Bei Bauarbeiten in Biel wurde radioaktives Material gefunden. Die Bevölkerung ist nie informiert worden. Die Verantwortung will bisher niemand übernehmen.
Auf diesen Fund hätten die Verantwortlichen der A-5-Baustelle in Biel gerne verzichtet. Gemacht wurde er schon 2012 auf der ehemaligen Deponie Lischenweg im Brüggmoos. Arbeiter förderten damals radioaktives Material zutage, das wohl aus der Uhrenindustrie stammt und hier vor vielen Jahren entsorgt wurde. Für die Leute auf der Baustelle wurden in der Folge Schutzmassnahmen getroffen, die Anwohner dagegen wurden nie informiert.
(Bild: Die radioaktiven Ablagerungen, welche in der Erde der A-5-Baustelle in Biel nachgewiesen wurden, stammen offenbar von der Uhrenindustrie)
Spitzen bis zu 2000 Kilobecquerel gemessen
Der höchste gemessene Wert stammt aus Erdreich, das Anfang dieses Jahrs ausgehoben wurde. 300 Mikrosievert pro Stunde wurden damals gemessen. «Das ist ein hoher Wert, der die Grenzwerte übersteigt», sagt Sybille Estier vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu Artikeln in der «SonntagsZeitung» und im «Matin Dimanche». Gestern teilte das BAG auch noch mit, bei den am meisten radioaktiv belasteten Abfällen betrage die mittlere Radioaktivität 500 Kilobecquerel pro Kilo mit Spitzen bis zu 2000 Kilobecquerel.
Zum Vergleich: Die Schweizer Bevölkerung ist laut BAG einer Dosis von ungefähr 4,2 Millisievert im Jahr ausgesetzt. 300 Mikrosievert entsprechen 0,3 Millisievert. Die im Boden vorkommende natürliche Radioaktivität pro Kilogramm Erde hat im Mittel eine Aktivität von einigen 100 Becquerel. Sievert ist die Masseinheit für die auf den Menschen einwirkende Dosis, umreisst also die Energieabgabe der Strahlung. Becquerel dagegen steht für die Aktivität einer Substanz.
Radium-226-Pulver für die Uhrenindustrie
Die Deponie Lischenweg umfasste eine Fläche von 20 Fussballfeldern und wurde Ende der 1940er-Jahre geschlossen. Später standen auf dem Grundstück Schrebergärten. Das radioaktive Material im Boden wurde Ende 2012 zufällig entdeckt, als ein Lastwagen Aushub von der A-5-Baustelle in die Deponie Teuftal brachte. Anders als bei vielen anderen Deponien sind die Pforten im Teuftal mit einem Geigerzähler ausgerüstet. Deshalb wurde sofort Alarm ausgelöst.
Die Radioaktivität wurde auf das Entsorgen von Radium-226-Pulver zurückgeführt, welches in der Uhrenindustrie lange für Leuchtfarben verwendet wurde. Das Verwenden von Radium-226-Pulver ist seit 1960 verboten.
Der Kanton Bern als Bauherr der A-5-Baustelle im Brüggmoos rüstete in der Folge die Bauarbeiter mit Dosimetern aus. Weiter wurde am Ausgang der Baustelle der Aushub nach Radioaktivität untersucht. Seither wird sicher gelagert, was strahlt. Für die Bau-arbeiter bestand ab diesem Zeitpunkt keine Gefahr. Für die Zeit davor schliesst BAG-Frau Estier eine Gefährdung aber nicht aus.
«Öffentlichkeit nicht unnötig in Angst versetzen»
Obwohl für die Arbeiter Schutzmassnahmen ergriffen wurden, wurde seit 2012 die Bevölkerung in der Umgebung der A-5-Baustelle nie informiert. Dort stehen – auf dem Gebiet der ehemaligen Deponie – zahlreiche Wohngebäude. Für die Bewohner bestand aber laut Estier zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr, weil die Deponie abgedeckt wurde. Wieso die Bevölkerung nicht informiert wurde, blieb gestern unklar. Aussage steht gegen Aussage. Das BAG sagt, es habe die Stadt Biel aufgefordert, das zu tun. Die zuständige Bieler Gemeinderätin Barbara Schwickert sagt, das stimme so nicht. Es wäre am BAG oder am Bauherrn, dem Kanton Bern, gewesen, über die Verschmutzung zu informieren. Gegenüber der «SonntagsZeitung» ging Schwickert sogar noch weiter: Das BAG habe dem Bieler Gemeinderat davon abgeraten, die Öffentlichkeit zu informieren, um sie «nicht unnötig in Angst zu versetzen».
Ergänzend dazu führte Schwickert gestern aus, dass auch die Stadt Biel lange nichts von den radioaktiven Altlasten wusste. «Wir wurden erst am 29.August 2013 per E-Mail informiert, als es darum ging, weitere Messungen zu koordinieren.» Also rund neun Monate nach dem ersten Fund auf der Baustelle.
Weitere Messungen in den nächsten Wochen
In einem Schreiben an die Stadt Biel riet das BAG noch in diesem Frühling von einer breiten Information ab. Das Bundesamt tat dies mit Blick auf die Messungen, die nun in den nächsten Wochen im Wohnbereich auf dem Deponiegelände anstehen. Um jegliche Gefahr für die Bevölkerung ausschliessen zu können, will das BAG Erdreich und Wasser auch unterhalb der Wohngebiete sowie die Luft analysieren.
Über eine mögliche Information der Öffentlichkeit war schon im letzten Herbst diskutiert worden. Laut Schwickert sah man aber davon ab, denn «normalerweise ist für uns massgebend, was das BAG empfiehlt».
Auch die kantonale Baudirektion sah sich nicht in der Pflicht. Generalsekretär Christian Albrecht sagte gestern, von der Baustelle sei keine Gefahr für die Bevölkerung ausgegangen. Deshalb habe es für eine Information keine Veranlassung gegeben.
Quellen: Bieler Tagblatt/bernerzeitung.ch vom 02.06.2014
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nun wissen wir auch, wieso da zeitweise ein fast 3meter hoher bretterzaun als sichtschutz die baustelle „zierte“…