NSU-Komplex: Angeblich wieder Selbstmord (Video)

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Knapp elf Monate nach dem Tod einer 20jährigen Zeugin, die vor dem baden-württembergischen Untersuchungsausschuss zum »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) ausgesagt hatte, soll deren Verlobter Selbstmord begangen haben.

Der 31jährige Sascha W. aus Kraichtal bei Karlsruhe sei bereits am Abend des 8. Februar abends tot aufgefunden worden, berichtete am Montag das Internetmagazin Telepolis unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Karlsruhe.

Eine Obduktion sei angeordnet worden, weil zunächst keine natürliche Todesursache festgestellt werden konnte. Nach Auskunft von Behördensprecher Tobias Wagner gebe es aber »bislang keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden«. Außerdem sei elektronisch eine Abschiedsnachricht von Herrn W. verschickt worden. Man gehe von einem Suizid aus.

Es ist der dritte Todesfall in einer Kette. Am 16. September 2013 verbrannte Florian Heilig am Rand eines Festplatzes bei Stuttgart in seinem Auto (Bild: Das Auto, in dem Florian Heilig verbrannte, an seinem Todestag im September 2013).

Der jetzt aufgefundene Sascha W. war der Lebensgefährte von Melisa M., die vor ihm 2013 eine kurze Beziehung zu dem NSU-Zeugen Florian Heilig gehabt hatte. Heilig, ein Neonaziaussteiger, soll sich kurz vor einer Verabredung mit Ermittlern des Landeskriminalamts aus Liebeskummer selbst verbrannt haben (Erneut auffälliger Zeugen-Tod im NSU-Fall).

So hieß es von offizieller Seite, bevor das Todesermittlungsverfahren Ende März 2015 wiederaufgenommen wurde. Melisa M. war am 13. März vergangenen Jahres als Zeugin vom Untersuchungsausschuss »Rechtsterrorismus/NSU BW« vernommen worden – am 28. März war sie tot.

Als Ursache wurde eine Lungenembolie festgestellt – laut Staatsanwaltschaft verursacht durch Blutgerinnsel. Wie diese zustande kamen, ist nicht restlos gesichert (Das „Staatsgeheimnis“ NSU: Der Rechtsstaat im Untergrund (Video)).

Behördensprecher vermuteten öffentlich, durch eine leichte Verletzung am Knie, die sie sich beim Motorradsport zugezogen hatte. Der Ausschuss hatte sie in nichtöffentlicher Sitzung vernommen. Florian Heilig hatte Hinweise auf bisher nicht angeklagte Mittäter beim Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn geliefert, der seit 2011 dem NSU zugeordnet wird.

 

Telepolis-Autor Thomas Moser erwähnte in diesem Zusammenhang noch den Tod eines Jugendlichen, der unter ähnlichen Umständen in der Nähe von Heilbronn gestorben war – im Januar 2009. Die verbrannte Leiche des 18jährigen Arthur Christ war auf einem Waldparkplatz neben seinem Auto gefunden worden. Sein Name tauchte auch in den Ermittlungsakten zum Heilbronner Polizistinnenmord auf (Staatsaffäre NSU: Unerwünschter Zeuge ‘geselbstmordet’).

Dreizehn Jahre lang konnten nach offizieller Version Neonazis unerkannt morden. Nun verbrennen Akten und sterben Zeugen. Was ist von dem konstatierten Behördenversagen zu halten, wenn keiner, der daran maßgeblich beteiligt war, zur Rechenschaft gezogen wird?

Video: Fünfter tote NSU-Zeuge: Erkennt man ein Muster?

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Diese Woche kam raus, dass ein weiterer potenzieller Zeuge aus dem NSU-Komplex gestorben ist. Der Mann ist bereits der fünfte mögliche tote Zeuge. Er hätte den Kiesewetter-Mordfall des NSU aufklären können. Und: Wieder soll es Suizid gewesen sein. Wir wollten vom Innenministerium wissen, ob man bei all den Toden ein Muster erkennen kann. Und: Vertritt man immer noch die 3-Täter-Theorie? Das BMI blockt ab…

Literatur:

Der Rechtsstaat im Untergrund: Big Brother, der NSU-Komplex und die notwendige Illoyalität (Neue Kleine Bibliothek) von Wolf Wetzel

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NSU – Was die Öffentlichkeit nicht wissen soll…: Das Terror-Trio“: Von Versagern, fragwürdigen Spuren und Wundern im Brandschutt von Udo Schulze

Der NSU-VS-Komplex: Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund – wo hört der Staat auf? von Wolf Wetzel

Quellen: PublicDomain/Jung&Naiv/jungewelt.de am 18.02.2016

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