Merkels Stuhl-gate: Böses Omen bei Tristan und Isolde -

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Egon W. Kreutzer schreibt: Helle Aufregung in Bayreuth. Angela Merkel, die mächtigste Frau im bekannten Universum befand sich urplötzlich nicht mehr am, sondern unter dem Tisch. Schwächeanfall, Ohnmacht, Umsturz? Die nachgeschobene offizielle Version lautet: Der Stuhl ist unter ihr zusammengebrochen. Holla!

Als gebürtiger Franke weiß ich um die Stabilität fränkischer Sitzmöbel. So was wird anderswo schon mal als „Schwerlastregal“ angeboten. Und dass sich ausgerechnet Angela Merkel einen kaputten Stuhl aussucht, halte ich für ausgeschlossen. Der Platz für die Inhaberin der Richtlinienkompetenz war garantiert erstens extra für sie hergerichtet, zweitens von ihren Sicherheitsfachkräften inspiziert und drittens nur und ausschließlich für sie reserviert.

Am Stuhl an sich kann es also nicht gelegen haben.

Es sei denn, jemand hat an ihrem Stuhl gesägt. Soll ja vorkommen, in der Politik, dass zeitweise bis zu 95 von 100 Mandats- und Amtsträgern mit der scharfen Handsäge oder dem unübertroffenen „Engelshaar“ im Gewande durch die Wandelgänge der Heiligen Hallen schleichen und nach Stühlen Ausschau halten, die anzusägen lohnend und dem eigenen Fortkommen nützlich sein könnte.

Es hat diesmal nichts genutzt. Die begeisterte Wagnerianerin hat das Attentat offenbar unverletzt überlebt, konnte sogar dem Rest der Aufführung noch mit wachen Sinnen folgen. Die Fallhöhe reichte offenbar noch nicht einmal aus, um den vorgeschädigten Beckenring erneut zu brechen.

Doch wenn auch alles glimpflich abgegangen ist und regierungsprecherseitig schleunigst Abwiegelung betrieben wurde: So ein Unglück darf, soll, kann, ja muss als ein Vorzeichen verstanden werden, als ein Menetekel an der Wand, als letzte Warnung.

Ist nicht schon seit über einer Woche zu erkennen, dass ihr Stuhl wackelt?
Hat sie nicht selbst ungefragt dementiert, die Vertrauensfrage stellen zu wollen? Hat es nicht bei der Abstimmung im Bundestag über die Fortsetzung der Griechenlandhilfe 65 Abweichler in der eigenen Fraktion gegeben? Ist nicht Bosbach, zumindest ein Stück weit, zurückgetreten? Rumort es nicht auch beim Groß-Koalitionspartner?

Deutschland hat – mit Beginn der Sommerpause – eine handfeste Regierungskrise. Das ist noch nicht weiter aufgefallen, weil die Zwistigkeiten innerhalb der Union mit den Stimmen des Koalitionspartners zugekleistert werden konnten, doch es gibt ja noch andere Baustellen.

Seehofer murrt mächtig und wird in irgendeiner Form politisch für Maut und Betreuungsgeld entschädigt werden wollen. Die Monstertrassen hat er ja auch schlucken müssen, wenn auch streckenweise in Form von Erdkabeln – und dann feuert er auch noch volle Breitseiten in Richtung Flüchtlings- und Asylpolitik ab, womit er letztlich einen weiteren Keil in diese Große Koalition treibt.

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