In einer Entfernung von rund sieben Millionen Lichtjahren entdeckten Astronomen eine einsame Zwerggalaxie. Solche leuchtschwachen Objekte sind schwierig zu finden, könnten aber in hoher Anzahl das lokale Universum bevölkern.
Mit Hilfe von Beobachtungen im August 2014 gelang es den Astronomen um Igor Karachentsev vom Special Astrophysical Observatory in Russland, mit dem Weltraumteleskop Hubble eine abgeschiedene Zwerggalaxie in unserer kosmischen Nachbarschaft aufzuspüren. Das Objekt mit der Bezeichnung KKs 3 befindet sich in einer Entfernung von rund sieben Millionen Lichtjahren. Seine Masse beträgt nur rund ein Zehntausendstel der Masse des Milchstraßensystems, und mehr als 70 Prozent seiner Sterne entstanden bereits vor mehr als zwölf Milliarden Jahren.
(Bild: Auf dieser Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble mit einer Kantenlänge von 3,4 Bogenminuten ist der Kern der Zwerggalaxie als das rechte der zwei dominanten Objekte im oberen Bereich des Bildes deutlich zu erkennen. Die linke Sternansammlung ist ein Kugelsternhaufen im Vordergrund)
Die meisten uns bekannten Zwerggalaxien sind als Begleiter von großen Sternsystemen innerhalb von Galaxienhaufen anzutreffen. Dort häufen sich auch die so genannten sphäroidalen, linsenförmigen Zwerggalaxien. Diese gesonderten Systeme verloren im Lauf der Zeit durch gravitative Wechselwirkungen mit den großen Galaxien ihr Gas, so dass die Sternentstehung in ihnen zum Stillstand kam. Daher enthalten sie vorwiegend alte Sterne.
Die neu entdeckte Galaxie KKs 3 befindet sich jedoch außerhalb der Lokalen Gruppe, zu der unter anderem das Milchstraßensystem und die Andromedagalaxie gehören. Die Forscher vermuten, dass in diesen Fällen energiereiche Ereignisse in der Anfangszeit der einsamen Systeme dazu führten, dass sie ihr Baumaterial verloren und danach nur noch vergleichsweise wenige Sterne produzierten. Solche sphäroidalen Zwerggalaxien verfügen über nur sehr geringe Flächenhelligkeiten, enthalten verschwindend wenig neutralen Wasserstoff und weisen keine ausgeprägten kontrastreichen Regionen aus ionisiertem Wasserstoff auf. Daher lassen sie sich selbst in der Nachbarschaft der Lokalen Gruppe nur schwer nachweisen. Das gelingt in der Regel nur, wenn das Auflösungsvermögen der Teleskope hoch genug ist, um Einzelsterne in dieser Galaxie zu erkennen.
Aus diesen Gründen ist KKs 3 erst die zweite ihrer Art, die außerhalb der Lokalen Gruppe ausgemacht werden konnte. Die Astronomen erwarten jedoch, dass die zukünftige Suche mit Hilfe von leistungsstärkeren Instrumenten eine große Anzahl solcher Sternansammlungen zum Vorschein kommen lassen könnte. Das hätte auch Auswirkungen auf unser grundlegendes Verständnis von der Strukturbildung im Weltraum und könnte einen wichtigen Beitrag zur Lösung eines kosmologisches Rätsels leisten: Das gegenwärtige Standardmodell sagt eine größere Anzahl von Zwerggalaxien voraus, als sie bisher beobachtet werden konnte.
Quellen: SAO/Sterne und Weltraum vom 23.12.2014
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