Dieses Mal ging etwas schief: Bei einem Bundeswehr-Manöver stießen zwei Flugzeuge zusammen, eines stürzte ab. Solch gefährliche Übungen über Deutschland sind keineswegs die Ausnahme, sondern die Regel. Jeden Tag proben Bundeswehrpiloten über unseren Köpfen für den Ernstfall – und gehen dabei volles Risiko.
Flügel an Flügel stoßen Eurofighter durch die Wolken, Tornados betanken sich bei Geschwindigkeiten von 500 bis 600 Stundenkilometern gegenseitig. Es wird abgefangen, gejagt und sogar geschossen. Was sich anhört wie Krieg, spielt sich tatsächlich direkt über unseren Köpfen ab. Und das jeden Tag.
(Foto: Ein Trümmerteil der abgestürzten Maschine)
Der tragische Unfall bei einem Bundeswehrmanöver am Montag wirft ein Schlaglicht auf das Geschehen im deutschen Luftraum. Über dem sauerländischen Olsberg-Elpe flogen zwei Eurofighter des taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ gemeinsam mit einem Learjet der Firma GDF eine Übung. GDF ist darauf spezialisiert, bei Militär-übungen Flugziele am Himmel abzugeben.
Das Ziel: Sichtkontakt zum Cockpit
Die Piloten übten ein Abfangmanöver. Die beiden Eurofighter flogen an den Learjet heran, der eine Störung simulierte, wie Luftwaffe-Sprecher André Hesse bestätigte. Mehr kann er über den genauen Hergang nicht sagen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass gespielt wurde, dass die Luftwaffe keinen Funkkontakt zu dem Kleinflugzeug herstellen konnte.
„Wenn es keinen Funkkontakt gibt, muss man so nah an das Cockpit der anderen Maschine heranfliegen, dass man Sichtkontakt zur Besatzung aufnehmen kann“, sagt Luftfahrtexperte Günter Stauch. Dabei gibt es international vereinbarte Zeichen: Mit den Flügeln wackeln, Scheinwerfer einschalten, Handzeichen. So kann man zum Beispiel signalisieren: “Folge mir!”, oder “Lande sofort!”
Bis zu 700 Stundenkilometer
„Das alle passiert bei Geschwindigkeiten von 500 bis 700 Stundenkilometern“, erklärt Stauch. „In so einer Situation kann jeder Fehler, den ein Pilot macht, schwere Folgen haben.“
Fest steht: Die Eurofighter kamen der kleinen Maschine sehr nahe – einer von ihnen zu nahe. Nach der Kollision stürzte der Learjet in ein bewaldetes Hanggelände, das nur etwa 90 Meter von einem Wohnhaus entfernt liegt. Der beteiligte Eurofighter landete schwer beschädigt in Nörvenich, der andere Kampfjet in Köln-Wahn. Bei der Kollision verlor der Jet einen Ersatztank.
(Bei einer Bundeswehr-Übung: Eurofighter kollidiert mit Learjet – Augenzeuge: „Im ganzen Tal liegen Trümmer verstreut“)
“Mich wundert, dass nicht mehr passiert”
Hauptmann Hesse erklärt, dass derartige Übungen mehrfach wöchentlich im deutschen Luftraum stattfänden. Zu einem Unfall sei es zuletzt 2004 gekommen, als sich zwei Bundeswehr-Jets bei einem gemeinsamen Manöver touchierten.
„Bei dem, was da jeden Tag abläuft, wundert es mich, dass da nicht noch mehr passiert“, betont Luftfahrtexperte Stauch. Dass es so selten zu Unfällen komme, spreche für das Können der Piloten.
Große Teile ihrer praktischen Ausbildung erhalten die Piloten der deutschen Luftwaffe in den USA. In Arizona, wo das Wetter meist gut ist, kann man besonders gut trainieren.“ Unsere Nachwuchspiloten machen dort ihren ‘Führerschein’”, sagt Hesse.
Der Sprung in den deutschen Luftraum
Doch irgendwann müssen sie den Sprung in den europäischen Luftraum wagen – auch wenn das Wetter dort deutlich unbeständiger ist. „Man muss Manöver bei realen Bedingungen trainieren“, so Stauch. Deshalb stoße auch das Training am Simulator irgendwann an seine Grenzen.
Auch der Luftwaffe-Sprecher betont, dass es neben den Übungen in den USA, in Italien, Sardinien und Kanada unerlässlich sei, Manöver im deutschen Luftraum durchzuführen. “In Deutschland erwartet die Piloten eine Typenschulung – sie lernen den Umgang mit Eurofighter und Tornados – und sie üben mit den Begebenheiten des deutschen Luft-raums.”
(Der Ort der Kollision)
Fliegende Zielscheiben über Deutschland
Immer wieder kommen dabei auch Maschinen privater Firmen zum Einsatz – sowie der Learjet von GFD. “Wenn man übt, ein Passagierflugzeug abzufangen, kann man ja schlecht einen Airbus der Lufthansa heranziehen”, sagt Stauch. Deshalb wird mit ausrangierten und umgebauten Kleinflugzeugen trainiert.
Nicht immer ist das Flugzeug selbst das Ziel: Bei Übungen der Marine ziehen die Flieger sogenannte Schleppziele hinter sich her. Auf diese feuern die Verbände – und schießen damit nur etwa 100 Meter an den Maschinen vorbei.
21 Prozent der Fläche der Bundesrepublik betroffen
Für die riskanten Manöver werden bestimmte Teile des deutschen Luftraums vorüber-gehend gesperrt. “Dabei werden Sicherheitszonen definiert”, sagt Hauptmann Hesse. In Deutschland gibt es neun solche Bereiche, sie umfassen 21 Prozent der Fläche der Bundesrepublik. Fluggesellschaften müssen in dieser Zeit um die betreffende Zone herumfliegen, doch sobald die Bundeswehr fertig ist, wird der Luftraum wieder geöffnet. Bis dahin jedoch kann in 6000 bis 7000 Metern Höhe Krieg gespielt werden.
“Das ist keine Spielerei”
Hesse jedoch lehnt diese Formulierung ab: “Wir spielen keinen Krieg”, sagt der Haupt-mann der Luftwaffe. “Wir üben Flugmanöver, um den deutschen Luftraum zu schützen. Das ist keine Spielerei.” Die Aufgabe der Luftwaffe sei – unter anderem – eine 365-tägige 24-Stunden-Bereitschaft. “In 15 Minuten müssen unsere Maschinen bei einem Gefahrenfall in der Luft sein”, erklärt Hesse.
Bei den Manövern zwischen mehreren Maschinen lasse sich ein Restrisiko nicht ausschließen – weder für die eingesetzten Piloten noch für Bewohner der Luftsicher-heitszonen. “Wir müssen üben”, stellt Hesse klar. “Wir nehmen nichts billigend in Kauf, aber unsere Piloten müssen das Starten von und Landen auf deutschen Luftwaffen-stützpunkten trainieren. Der deutsche Luftraum: Das ist unsere Rahmenbedingung.”
(Piloten üben nicht nur wie hier im echten Eurofighter)
Keine Einschränkungen bei Übungsmanövern
Trotz des schrecklichen Unfalls am vergangenen Montag: Es werde vorerst keine Einschränkungen bei Übungsmanövern geben, sagt Hauptmann André Hesse. “Wir müssen jetzt herausfinden, was passiert ist.”
Darum kümmert sich die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Sie wertet nun den gefundenen Flugschreiber, Radardaten und Stimmenprotokolle aus. Ein erster Untersuchungsbericht könnte in wenigen Wochen vorliegen. Abschließende Erkenntnisse erwarten Experten aber erst in einem Jahr.
Video: Flugzeugabsturz im Sauerland – Kampfjet Eurofighter kollidiert mit Learjet – Stimmen der örtlichen Polizei
Quellen: dpa/FocusOnline vom 24.06.2014
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