Sie sind orientierungslos und ziemlich gleichgültig: Wer heute zur jungen Generation zählt, irrt oft durchs Leben. Ohne Drive und Pfeffer, aber mit großem Appetit auf Lob und Anerkennung.
In dem verfilmten Roman „Warm Bodies“ des 1981 geborenen Autors Isaac Marion geht es um das Innenleben eines Zombies. R, so sein Name, lebt in einem postapokalyptischen Amerika, haust in einer alten Passagiermaschine und irrt ab und zu durch den an-grenzenden Flughafen. Wenn es ihn überkommt, ziehen er und seine Mitzombies los auf einen ihrer Fress-Streifzüge, um frisches Menschenfleisch zu ergattern.
Nun ist der Zombie an sich keine neue oder besonders ausgefallene Gestalt in der Literatur. Das Neue an Marions Erzählung ist allerdings die Perspektive. Egal ob „World War Z“, „Night Of The Living Dead“ oder die US-Hitserie „The Walking Dead“: Zombies sind immer eine sinnfreie Bedrohung für die Menschheit, so emotionslos wie ein Ebola-Virus oder Tsunami und so persönlich wie ein hungriger Grizzlybär. Man fiebert als Leser oder Zuschauer klarerweise immer mit den letzten verbliebenen wirklichen Menschen mit, die sich der Zombieinvasion mutig entgegenstellen.
(Bild: Zombie oder Ypsiloner – die Seelenlosigkeit ist ihnen gemein)
Isaac Marion dreht den Spieß um und schildert das Geschehen aus der Sicht eines Un-toten. Und hier lässt sich – beabsichtigt oder unfreiwillig – eine Analogie zur heute jungen Generation ablesen und eine Kritik an ebendieser. In einem seiner inneren Monologe grübelt der Zombieprotagonist R über das Dasein als lebender Toter: „Wir haben keine Geschichte. Wir sind bloß da. Wir tun, was wir tun, die Zeit vergeht, keiner stellt Fragen. Wir scheinen ohne Verstand, aber wir sind es nicht. Die rostigen Rädchen der Vernunft drehen sich noch, nur langsamer, immer langsamer, bis man ihr Kreisen kaum noch bemerkt. Wir grunzen und seufzen, nicken und zucken die Achseln, und manchmal rutschen uns ein paar Worte heraus.“
Das ist Gesellschaftskritik, getarnt als Schauergeschichte. Was Marion hier als Zombie-reflexion ausgibt, ist ebenso die Analyse seines Zielpublikums: Teenager und Twentysomethings, die selten hinterfragen, warum etwas so ist, wie es ist, die keine Haltung entwickeln und deren Motto lautet: „Ich habe zwar keine Ahnung, was ich will, aber davon bitte viel!“ Sowohl Zombies als auch die heutige Generation sind weder Opfer noch Agenten ihres Zeitgeists. Sie tun einfach das, was sie tun müssen.
Frühere Generationen waren Kämpfer
Noch jede Generation musste sich mit Vorwürfen auseinandersetzen oder sich solche gefallen lassen. Doch die Klagen über vergangene Jugendgenerationen klangen anders. Zu wild, frech, aufmüpfig, radikal, umstürzlerisch, subversiv und unangepasst seien die Jungen. Eigensinnig, nicht zu bändigen, ja im Grunde völlig außer Kontrolle, wie ein Rudel tollwütiger Kampfhunde.
Die Generation Y unterscheidet sich darin absolut von ihren Vorfahren. Über sie heißt es, sie wäre angepasst, harmlos, konturlos. Sie stolpert unentschlossen und mit null Risiko durch eine unübersichtliche Multioptionsgesellschaft, träumt von kreativer Entfaltung und hat, wie wir diversen Artikeln entnehmen konnten, die Work-Life-Balance zum Lebensziel erklärt. Die Ypsiloner bekommen ausgerechnet vom bald 80-jährigen Udo Jürgens die Worte entgegengeschleudert „Die Jugend, so viele Spießer!“. Ein Kollektiv also, so handzahm wie ein frischer Wurf Schoßhündchen?
Nicht ganz. In Wahrheit ist die junge Generation eine Horde von Zombies. Sie gieren aber nicht nach Menschenfleisch, sondern nach Anerkennung und Wertschätzung, nach Lob und Liebe. Sie schlafwandeln durch eine Zeit der Extreme: Ukraine, Islamischer Staat, Eurokrise, Aushöhlung der Urheberrechte, Wegfall von Privatsphäre, Flüchtlinge auf Heimatsuche.
Doch nichts scheint die geschichtsvergessenen Ypsiloner und Maybes aus der Fassung zu bringen. Früher ging die Jugend gegen Vietnam auf die Straße, einen Konflikt am anderen Ende der Welt. Heute herrscht wieder Krieg an Europas Grenzen, doch den meisten ist es vollkommen egal. In „Warm Bodies“ sinniert der Zombie R: „Die Zukunft ist für mich so verschwommen wie die Vergangenheit. Weder links noch rechts von der Gegenwart scheint mir etwas zu bedeuten, und die Gegenwart ist auch nicht besonders dramatisch.“ Obwohl neben R die Welt zusammenbricht, bleibt er unbeteiligt. Zombie oder Ypsiloner – die Seelenlosigkeit ist ihnen gemein.
Ice-Bucket-Challenge ist das höchste der Gefühle
Wie fremdgesteuert und programmiert rennen die jungen Geschwister der Generation Golf urch ihren Alltag. Kaum jemand hat noch eine fundierte Meinung zu dem, was in der Welt passiert. Schlägt man bei Wikipedia nach, kann man lesen, dass es sich bei Zombies um „willenlose Wesen“ handelt.
Genauso willenlos wie manch junge Individuen, die sich für die Ice-Bucket-Challenge einen Eimer voll Wasser über den Kopf leeren, dabei filmen lassen und vor lauter Spaß an der Sache vergessen, über die Nervenkrankheit ALS aufzuklären oder hinterfragen, wo die Spenden wirklich hinfliessen bzw. warum Tierversuche wegen der Krankheit durchgeführt werden. Man ist getrieben von der Lust auf Ekstase oder zumindest dauernde Unter-haltung, von einem Event zum nächsten Event. Dass der Inhalt dabei flöten geht, ist nur der logische Kollateralschaden.
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann hat gerade eine Studie über die Generation Y verfasst, die er die „heimlichen Revolutionäre“ nennt. Für ihn sind die 15- bis 30-Jährigen sogenannte Egotaktiker: „Sie erfassen schnell und mit großer Sensibilität die Ausgangs-lage. Daraufhin legen sie ihr eigenes Verhalten so fest, dass möglichst viel Gewinn für sie selbst zu erwarten ist. Dabei gehen sie ganz nüchtern von ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen aus.“
Hurrelmanns zutreffende Beobachtung ist eine Definition, wie sie in einer Monster-Enzyklopädie über Zombies stehen könnte. Die junge Generation als instinktgetriebene Ansammlung vermeintlicher Individuen auf der Suche nach dem besten Nutzen. Genau wie eine Zusammenrottung von Zombies, die es gedankenlos immer in Richtung der nächsten Menschengruppe zieht.
„Du kannst tun, was du willst, du bist toll“
Die Sinne der ab 1980 Geborenen scheinen von permanentem Wohlstand getrübt. Sind es Kinder eines „seelenlosen Kapitalismus“? Zu diesem problematischen Schluss kann man kommen. Denn wer will Not, Elend und Mangel herbeireden, nur um dadurch mehr Elan, Empathie und Lebenssinn zu erzeugen? Ist es nicht so, dass zudem überbesorgte Eltern und eine gut meinende Gesellschaft den Heranwachsenden ein so falsches wie hohles Selbstbewusstsein anerzogen haben?
„Du kannst tun, was du willst, kannst werden, wer du sein möchtest, du bist etwas ganz Besonderes. Du bist gut. Alles, was du machst, ist gut. Und wichtig ist nur, dass du glücklich bist.“ Wer schon von Kindesbeinen an fliegen lernt, weil man ständig gesagt bekommt, wie großartig und außergewöhnlich man sei, für den wird das spätere Leben oft eine einzige Bruchlandung.
Vielleicht kann sich die heutige Jugend deswegen so sehr für Zombiefilme und -romane (neben jenen, die von Vampiren handeln, die das Tageslicht, also das normale Leben scheuen und natürlich auch untot sind) begeistern, weil sie bei diesen Geschichten in einen Spiegel blickt? Was sind schließlich die gefräßigen, aber leidenschaftslosen Untoten anderes als abschreckendes Sinnbild der eigenen Unzulänglichkeiten?
Und so werden die mutigen Helden, jene raren Wesen aus Fleisch und Blut, zum Vorbild, diese Dämonen namens Gleichgültigkeit, Unentschlossenheit und Orientierungslosigkeit zu bekämpfen. Zombie R kommt am Ende von „Warm Bodies“ jedenfalls zu dem Schluss: „Wir haben große Pläne. Oh ja. Wir stochern im Dunkeln, aber wenigstens bewegen wir uns.“ Er könnte Sprecher der jungen Generation sein.
Der Autor, 32, ist Urheber des Begriffs „Generation Maybe“. Mit einem Artikel in der „Welt“, der auf Facebook fast 100.000-mal geteilt wurde, sorgte er 2012 für eine Debatte über das Selbstverständnis der heutigen Jugend. 2014 erschien sein gleichnamiges Buch „Generation Maybe„.
Quellen: PRAVDA TV/PublicDomain/WeltOnline vom 15.09.2014
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Hat dies auf Haunebu7's Blog rebloggt.
Und deshalb war Wordwar Z kein Zombifilm, sondern hmm sagen wir ein ausblick / Werbefilm, wenn mal die Arm Reich Schere so weit auseinandr klafft, das diese seelenlosen Smartphone Zombies austicken.
Hallo,
Da fällt mir eine passende Szene aus dem Film „Time Maschine“ von 1960 ein.
(Die Eloi)
Genau so geben sich die Azubis bei uns, die kann man nicht wachrütteln.
Das zombiehafte Wesen der jungen Generationen könnte das Produkt von Bewußtseinskontrolle durch die gepulsten Mikrowellen der Kommunikationsindustrie sein, schließlich ist diese Generation die erste welche bereits von Kindesbeinen an in einer unsichtbaren Wolke von technisch erzeugten Mikrowellen gebadet wird. Die Mikrowellentechnologie wurde vom Militär bereits in den 1950er Jahren präzise erforscht und als ein Werkzeug zur Bewußtseinskontrolle ausgekundschaftet.
Durch Aufmodulation von ELFs (exetremely low frequencies) auf die Trägerwellen für die Handy-Kommunikation kann man sehr effektiv die basale psychische Disposition von Menschen manipulieren. Es ist daher mehr als nur wahrscheinlich, dass unsere Gesellschaft von der kriminellen Schattenregierung unter Nutzung der überall vorhandenen Handymasten-Strahlung psychisch manipuliert wird; schließlich leben in einer Kolonie eines sehr hinterhältigen satanischen Imperiums (das corporate empire), welches seine Untertanen vollumfänglich zu manipulieren und kontrollieren versucht.
Es gibt kaum Möglichkeiten im öffentlichen Raum einer physischen Manipulation durch Mikrowellen zu entgehen, jedoch kann man durch Bestimmen von Mikrowellenfeldstärken zuhause eroieren, wie belastet mit Mikrowellen die persönliche häusliche Lebenssphäre ist. Durch Alufolie unter der Tapete und das Anbringen von metallischen Fliegengittern von den Fenstern, kann man sehr häufig die Feldstärke der Mikrowellen-Zwangsbestrahlung zuhause soweit reduzieren, dass eine mögliche geistige ELF-Manipulation durch die überall vorhandene Mikrowellenstrahlung der Kommunikationsindustrie unterbunden wird, siehe http://strahlentod.netwizz.de/
Hat dies auf Merkt Ihr's noch ? rebloggt.
Ein etwas widersprüchlicher Artikel wie zB.
Eine Feststellung lautet, dass sie nicht wissen, was sie wollen und dann wird der Jugend vorgeworfen, dass sie nur instrumentalisieren, also andere benutzen, um eigene Ziele zu verwirklichen. Wie bitte lässt sich ein Ziel definieren, wenn ich nicht weiss, was ich will?
Fakt ist jedoch, dass die Einführung von Internet und asozialen Netzwerken Leute verändert. Nie war der Mensch einsamer kombiniert mit der Illusion immer vernetzt zu sein und unendlich viele Freunde zu haben……heutzutage befindet man sich im selben Raum, doch jeder surft dort für sich alleine. Die Kontakte oberflächlich und leicht auswechselbar – beschränkt auf die Zahl der zur Verfügung gestellten Zeichen……kompensiert durch ein Selfie, präsentiert im Netz. Zumindest haben auf diesen Selfies manchmal auch noch andere Platz in einer unendlichen Variation von immer denselben Posen und Hintergründen.
Dies berechtigt zur Frage, warum lässt sich der Mensch so reduzieren?
Auch sind die Ansprüche wesentlich höher, da man in „Reichtum“ aufgewachsen ist. Somit gehört die Spülmaschine dazu, wenn man „normal“ funktionieren möchte. Dass so etwas zuerst verdient sein will und dies meist nicht auf Anhieb zu finanzieren ist, bewirkt, dass die Jugend länger zu Hause bei Mama bleibt. Und Mama sagt, wo es lang geht.
Es dreht sich also noch immer um die Frage: Sein oder Haben. Was bedeutet, dass die Jugend eigentlich nicht anders ist wie früher, doch der veränderte Kontext die Handlungsweise beeinflusst.
Die Sinne der ab 1980 Geborenen scheinen von permanentem Wohlstand getrübt. Sind es Kinder eines “seelenlosen Kapitalismus”? Zu diesem problematischen Schluss kann man kommen.
Das würde ich mal völlig ausschließen. Denn genau die Eigenschaften welche Klaus Hurrelmann( der mir bis jetzt völlig unbekannt war) aufzählte habe ich bereits seit fast zwanzig Jahren an der Generation der heute bis etwa 45jährigen welche in der DDR aufwuchsen festgestellt. Also nichts mit Kapitalismus.
Neulich sagte ich halb im Spaß zu jemandem „Traue keinem unter fünfzig“. Und
zwar aus genau diesem Grunde:
“Sie erfassen schnell und mit großer Sensibilität die Ausgangslage. Daraufhin legen sie ihr eigenes Verhalten so fest, dass möglichst viel Gewinn für sie selbst zu erwarten ist. Dabei gehen sie ganz nüchtern von ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen aus.”
Das ist präzise das, was ich wie gesagt schon lange beobachte. Sehr treffend formuliert, muss ich mir unbedingt merken.
Hat dies auf Matthiass Space rebloggt.