Gefährlicher Geldsegen: EZB-Politik fördert Blasenbildung. EZB will Politik des billigen Geldes noch verstärken und könnte damit eine neue Krise entfachen.
Die Bundesbank warnt vor neuen Risiken an den Finanzmärkten, verschweigt jedoch, wer für diese maßgeblich verantwortlich ist: die Europäische Zentralbank (EZB).
„Mario Caesar Draghi“ titelte das „Handelsblatt“ vor wenigen Tagen und widmete dem EZB-Chef und seiner Euro-Rettungsstrategie gleich mehrere Seiten. Zwar habe er die Euro-Krise entschärft, so der Tenor, doch schaffe die EZB mit ihrer Politik des billigen Geldes nicht den Nährboden für die nächste, vielleicht größere Krise?
Dies sieht offenbar auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret so. Zwar seien die Märkte derzeit ruhig, doch genau dies sei auch ein Zeichen für versteckte Risiken. Bereits im Jahr 2007, kurz vor Beginn der Bankenkrise, habe es auffällig geringe Schwankungen an den weltweiten Börsen und Finanzmärkten gegeben. Und nicht nur diese Ähnlichkeit veranlasst den bisher für die Finanzstabilität zuständigen, nun in den Bereich Finanz-aufsicht wechselnden Dombret zu seiner Warnung.
In vielen europäischen Ländern seien die Immobilienpreise sehr hoch, gleichzeitig herrsche Wohlfühlstimmung an den Börsen, und nicht nur der Dax nähere sich seinem historischen Hoch, obwohl die Gewinne der in dem Index verzeichneten Unternehmen keineswegs durch die Decke springen.
„Die geringen Schwankungen an den Märkten verleiten die Marktakteure dazu, sich in Sicherheit zu wiegen“, so der 54-Jährige, schließlich symbolisieren Kurschwankungen Risiken. Er verweist auch darauf, dass es rational nicht nachvollziehbar sei, dass die Zinsen portugiesischer Staatsanleihen von rund 18 Prozent innerhalb von zwei Jahren auf unter vier Prozent gefallen seien, obwohl Portugal noch lange nicht auf den Pfad des Wirtschaftswachstums und der gesunden Staatsfinanzen zurückgekehrt ist.
Das gleiche gelte für irische Staatsanleihen, deren Zinssätze von 14 Prozent im Jahr 2012 auf unter drei Prozent gesunken sind. Wieso müsse Irland weniger Zinsen für Kredite zahlen als Großbritannien, das weniger Schulden habe, fragt Dombret, ohne jedoch die Antwort mitzuliefern. Denn für die Iren steht die Euro-Währungsgemeinschaft in der Gesamthaftung samt EZB im Schlepptau, die immer wieder deutlich macht, dass sie jedes ihr mögliche Mittel einzusetzen bereit ist, um den Euro zu retten.
Am 5. Juni will die EZB nicht nur eine erneute Zinssenkung verkünden, sondern auch neue geldpolitische Wege gehen. Dies haben vorab bereits drei EZB-Direktoriums-mitglieder verkündet, was die weltweiten Börsen sofort einen Satz nach oben machen ließ. Die Europäer kopieren die Strategie der US-Notenbank Fed, obwohl deren Politik des billigen Geldes Mitverursacher der weltweiten Finanzturbulenzen der letzten Jahre war.
Dabei will die EZB offiziell gar nicht die Börsen treiben und Kurse von Staatsanleihen senken. Nach ihrem eigenen Bekunden will sie mit der erneuten Senkung der Zinsen dafür sorgen, dass die Unternehmen in südlichen Euro-Ländern wieder günstiger an Kredite kommen. Doch diese Theorie hat schon bei den letzten Zinssenkungen nicht gefruchtet. Denn obwohl die EZB den Leitzins ständig senkte, schrumpften die Kredite an die Realwirtschaft in den letzten zwei Jahren um zehn Prozent. Es ging also weniger statt mehr Geld als Kredit an die Unternehmen.
Wieso hätte es auch mehr sein sollen? Die Wirtschaftslage in Italien, Spanien, Griechen-land, Portugal und Zypern gibt keinen Grund zum Hoffen. In all diesen Ländern erreicht die jährliche Zahl von Insolvenzen neue Rekorde. Firmenneugründungen bei einem aufgrund hoher Arbeitslosigkeit schlechtem Konsumklima sind nicht ratsam. Und dass die selbst finanziell kränkelnden Banken Firmen in Notlage ohne Besserung der Konjunktur frische Kredite geben, ist in den meisten Fällen nicht zu erwarten.
Schon jetzt gilt beispielsweise in Griechenland insgesamt jeder dritte Kredit als faul, das heißt mit einer Rückzahlung dieses verliehenen Geldes ist kaum noch zu rechnen. Und da sich die Wettbewerbsfähigkeit der Südländer in den letzten Jahren nicht wirklich ver-bessert hat, somit die Konjunkturaussichten eingetrübt sind und viele Banken weit davon entfernt sind, als gesund bezeichnet zu werden, vermeiden sie übergroße Risiken.
Doch wohin dann mit dem Geld, das die EZB zu so niedrigen Zinsen unter die Banken bringt? Was liegt da näher, als es an den Börsen zu investieren, die doch immer neue Rekordmarken erklimmen? Oder eben in Staatsanleihen, die doch jetzt laut Politiker-aussagen wieder so viel sicherer seien, da die Euro-Krise weitestgehend überstanden sei. All dies wirkt doch auf den ersten Blick so viel sicherer und einträglicher als die Vergabe von Krediten an Unternehmen.
„Das ist keine gesunde Entwicklung“, kommentierte bereits der US-Währungshüter Richard Fisher den Umstand, dass es an den Börsen allenfalls nur noch Bewegungen nach oben, nicht aber mehr nach unten gibt.
Und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte die EZB davor, mit ihren Ankündigungen und dem Versprechen von langfristig niedrigen Zinsen Anleger dazu zu ermuntern, Risiken einzugehen.
Experten gehen davon aus, dass auch dieses Mal das Geld nicht in der Realwirtschaft ankommt, dafür aber die Banken verstärkt Staatsanleihen verschuldeter Staaten kaufen, wodurch Reformen verschleppt werden, und an den Börsen investieren, so dass sich an den Märkten Blasen bilden. „Ich bin sicher, es wird ein böses Ende nehmen“, unkt der Börsenanalyst Jeremy Grantham und warnt hier zwar speziell vor einer Blase am US-Aktienmarkt, doch wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, hängen die weltweiten Finanzmärkte eng zusammen.
Quellen: cartoonmovement.com/preussische-allgemeine.de vom 03.06.2014
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