Passage in dreifacher Mond-Entfernung – Asteroid ist auch mit guten Ferngläsern sichtbar.
Naher Vorbeiflug: Am 26. Januar wird ein rund 500 Meter großer Asteroid in nur dreifacher Mondentfernung an der Erde vorbeifliegen. Das ist nach astronomischen Maßstäben ziemlich nah – immerhin kommt kein anderes Objekt dieser Größe unserem Planeten in den nächsten zwölf Jahren so nahe. Die NASA wird daher diese Chance nutzen, um den Asteroiden genauer zu untersuchen. Sichtbar ist er aber auch mit einem guten Fernglas.
Die Erde ist nicht vor nahen Begegnungen und Einschlägen von Asteroiden und Kometen gefeit, immerhin bevölkern hunderte größerer Objekte den erdnahen Raum. Meist jedoch rasen sie folgenlos an unserem Planeten vorbei. So passierte der Komet Siding Spring Ende 2014 den Mars extrem nah und ein Meteorit schlug 2013 auf dem Mond ein. Manchmal jedoch kommt es zum Einschlag, wie 2013 nahe der russischen Stadt Tscheljabinsk. Deshalb werden die Bewegungen der erdnahen Asteroiden von Teleskop-Netzwerken überwacht.
Wie die NASA meldet, wird am 26. Januar 2015 der Asteroid 2004 BL86 relativ nahe an der Erde vorbeifliegen. Der rund 500 Meter große Brocken passiert unseren Planeten dabei in 1,2 Millionen Kilometern Entfernung – das entspricht in etwa dem dreifachen Abstand Erde – Mond. Nach astronomischen Maßstäben ist das nicht viel. Immerhin wird der Asteroid damit der einzige Brocken dieser Größe sein, der bis zur Passage des Asteroiden 1999 AN10 im Jahr 2027 der Erde so nahe kommt.
„Der Asteroid ist damit zwar in absehbarer Zukunft keine Gefahr für die Erde, es ist aber ein relativ großer Asteroid, der ziemlich nahe herankommt“, erklärt Don Yeomans, der lange Jahre das Near Earth Object Program Office der NASA leitete. „Daher ist dies eine einzigartige Gelegenheit, ihn zu beobachten und mehr über ihn zu erfahren.“
Überraschungen nicht ausgeschlossen
Die NASA wird den Asteroiden 2004 BL86 mit ihrem Radioteleskop Goldstone in Kalifornien ins Visier nehmen. Parallel dazu soll das Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico Radaraufnahmen erstellen und wissenschaftliche Daten zu Größe und Flugbahn sammeln. „Wenn wir die Radardaten am Tag nach der Passage bekommen, werden dies die ersten detaillierten Bilder des Asteroiden sein“, sagt Lance Benner vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. „Denn bisher wissen wir so gut wie gar nichts über den Asteroiden – wir rechnen daher mit Überraschungen.“
Klar ist bisher nur, dass der Asteroid zum sogenannten Apollo-Typ gehört. Diese Asteroiden bewegen sich auf einer exzentrischen Bahn, die sie vom Bereich außerhalb der Mars-Umlaufbahn bis in die Nähe der Venusbahn bringt. Oft wurden sie einst vom Schwerkrafteinfluss des Jupiter aus dem Asteroidengürtel herausgeschleudert. Weil sie auf ihrer Bahn auch die Erdbahn kreuzen, werden sie überwacht.
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Sichtbar auch mit gutem Fernglas
Aber auch mit guten Ferngläsern und kleineren Teleskopen wird der Asteroid während seines Vorbeifluges sichtbar sein. Er erscheint dann in der Nähe des Himmelsäquators. „Ich werde selbst auch mein Lieblings-Fernglas zücken und den Asteroiden anschauen“, sagt Yeomans. „Asteroiden sind etwas Besonderes. Sie haben der Erde nicht nur die Bausteine für Leben und einen Großteil ihres Wassers geliefert, sie könnten in Zukunft auch eine wertvolle Ressource für Erze und andere Rohstoffe werden.“
Wenn der Asteroid „2004 BL86“ am Montagnachmittag dicht an der Erde vorbei saust, haben die Hobby-Astronomen in Deutschland kaum Chancen, einen Blick auf ihn zu erhaschen. „Es herrschen denkbar schlechte Bedingungen für eine Beobachtung“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Am Montag ziehe von Nordwesten ein neues Niederschlagsgebiet ins Land. Dieses versperre meist die Sicht auf den Koloss, der unserem Planeten nach Auskunft der US-Raumfahrtagentur Nasa so nahe kommt wie kein anderer bisher registrierter Asteroid seiner Größe. Nur am Alpenrand in Richtung Berchtesgaden und in Ostsachsen kann es laut DWD womöglich aufgelockert genug sein für eine gute Sicht. „2004 BL86“ ist Experten zufolge am Montag um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit der Erde besonders nah.
Der Asteroid 2004 BL86 wurde im Januar 2004 von einem Teleskop des Lincoln Near Earth Asteroid Project (LINEAR). Dieses ist eines der Programme, die gezielt erdnahe Objekte beobachten und nach neuen, potenziell gefährlichen Asteroiden im erdnahen Raum suchen. Die rechtzeitige Entdeckung und Bestimmung der Flugbahn sind entscheidend, um im Falle eines drohenden Einschlags der Erde ausreichend Vorwarnzeit für mögliche Abwehrmaßnahem zu schaffen.
Video:
Nachtrag Dienstag 20:28 Uhr.
Asteroid „2004 BL86“, der am Montag die Erde passierte, hat einen kleinen Mond als Begleiter. Aus Daten optischer Teleskope sei das schon länger vermutet worden, nun aber sei es sicher, teilte Detlef Koschny von der europäischen Weltraumagentur Esa in Noordwijk am Dienstag mit.
Der Asteroid habe etwa 325 Meter Durchmesser, sein kleiner Begleiter 70 Meter, berichtete die US-Weltraumagentur Nasa. Ungefähr 16 Prozent der erdnahen Asteroiden ab 200 Metern Durchmesser besäßen einen oder sogar zwei Monde. Auch der Meteorit, der vor Jahrmillionen im Nördlinger Ries in Süddeutschland einschlug, hatte einen Begleiter – sein gleichzeitiger Aufschlag schuf das Steinheimer Becken.
Video:
Quellen: PRAVDA TV/AFP/NASA/JPL/scinexx.de vom 23.01.2015
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