Was dürfen Wissenschaftler, was nicht? Seit Virologen ein extrem gefährliches Vogelgrippevirus gezüchtet haben, tobt die Debatte um potentiell gefährliche Forschung. Der Deutsche Ethikrat will das Risiko mit neuen Kommissionen und Regeln eindämmen.
Das Experiment löste weltweit Sorge aus: Forscher hatten 2012 die Gefährlichkeit von Vogelgrippeviren experimentell stark erhöht. Die Folge war eine bis heute anhaltende Debatte über einen möglichen Missbrauch derartiger Ergebnisse. Einmal versehentlich aus dem Labor entkommen, könnten die Viren Epidemien auslösen, in der Hand von Terroristen wären sie bedrohliche Biowaffen.
Wie gefährlich darf Forschung sein? Im Sommer 2012 beauftragte die Bundesregierung den Deutschen Ethikrat mit einer Einschätzung, am Mittwoch präsentierte das Gremium nun die Stellungnahme „Biosicherheit und Forschungsfreiheit“. Im Grundsatz setzen die 26 Mitglieder auf den einzelnen Forscher: Er müsse selbst in der Lage sein, das Risiko- und Missbrauchspotential seiner Arbeit einzuschätzen. Dabei helfen soll eine frühzeitige Sensibilisierung für derartige Gefahren. Ein neuer bundesweit geltender biomedizinischer Kodex und eine neue Kommission zur Begutachtung hochriskanter Forschung sollten geschaffen werden.
Was einmal gedacht wurde
Allerdings dürften diese Empfehlungen das ethische Dilemma der Forschung kaum aufheben: Kein Gesetz kann verhindern, dass Ergebnisse zu terroristischen oder kriminellen Zwecken missbraucht werden – was Christiane Woopen, Vorsitzende des Ethikrats, aber so direkt nicht sagt. Auch Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) und Gesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU) verbreiten während der Vorstellung des Papiers lieber fröhlichen Optimismus, das Problem im Griff zu haben. Tatsächlich wirkt es eher so, als bedeuteten die Vorschlägen der Ethiker nur noch mehr Bürokratie für Virologen, Genetiker und andere Biomediziner.
Der Ethikrat setzt auf ein mehrstufiges Modell: Es soll Forscher für die Gefahren ihres Tuns sensibilisieren. Das soll auch ein Thema in Lehrplänen für Studierende und Doktoranden werden, sagt Woopen: „Das gehört in die Lehrpläne.“
Ein bundesweit geltender Kodex soll, im Unterschied zu bisher existierenden Regelwerken etwa der Max-Planck-Gesellschaft oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft, für alle öffentlichen Forschungseinrichtungen und für alle Wissenschaftler in Deutschland gelten. Auch private Institute sollen einbezogen werden. Die Standards des Robert Koch-Instituts (RKI) sollen bei der Entwicklung helfen.
Die Experten des RKI halten diese Pläne nach eigenem Bekunden allerdings für keine gute Idee, da sie doch selbst Teil der Forschungslandschaft sind. Dass es zudem schon genug Regelwerke gibt, die alle nicht zu den Forschern durchdringen, ist ein weiteres Problem. Dies wollen Woopen, Wanka und Gröhe durch den gemeinschaftlichen Entwicklungsprozess lösen. „Das sensibilisiert, von Anfang an“, sagt Woopen.
Forscher könnten sich selbst zensieren
Wie aber passt der Plan, die Freiheit der Forschung zu wahren, zu dem Vorschlag des Ethikrats, eine Kommission für Biosicherheit zu gründen? Sie soll Wissenschaftler, die hochriskante Forschung planen, nicht nur beraten, sondern deren Projekte auch begutachten. Dabei kann es auch ein negatives Votum geben, was einem Stopp des Projekts gleichkäme.
Das Biosicherheit-Kontrollgremium sei keine Einschränkung der Forschung, sagt Woopen. Relevant sei dieses außerdem nur für die sogenannten DURC-Projekte („Dual Use Research of Concern“). Dahinter verbirgt sich Forschung, die das Potential hat, Wissen, Produkte oder Technologien hervorzubringen, deren Missbrauch das Leben oder die Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder der Umwelt schädigen könnte. Bei diesen Hochrisiko-Vorhaben sollten die Forscher nach Ansicht des Ethikrats per Gesetz verpflichtet werden, sich zunächst von einer Kommission beraten zu lassen.
Der Ethikrat schätzt, dass derzeit in Deutschland weniger als zehn DURC-Projekte pro Jahr durchgeführt werden. Dabei handelt es sich vor allem um Experimente, bei denen Krankheitserreger bewusst gefährlicher gemacht werden oder bei denen die Wirksamkeit medizinischer Therapien absichtlich zurückgesetzt wird. Für diese Projekte sollen laut Ethikrat zunächst folgende Dinge überprüft werden:
Sind die angestrebten Forschungsziele nicht auch durch risikoärmere Forschung erreichbar?
Gibt es bei einem möglicherweise eintretenden Schadensfall Abhilfemaßnahmen?
Sind die Risiken im Verhältnis zu den Chancen verantwortbar?
In letzterem Punkt waren sich die Mitglieder des Ethikrates nicht ganz einig. Einige forderten, dass ein Projekt nicht durchgeführt werden sollte, wenn der potentielle Schaden den denkbaren Nutzen übersteigt.
Wie komplex derartige Abwägungen sind, hat der Fall von 2012 eindrücklich gezeigt: Mit ihren Studien wollten die Virologen um Ron Fouchier vom Erasmus Medical College in Rotterdam nach eigenen Angaben mehr über die Übertragung von Erregern wie H5N1 erfahren, um im Fall einer Ausbreitung schneller reagieren zu können.
Viele Experten kritisierten den Versuch als unnötig und viel zu riskant. Von Januar 2012 bis Januar 2013 stellten die Wissenschaftler daraufhin im Rahmen eines freiwilligen Moratoriums ihre Forschung ein, um das weitere Handeln zu diskutieren. Die inzwischen wieder aufgenommene Arbeit fällt in den USA unter neue Richtlinien zur Biosicherheit. Christiane Woopen wird am Mittwoch auf einem parlamentarischen Abend für die Empfehlungen des Ethikrats werben.
Es ist jene Verknüpfung zwischen hochgefährlicher Forschung und militärischen Interessen, die trotz aller zivilen Erfolge immer wieder ins Zwielicht rückt. Zwar werden auch in universitären BSL-4-Labors Erreger erforscht, die ebenso als Biowaffen ein-gesetzt werden könnten. Doch allein die Verknüpfung von Forschung und Militär nährt die Gerüchte, dass offiziell zwar nur „defensiv“, aber irgendwo im Keller auch die Einsatz-möglichkeiten der Viren als Biowaffe ausgetestet werden.
Ein kaum zu lösendes Dilemma, denn um für Soldaten und Zivilisten effektiven Schutz gegen Biowaffen entwickeln zu können, ist eben auch Wissen über die Waffe, den Erreger, nötig.
„Wir sind uns der feinen Linie bewusst und sind bedacht, sie nicht zu übertreten“, beteuert Lisa Hensley vom Medizinischen Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der US-Armee (USAMRIID). So erwäge man keine Experimente, die vielleicht interessante Erkenntnisse bringen könnten, jedoch in ihrer Außenwirkung nicht ein-deutig defensiv sind. Ein nahezu unmögliches Unterfangen und spätestens gescheitert, seit das FBI das USAMRIID als Quelle der in den Briefanschlägen verwendeten Anthrax-Bakterien im Verdacht hat, die 2001 fünf Menschen töteten.
„Niemand möchte mehr als wir wissen, wer damals die Anthrax-Briefe wirklich ver-schickt hat“, sagt Hensley grimmig. Bei den Sicherheitsvorkehrungen allerdings hat die Frage, wie die Erreger aus dem Labor hinausgelangen konnten, offenbar keine Ver-schärfung bewirkt: Weder Mitarbeiter noch Besucher werden kontrolliert, wenn sie die Pforten des Forts verlassen.
Der Mensch spielt Roulette mit der Natur, solange bis es heißt „Rien ne va plus.“
Quellen: PRAVDA TV/heise.de/Reuters/SpiegelOnline vom 07.05.2014
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