Außerirdische landen in Sience-Fiction-Filmen in Fliegenden Untertassen auf der Erde – warum soll das nicht auch umgekehrt gehen? Die Nasa testet ein neues Gerät für eine Marslandung, das wie ein UFO aussieht.
Die US-Weltraumbehörde Nasa hat ein Problem. Wenn der Mars mit größeren Robotern oder ab 2030 auch mit bemannten Missionen erkundet werden soll, muss auch schweres Gerät auf dem roten Planten sicher ankommen. Bislang sind die Techniker schon froh, wenn sie gut eine Tonne sicher auf die Marsoberfläche bringen. Die Landungen auf dem Planeten gelten als extrem anspruchsvoll.
Die Besonderheit ist, dass die Marsatmosphäre erheblich dünner als auf der Erde ist. Übliche Fallschirme würden kaum Wirkung zeigen. Daher jubelten die Nasa-Forscher, als es ihnen 1976 im Viking-Programm oder 2012 mit dem Curiosity-Rover gelang, relativ sanft mithilfe von Spezialfallschirmen, Steuerdüsen und Seiltechnik auf dem Mars aufzusetzen.
Jetzt gibt es eine neue Idee der US-Weltraumbehörde, um selbst Geräte mit zwei oder mehr Tonnen Gewicht sicher landen zu lassen.
Kugelfischeffekt soll sanfte Landung ermöglichen
Die Nasa spricht selbst von einer „fliegenden Untertasse“, mit der in der Nähe von Hawaii ein ungewöhnliches Experiment gewagt wird. Der zuletzt für diesen Samstag geplante Start wurde zwar erneut wegen ungünstiger Witterung abgesagt, soll aber möglichst noch im Juni nachgeholt werden.
Im Mittelpunkt des Projektes „Low Density Supersonic Decelerator“, kurz LDSD, steht eine unbemannte fliegende Untertasse mit etwa sechs Metern Durchmesser und einem Raketentriebwerk in der Mitte. Der Versuchsablauf sieht vor, dass ein mit Helium gefüllter Ballon die fliegende Untertasse bis auf etwa 37 Kilometer Höhe transportiert. Dort wird dann der Raketenmotor gezündet, der das runde Gefährt in noch höhere Schichten der Stratosphäre bringt.
Aus etwa 55 Kilometer Höhe beginnt dann der zunächst ungebremste Absturz. Dabei wird fast vierfache Schallgeschwindigkeit erreicht. Hier beginnt der besondere Teil des Experiments. Am Rand der fliegenden Untertasse werden mit Hilfe von Gasen aus dem Triebwerk sehr widerstandsfähige Ballone aufgeblasen, um den Durchmesser des Gefährts auf über acht Meter zu vergrößern. Damit wird die fliegende Untertasse mächtiger.
System könnte bereits 2020 zum Einsatz kommen
Diesen Effekt des Aufpumpens, um seine Oberfläche zu vergrößern, nutzt auch der Kugel-fisch, schreibt die Nasa. Der Fisch will damit verhindern, dass er gefressen wird. Bei der fliegenden Untertasse soll der Widerstand beim Eintritt in untere Luftschichten erhöht und damit das Gefährt stark abgebremst werden.
Bei etwa zweifacher Schallgeschwindigkeit soll dann der bisher größte eingesetzte Über-schallfallschirm mit gut 33 Meter Durchmesser ausgelöst werden, um die Landege-schwindigkeit weiter zu verringern. Der Fallschirm ist doppelt so groß, wie der Landeschirm bei den Viking-Sonden 1976.
Die Nasa hat insgesamt drei fliegende Untertassen für eine monatelange Testreihe bauen lassen. Sie sollen nach ihrer Landung im Pazifik aus dem Wasser gefischt werden. Nach Angaben der Weltraumbehörde soll es die Technik ermöglichen, schwerere Nutzlasten sicher und auf drei Kilometer präzise auf dem Mars landen zu lassen. Das System könnte bereits bei unbemannten Missionen ab 2020 zum Einsatz kommen.
Elon Musk plant eine Kolonie auf dem Mars
Die Experimente wird der Milliardär und Multiunternehmer Elon Musk sorgfältig be-obachten. Mit seiner Raumfahrtfirma SpaceX gilt Musk als technischer Vorreiter in der Branche. Innerhalb von gut zehn Jahren hat Musk eine Raumfahrtfirma aufgebaut, die den etablierten Anbietern ernsthaft Konkurrenz macht. So plant Musk, seine Falcon-Rakete so technisch umzurüsten, dass sie wiederverwendbar ist und auf Stützen sanft wieder an Land aufsetzen kann. Bisherige Praxistests verliefen sehr vielversprechend.
Nach den Vorstellungen von Musk sollen auch Astronauten in seiner jüngst vorgestellten neuen Raumkapsel Dragon 2 nicht mehr an einem Fallschirm zur Erde zurückschweben, sondern in der Kapsel mit Hilfe von Bremstriebwerken sanft landen. Diese Technik – mit Raketentriebwerken abzubremsen und zu landen – könnte dann auch bei einer Marsmission verwendet werden, sagt Musk.
Der 42-Jährige möchte nach früheren Angaben auf dem Mars eine Kolonie für 80.000 Menschen aufbauen und auch selbst noch zum roten Planeten fliegen. Das Ticket für die Marsmission soll eine halbe Million Dollar kosten. Neben den Plänen von Musk gibt es noch weitere private Projekte für Marsmissionen.
Video:
Quellen: AFP/NASA/WeltOnline vom 12.06.2014
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