle. Wer bei Akne Isotretinoin einnimmt – so Studien – habe mit einem fast dreifach so hohen Depressionsrisiko zu rechnen als Akne-Patienten, die das Medikament nicht einnehmen (Pharmakonzerne vertuschen belastende Erkenntnisse über Antidepressiva).
Depressionen durch Malaria-Medikamente
Im Urlaub sind Depressionen auch nicht gerade das, was man sich wünschen würde. Doch wer sich in tropische Gefilde aufmacht und zum vorbeugenden Malariaschutz ein Mittel mit dem Wirkstoff Mefloquin einnimmt, kann mitten beim Dschungeltrip depressiv werden – übrigens auch noch Wochen nach dem Urlaub, da die Substanz nur sehr langsam wieder abgebaut wird.
Erhöhte Selbstmordgefahr durch Antidepressiva
Ganz besonders unerwartet ist, dass Antidepressiva, also Medikamente, die ja explizit gegen Depressionen verordnet werden, zu sog. suizidalen Gedanken und Handlungen führen können. Depressionen gehen oft mit einer gewissen Mutlosigkeit und auch Antriebslosigkeit einher.
Antidepressiva vom Typ der Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) wie z. B. Sertralin, Citalopram und Paroxetin machen nun zwar weniger depressiv, doch findet man (in manchen Fällen) erst jetzt den Mut und Antrieb zum Selbstmord(versuch) – was insbesondere für junge Menschen bis 24 Jahren belegt ist.
Depressionen nach der Raucherentwöhnung
Will man sich das Rauchen abgewöhnen, ist man meist hochmotiviert. Das aber kann sich schnell ändern, nämlich dann, wenn man auf Medikamente zur Raucherentwöhnung setzt, wie z. B. Bupropion und Vareniclin. Diese Wirkstoffe können depressiv machen, was das Durchhalten während des Entzugs nicht gerade vereinfacht.
Depressionen durch Haarausfall- und Prostatamittel Finasterid
Der Wirkstoff Finasterid, der bei hormonbedingtem Haarausfall verordnet wird, kann ebenfalls zu Depressionen führen. Wer Finasterid daraufhin absetzt, kann Glück haben und die Depression verflüchtigt sich nach einigen Wochen.
Bei manchen Männern bleibt die Depression aber auch noch länger als drei Monate nach dem Absetzen des Medikaments bestehen. Finasterid wird nicht nur bei Haarausfall, sondern auch bei gutartiger Prostatavergrösserung verordnet.
Depressionen durch Appetitzügler
Zu den Top Five der am häufigsten zu Depressionen führenden Medikamente gehört neben den beiden Medikamenten zur Raucherentwöhnung, dem Antidepressivum Paroxetin und dem Akne-Mittel Isotretinoin auch ein Medikament, das beim Abnehmen helfen sollte: Rimonabant.
Ursprünglich ebenfalls zur Raucherentwöhnung entwickelt, wurde das Medikament ab 2006 über ein Jahr lang in der EU verkauft, bevor man es aufgrund der enormen psychiatrischen Nebenwirkungen wieder aus dem Verkehr zog. In den USA hingegen hatte man das Arzneimittel aus denselben Gründen gar nicht erst zugelassen.
Depressionen durch Statine
Auch Statine, also Medikamente, die zur Senkung des Cholesterinspiegels verordnet werden, können zu Depressionen führen und tauchen daher in der oben genannte Liste der 110 kritischen Medikamente auf. Es handelt sich um Simvastatin und Atorvastatin.
Depressionen durch Antibabypille
Dass die Pille zu Stimmungstiefs und Depressionen führen kann, ist nichts Neues. Man nimmt sie, um unbeschwert Sex haben zu können, hat dann aber in nicht wenigen Fällen bald überhaupt keinen Sex mehr, weil man gar nicht mehr in der Stimmung dazu ist. Setzt man die Pille ab, scheint es, als ziehe jemand die düsteren Vorhänge beiseite und lasse endlich wieder Licht ins Leben.
Besonders das synthetische Gestagen Levonorgestrel ist bekannt für seine depressiv machende Nebenwirkung. Levonorgestrel ist in den Pillen der zweiten Generation sowie in der Pille danach enthalten und wird ausserdem auch in der Hormontherapie bei Frauen in den Wechseljahren eingesetzt.
Pillen mit Levonorgestrel sind beispielsweise Mirena, 28 mini, Microlut, Levogynon, NorLevo und viele andere. Auch Kombinationspräparate können Levonorgestrel enthalten, wie z. B. Asumate, CycloÖstrogynal, Microgynon, Miranova etc.
Depressionen durch Antibiotika
Antibiotika kennt man längst als Medikamente mit einer Menge ungünstiger Nebenwirkungen. Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Darmflorastörungen, Immunschwächen und Pilzinfektionen stehen ganz oben auf der Liste ihrer unerwünschten Wirkungen. Bei manchen Antibiotika wie z. B. Ofloxacin und anderen sog.
Gyrasehemmern kommen auch psychische Probleme dazu. Dazu gehören nicht nur Depressionen, was ja schon schlimm genug wäre. Auch Persönlichkeitsveränderungen bis hin zu geistigen Verwirrtheitszuständen sind möglich.
Depressionen durch Mittel gegen Epilepsie und Migräne
Forscher der Harvard Medical School in Boston gaben im Jahr 2011 in einem Review bekannt, dass auch Barbiturate (die manchmal bei Epilepsie eingesetzt werden), Vigabatrin (ebenfalls bei Epilepsie), Topiramat (bei Epilepsie, Migräne und Posttraumatischer Belastungsstörung), Flunarizin (bei Migräne und Schwindel), Corticosteroide (Cortison bei chronisch entzündlichen Erkrankungen) und Efavirenz (bei HIV) Depressionen verursachen können.
Sie warnten ausserdem davor, diese Medikamente bei Menschen einzusetzen, die bereits an Depressionen litten, da sich ihr psychischer Zustand sonst deutlich verschlimmern könnte.
Depressionen durch Asthma-Medikamente
Bei Asthma ist man häufig auf Medikamente angewiesen, die einen wieder frei durchatmen lassen. Der Wirkstoff Montelukast sorgt jedoch nicht nur für freien Atem, sondern kann ausserdem zu Depressionen, Schlafstörungen, Angstzuständen, Halluzinationen, Anfällen und Selbstmordgedanken führen – so ein Review, der 2014 im Fachmagazin Pharmacology veröffentlicht wurde (Psychopharmaka und die Priesterschaft der Gehirnwäsche).
Der zuständige Forscher Dr. J. Douglas Bremner von der Emory University School of Medicine in Atlanta sagte:
„Schon im Jahr 2009 gab der Hersteller des Asthmamedikaments Singulair psychische Störungen bis hin zu erhöhter Selbstmordgefahr als mögliche Nebenwirkungen des Arzneimittels an.“
Literatur:
Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert von Peter C. Gøtzsche
Die Psychofalle: Wie die Seelenindustrie uns zu Patienten macht von Jörg Blech
Vorsicht Operation!: Wie wir zu Kranken gemacht werden und was wir dagegen tun können von Meike Hemschemeier
Die Kinderkrankmacher: Zwischen Leistungsdruck und Perfektion – Das Geschäft mit unseren Kindern von Beate Frenkel
Verweise:
- Celano CM, „Depressogenic effects of medications: a review“, 2011, Dialogues in clinical neuroscience, (Depressionsauslösende Wirkungen von Medikamenten: Ein Review) (Studie als PDF)
- Calapai G et al., „Montelukast-induced adverse drug reactions: a review of case reports in the literature„, Pharmacology, 2014, (Nebenwirkungen durch Montelukast: Ein Review von Fallberichten aus der Literatur) (Studie als PDF)
- Thomas KH et al., „Reporting of drug induced depression and fatal and non-fatal suicidal behaviour in the UK from 1998 to 2011“, September 2014, BMC Pharmacology and Toxicology, (Bericht von medikamentenbedingter Depression und sowohl tödliches wie auch nicht tödlich verlaufendes Verhalten im Vereinigten Königreich von 1998 bis 2011) (Studie als PDF)
- Hall EC, Keegan H, Rogstad KE, Psychiatric side effects of ofloxacin used in the treatment of pelvic inflammatory disease. International Journal of STD and AIDS, September 2003, (Psychiatrische Nebenwirkungen von Ofloxacin, das zur Behandlung von entzündlichen Beckenerkrankungen eingesetzt wird) (Studie als PDF)
- Botts S, Ryan Melody, Drug-Induced Diseases, Section IV: Drug-Induced Psychiatric Diseases, Chapter 18: Depression, (Medikamentenbedingte Krankheiten) (Quelle als PDF)
Quellen: PublicDomain/zentrum-der-gesundheit.de am 05.02.2016
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