Monokulturen in der Landwirtschaft senken Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen

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Um die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen ist es in Deutschland schlecht bestellt. Ein Drittel aller Arten ist gefährdet. Dafür ist aber nicht der sogenannte Klimawandel verantwortlich, sondern die Zunahme von Monokulturen in der Landwirtschaft. Das geht aus dem ersten Artenschutzbericht des Bundesamtes für Naturschutz hervor.

Von den rund 48.000 Tierarten, 9500 Pflanzen- und 14.400 Pilzarten in Deutschland stehen bereits 32.000 Arten auf der Roten Liste. Experten haben nun untersucht, wie gefährdet diese Arten sind. Das Ergebnis ist im Artenschutz-Report nachzulesen und gibt Grund zur Sorge: 46 % sämtlicher Arten und Unterarten sind nur noch selten anzutreffen, vom Aussterben bedroht oder gar verschwunden. Umweltschutzorganisationen wie WWF, BUND und Nabu beobachten mit Sorge den schlechten Zustand der Artenvielfalt in Deutschland.

(Bild: Seeadler: Der Bestand hat sich dank Schutzmaßnahmen erholt)

„Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend, denn ein Drittel der auf Roten Listen erfassten Arten ist im Bestand gefährdet und weitere Arten sind sogar schon ausgestorben“, so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Damit wird bislang auch das nationale Ziel verfehlt, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten.“

Situation der wirbellosen Tiere ist besonders gefährdet

Besonders dramatisch ist die Lage bei den wirbellosen Tieren wie den Insekten. So sind alle 600 existierenden Wildbienenarten bedroht. Von den Wirbeltieren wie Säugetieren, Süßwasserfischen, Reptilien, Vögeln und Amphibien sind fast 28 % gefährdet. Besonders verschlechtert hat sich die Situation der Brutvögel. In den letzten zwölf Jahren nahm der Bestand von 34 % der Brutvogelarten ab.

Insbesondere „Allerweltsarten“ wie Kiebitze, Uferschnepfen und Feldlerchen sind immer weniger zu sehen. Kiebitze haben etwa ein Drittel bis zu einem Viertel an Bestand verloren, das Rebhuhn ist bereits zu 90 % verschwunden. Auf der Roten Liste stehen auch über 23 % der Zugvogelarten.

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(Sporenkapseln auf einem Moosbewuchs: Moore werden kleiner – der Lebensraum geht verloren)

Hauptverantwortlich für sinkende Artenvielfalt ist die Landwirtschaft

Doch nicht der Klimawandel ist für den Verlust der Artenvielfalt, sondern die weiter wachsenden Monokulturen in der Landwirtschaft. „Früher hat der Bauer auch mal ein paar Halme stehenlassen. Der Feldhamster hatte was zu knabbern, die Vögel hatten dann auch noch was“, erklärt BfN-Sprecher Franz August Emde. Heute hingegen setzen die Landwirte auf Monokulturen und verwerten auch noch den letzten Grashalm.

Die Lebensräume der Arten verschwinden auch durch den Einsatz von Dünger und Pestiziden, dem intensiven Fischfang und dem Trockenlegen von Flächen. Weitere Gefährdungen liegen in der Forstwirtschaft, im Wasserbau und der Gewässerunterhaltung, Baumaßnahmen sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Inzwischen befinden sich etwa 77 % der geschützten Lebensräume in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand.

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Natur- und Umweltschützer fordern deshalb Maßnahmen durch die Politik, um den Artenrückgang zu stoppen. Der BUND fordert ein Sofortprogramm, das bis 2020 konkrete Erfolge bringen soll. Einzelmaßnahmen für besonders gefährdete Arten fordert der BfN. Dazu gehören der Erhalt von Grünflächen, die Einrichtung von ungenutzten Pufferstreifen, naturnaher Waldbau sowie die Rückgewinnung von Auenflächen.

Umgesetzt werden sollen diese Forderungen durch Wiedervernässung von Mooren, Deichrückverlegungen und nachhaltige Fischerei. „Kernelement des Artenschutzes müssen Reformen in der Landwirtschaft sein. Die industrielle Landwirtschaft verursacht zurzeit die größten Schäden an Natur und Umwelt“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.

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(Ostseestör: Der Fisch gilt als stark gefährdet)

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Einzelne Erfolge von Artenschutzmaßnahmen

In einem Acht-Punkte-Programm fordert das BfN ein effektives Management der bestehenden Schutzgebiete und eine Vernetzung, damit Tiere wandern können. Grünbrücken seien eine positive Maßnahme, sagte Emde, oder der Wildkatzensprung, über den Wildkatzen von Revier zu Revier ziehen können.

Der BfN-Bericht nennt aber auch Erfolge des Tierschutzes: Der Wolf ist zurück, der Biber hat sich erholt, ähnliches gilt für Schwarzstorch und Seeadler. Auch der Äskulapnatter (Zamenis longissimus) geht es etwas besser. Die einst fast verschwundene Kegelrobbe ist in die Nordsee zurückgekehrt und jetzt auch in der Ostsee gesichtet worden. „Das sind erfolgversprechende Zeichen, die zeigen, dort wo man aktiven Naturschutz betreibt, da lohnt er sich eben auch“, sagt BfN-Präsidentin Jessel.

Literatur:

Menschenzeit: Zerstören oder gestalten? Wie wir heute die Welt von morgen erschaffen von Christian Schwägerl

Kritik des Anthropozäns: Plädoyer für eine neue Humanökologie von Jürgen Manemann

Sepp Holzers Permakultur: Praktische Anwendung für Garten, Obst- und Landwirtschaft von Sepp Holzer

Quellen: SPON/dpa/ingenieur.de vom 22.05.2015

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