Öl, wo ist dein Peak?

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In den vergangenen Jahren wurden zwei große Märchen verbreitet. Sie erzählten von einer großen Katastrophe, wenn wir unser Leben nicht drastisch in Richtung Austerität änderten. Beide Märchen beruhen auf wissenschaftlichem Schwindel und dessen unkritischer Verbreitung durch freundliche Mainstream-Medien und sogar einige alternative Organe.

Das eine ist die Vorstellung, das Klima auf der Welt erwärme sich, zumindest aber »wandle« es sich. Und zwar fast allein durch unsere Schuld, unsere menschengemachten Emissionen. Das zweite große Märchen, das ein Mitarbeiter einer der größten Ölgesellschaften der Welt erstmals 1956 in Houston erzählte, wurde vor rund 15 Jahren, zu Beginn der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush und dessen Vizepräsidenten Dick Cheney, wieder hervorgekramt und leicht entstaubt. Es heißt Peak-Oil-Theorie.

Die gute Nachricht ist, dass unsere Küstenstädte nicht schon bald von schmelzenden Eisbergen oder steigenden Ozeanen überschwemmt werden und dass unsere Versorgung mit konventionellem Erdöl und Erdgas wohl noch für mindestens einige Jahrhunderte gesichert ist. Nicht aufgrund der extrem umweltschädlichen und teuren Förderung von Schieferöl, sondern durch die reichen Ölvorkommen überall auf der Welt, die zum größten Teil noch nicht entdeckt oder kartiert sind.

Die dramatischsten neuen Erdöl- und Erdgasfunde gab es in den letzten Jahren im Mittelmeer, in Gewässern vor Zypern, Israel, dem Libanon und vermutlich auch Griechenland. 2010 entdeckten Israel und das texanische Ölunternehmen Noble Energy das größte Offshore-Ölfeld Leviathan.

Es war der größte Erdgasfund in einem Jahrzehnt. Es enthält genügend Gas, um Israel für mindestens 100 Jahre zu versorgen. Die geophysikalischen Bedingungen der Region vor der griechischen Küste sprechen dafür, dass das unglückliche Land auf mehr als genug unentdecktem Erdöl und Erdgas sitzt, um alle Auslandsschulden zu tilgen.

So gesehen ist es nicht überraschend, dass der IWF unter Washingtons Diktat verlangt, dass Griechenland die staatlichen Öl- und Gasgesellschaften privatisiert; und es ist so gut wie sicher, dass westliche Ölgesellschaften deren Entwicklung in der Hand halten werden, wie schon in früheren Jahren, bis die Pachtverträge 2004 ausliefen und die griechische Regierung die Gesellschaften wieder übernahm.

2006 entdeckte die staatliche brasilianische Ölgesellschaft Petrobras im Santos-Becken, 250 Kilometer entfernt von Rio de Janeiro, das größte Offshore-Ölfeld der letzten 30 Jahre mit mindestens acht Milliarden Barrel. Der damalige Präsident Lula da Silva erklärte, es verschaffe Brasilien die »zweite Unabhängigkeit«, nämlich von westlichen Ölimporten. 2008 entdeckte Petrobras in der Nähe das ähnlich große Erdgasfeld Jupiter. Unter Lula erließ das Parlament Bestimmungen, wonach die Entwicklung des Erdöls unter Petrobras in brasilianischer Hand blieb und nicht in die Hände amerikanischer, britischer oder anderer ausländischer Erdölkonzerne geriet.

Im Mai 2013, nachdem Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff das Amt angetreten hatte, traf US-Vizepräsident Joe Biden in Brasilien mit ihr und den Direktoren von Petrobras zum Gespräch zusammen. Brasilianischen Quellen zufolge verlangte Biden von Rousseff die Aufhebung der Gesetze, die amerikanische Ölgesellschaften daran hinderten, die Kontrolle über die riesigen Erdöl- und Erdgasfunde zu übernehmen.

Rousseff erteilte ihm eine höfliche Absage; schon kurz darauf wurde sie Zielscheibe einer US-gesteuerten Farbenrevolution, die bis zum heutigen Tag andauert – nicht überraschend steht im Zentrum ein Skandal um Petrobras2012 begann Island, das sich von der Bankenkrise erholte, im Gebiet um die Gletscherinsel Jan Mayen nördlich des Polarkreises ernsthaft mit der Suche nach Öl und Gas. Die Geophysik ist ähnlich wie in der Nordsee.

Ein ehemaliger hoher isländischer Regierungsbeamter erzählte mir bei einem Besuch vor ungefähr fünf Jahren von einer privaten geologischen Untersuchung, die darauf hindeute, dass Island zu einem neuen Norwegen werden könnte. Nach Angaben des US Geological Survey könnten in der Arktis 90 Milliarden Barrel Erdöl lagern, der größte Teil davon noch nicht erschlossen.

China hat Island zu einem wichtigen Partner gemacht. Beide Länder unterzeichneten 2013 ein Freihandelsabkommen, nachdem die chinesische Ölgesellschaft CNOOC 2012 ein Joint Venture zur Erkundung der Offshore-Vorkommen eingegangen war. Im April 2015 gab das Energie-Erkundungsunternehmen UK Oil & Gas Investments bekannt, man habe in der Nähe des Londoner Flughafens Gatwick gebohrt und dort nach eigener Schätzung bis zu 100 Milliarden Barrel neues Erdöl gefunden.

Zum Vergleich: Die gesamte Nordsee hat in 40 Jahren etwa 45 Milliarden Barrel eingebracht. Im Mai verkündete die britische Ölgesellschaft Rockhopper einen neuen Erdölfund in den umstrittenen Gewässern um die Falkland-Inseln vor Argentinien mit geschätzt bis zu einer Milliarde Barrel Öl.

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Und im August 2015 meldete die italienische Ölgesellschaft Eni die Entdeckung eines riesigen (»supergiant«) Erdgasfeldes vor der ägyptischen Mittelmeerküste; es ist das größte Feld, das bisher im Mittelmeer gefunden wurde, noch größer als Leviathan. Wie das Unternehmen erklärte, könnte es in einem Gebiet von rund 100 Quadratkilometern 30 Billionen Kubikfuß Schwachgasenthalten. Zohr ist der größte Erdgasfund in Ägypten und im Mittelmeer.

Zudem gibt es riesige unentwickelte Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Karibik, dem Gebiet eines Einschlagskraters, der zahlreiche Risse erzeugt hat und in dem drei tektonische Platten aneinanderstoßen und auseinanderdriften. Haiti ist eine solche Region, genauso wie Kuba.

Im Mai veröffentlichte die kubanische Regierung eine Studie mit der Schätzung, dass die kubanischen Offshore-Gewässer etwa 20 Milliarden Barrel Öl enthielten. Russlands Ölgesellschaft Gazprom hat bereits in einen Abschnitt der kubanischen Gewässer investiert.

Und während Putins Kubabesuch im Juli 2014, bei dem Russland Kuba 90 Prozent der Schulden aus Sowjetzeiten (ca. 32 Milliarden Dollar) erließ, unterzeichnete Igor Setschin, Chef der russischen staatlichen Rosneft, einen Vertrag mit der staatlichen kubanischen Ölgesellschaft Cupet für die gemeinsame Erkundung des Beckens vor Kubas nordöstlicher Küste. Die russische Beteiligung an der umfangreichen Erdölsuche in Kuba könnte auch die plötzliche Eile der Obama-Regierung erklären, die Beziehungen zu Kuba »anzuwärmen«.

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Wie Erdöl »geboren« wird

Die akzeptierte Erklärung der Ölindustrie lautet, Erdöl sei ein begrenzter Rohstoff, ein so genannter fossiler Brennstoff biologischen Ursprungs, der vor mehreren Hundert Millionen Jahren durch den Tod von Dinosauriern entstand, deren Überreste durch einen bisher nicht identifizierten physikalischen Prozess in Kohlenwasserstoffe umgewandelt wurden.

Irgendwie seien die biologischen Überreste tief in die Erde eingesunken. Die tiefste Ölbohrung in der Sachalin-Region in Russland, durchgeführt von Exxon, ist über zwölf Kilometer tief. Dort floss das Öl angeblich in unterirdische Taschen, die sie Reservoirs nennen. Andere sagen, auch Algen, Baumblätter und andere biologisch zersetzte Materie hätten zu dem Prozess beigetragen.

In den 1950er Jahren, als der Kalte Krieg intensiviert wurde, erhielt eine Gruppe sowjetischer Wissenschaftler den Auftrag, die UdSSR von Erdöl und Erdgas unabhängig zu machen. Als Erstes studierten sie kritisch die gesamte wissenschaftliche Literatur über den Ursprung derKohlenwasserstoffe. Bei einer genaueren Prüfung der so genannten fossilen Theorie waren sie überrascht, wie unwissenschaftlich diese war.

Ein Physiker schätzte, für das Öl, das aus der großen Quelle Ghawar in Saudi-Arabien gefördert wurde, sei ein Block aus toten Dinosauriern – vorausgesetzt, deren Fleisch und Knochen seien zu 100 Prozent in Erdöl umgewandelt worden – von 30 Kilometern Kantenlänge erforderlich. Schon bald suchten die Wissenschaftler nach anderen Erklärungen für den Ursprung des Öls (Der Black-Goo-Mythos: Im Labyrinth der Wirklichkeit (Videos)).

Sie unternahmen umfangreiche Tests in den Erd-Forschungslabors der sowjetischen Streitkräfte in Moskau. Sie entwickelten die brillante Hypothese, das Erdöl werde ständig tief im Erdinneren unter dem Erdmantel gebildet. Von dort dränge es nach oben an die Erdoberfläche durch Schichten verschiedener Elemente wie beispielsweise Ferrit. Bei Laborexperimenten produzierten sie wiederholt Kohlenwasserstoffe unter ähnlichen Temperatur- und Druckbedingungen wie im Erdmantel. Diese Migrationskanäle, wie die sowjetischen Wissenschaftler sie nannten, waren Risse im Erdmantel, die über Jahrmillionen durch die Ausweitung der Erde und erzwungen durch die enormen Temperaturen und Drücke innerhalb des Erdmantels entstanden.

Der Weg, den das ursprüngliche Methangas aufwärts in Richtung Erdoberfläche nimmt, bestimmt, ob es sich zu Erdöl, Erdgas, Kohle, als Bitumen wie im kanadischen Athabasca-Teersand oder sogar als Diamanten sammelt, die ebenfalls Kohlenwasserstoffe sind. Darüber hinaus entdeckten die russischen und ukrainischen Wissenschaftler – nicht überraschend –, dass sich jedes Giant-Ölfeld »selbst wieder auffüllte«; das heißt, neues Öl oder Gas wird ständig aus dem Mantel über die Verwerfungen oder Migrationskanäle nach oben gedrückt, um die entnommene Menge auszugleichen.

Alte Ölquellen in Russland, die am Ende der Sowjetära, als maximale Produktion oberste Priorität hatte, über ihr natürliches Volumen hinaus abgepumpt worden waren, wurden geschlossen. Sie galten als erschöpft. 20 Jahre später seien diese »erschöpften« Quellen, wie mir russische Geophysiker berichteten, wieder eröffnet worden, und siehe da, sie waren komplett mit neuem Öl wieder aufgefüllt (Krieg ums Erdöl: Dabei ist es doch unerschöpflich).

Die Russen haben ihre Hypothese bis zum heutigen Tag getestet, wenn auch zurzeit mit wenig Unterstützung vonseiten ihrer eigenen Regierung, deren Ölgesellschaften vielleicht fürchteten, eine Schwemme neuen Öls werde die Preise in den Keller schicken. In den westlichen Ländern wäre es das Letzte, was sich Exxon oder andere angloamerikanische Ölgesellschaften wünschten, ihren (einst) eisernen Griff auf den Welt-Ölmarkt zu verlieren. Sie hatten kein Interesse an einer These, die ihrer Peak-Oil-Theorie widersprach.

Heute hat ein geopolitisch motivierter Beschluss Saudi-Arabiens, den neu entstandenen Konkurrenten als weltgrößter Ölproduzent, nämlich die USA mit der ausgeweiteten Schieferölförderung, auszuschalten, den Ölpreis weltweit von über 100 Dollar für das Fass im Juli 2014 auf heute rund 43 Dollar auf dem US-Markt nach unten getrieben.

Die Folge ist eine drastische Kürzung der Förderung weltweit. In einer fairen Welt sollten Erdöl oder Erdgas allen Ländern zur Deckung des Energiebedarfs zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stehen; sie dürften nicht das Monopol eines winzigen Kartells aus britischen oder amerikanischen Unternehmen sein.

Gut zu wissen, dass Erdöl und Erdgas im Übermaß vorhanden sind, dass wir nicht im Dunklen frieren und uns auf Windmühlen verlassen müssen, bis die Menschheit vollkommen andere, saubere und erdfreundliche Energieformen entwickelt (Solarenergie immer wieder enttäuschend – Windparks überlasten das Stromnetz). Kriege um die Herrschaft über Erdöl oder Erdgas würden dann vollkommen unsinnig.

Literatur:

Es klebt Blut an Euren Händen: Die geheimen Machenschaften der Öl-Multis von Frederik William Engdahl

Mit der Ölwaffe zur Weltmacht. Der Weg zur neuen Weltordnung von F. W. Engdahl

Die Denkfabriken: Wie eine unsichtbare Macht Politik und Mainstream-Medien manipuliert von William Engdahl

Deutschland die Drehscheibe des Waffenhandels: Parteien und Panzer sind Petro-Dollar von Walter Bolsinger

Quellen: PublicDomain/info.kopp-verlag.de vom 03.10.2015

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