Schafft unser Wirtschaftssystem Ungleichheit? Oder kann es soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit schon aufgrund unserer unterschiedlichen Gene nicht geben?
Die Idee, dass Gleichheit Gerechtigkeit bedeutet, ist nicht nur der Urstoff aus dem alle sozialistischen Gesellschaftsträume sind, sondern hat den Westen nur 25 Jahre nach dem Fall der Mauer fest im Griff. Wo man auch hinsieht, überall wird das Loblied der Gleich-heit gesungen. Leider in den völlig falschen Tönen, denn es geht den Sängern keinesfalls darum, dass alle Menschen gleichwertig sind oder vom Gesetz gleich behandelt werden müssen. Nein, es geht ihnen tatsächlich um eine allgemeine Gleichheit.
Die Hohenpriester der Cargo-Wissenschaft Gendermainstreaming predigen allen Ernstes Mann und Frau wären gleich (und nicht nur gleichberechtigt bzw. -wertig) und das biologische Geschlecht sei eine soziale Erfindung.
Die Gralshüter der sozialen Gerechtigkeit fordern immer und immer wieder Chancen-gleichheit, obwohl jene schon allein aufgrund der unterschiedlichen genetischen Ausstattung der Menschen nicht zu realisieren ist. Auch in der EU herrscht dieser Gleichheitswahn: Es ist eines der obersten Ziele Brüssels, die Lebenswirklichkeiten der EU-Bürger anzugleichen – mit völlig absurden Folgen: Eine der harmloseren und amüsanteren ist dabei noch die Annahme, dass mit der Reduzierung des Wasser-durchflusses dänischer Duschköpfe in Spanien Wasser gespart werden könne.
Auch Papst Franziskus für Umverteilung
Als ein natürlicher Feind dieser Gleichheitsbemühungen wird in zunehmender Weise die Marktwirtschaft gesehen. Auch das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, stieß mit seiner Schrift Evangelii Gaudium in dieses Horn. „Diese Wirtschaft tötet“, behauptete er und forderte die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Ein-künfte in Angriff zu nehmen. Diese sei die Wurzel der sozialen Übel. Implizit verlangt er nach mehr Staatseingriffen und mehr Regulierung, um dieser üblen Ungleichheit zu Leibe zu rücken.
Dabei übersieht der Papst und viele andere, dass es sich tatsächlich anders herum verhält: Es sind freie Märkte, die Einkommens- und Vermögensunterschiede reduzieren. Der Gini-Koeffizient (also die Kennzahl, mit der die Vermögens- und Einkommensver-teilung gemessen wird) ist in freien Gesellschaften deutlich niedriger als in unfreien. Ein Blick nach Kuba oder Nordkorea macht dies sofort klar. Den enormen Wohlstand, den wir hier im Westen genießen, verdanken wir den wirtschaftlichen Freiheiten, welche wir bzw. unsere Gesellschaften in den vergangenen 150 Jahren genießen durften.
Jeder US-Bürger sollte ein Eigenheim besitzen
Oft genug wird die Forderung nach mehr Regulierung, nach mehr Staatseingriffen nicht nur mit Gleichheitsträumen, sondern auch mit einem angeblichen Versagen des Marktes begründet. Ein absurdes Argument, denn dieses angebliche Marktversagen entsteht oft genug erst durch das staatliche Bestreben eine größere Gleichheit herbeizuführen. Bestes Beispiel hierfür ist die für die jüngste Finanzkrise mitursächliche Immobilienblase in den USA.
Jene entstand, weil sich die US-Regierung das Ziel gesetzt hatte, jeder US-Haushalt sollte ein Eigenheim besitzen, sich also wirtschaftlich angleichen. Zu diesem Zwecke wurden die Zinsen künstlich niedrig gehalten und vor allem wurden die halbstaatlichen Kredit-institute angewiesen, die Kreditvergabe möglichst locker zu handhaben. Der folgende Immobilienboom führte tatsächlich dazu, dass mehr und mehr US-Amerikaner ein Eigenheim besaßen – nur konnten sie es sich eigentlich nicht leisten und das Ende vom Lied ist bekannt.
Auch die Gleichheitsbestrebungen der EU führten zu Blasen: Der Euro sollte ein ganz wichtiges Instrument für die Angleichung der Lebensbedingungen sein. Anfänglich gelang dies auch – durch die Einführung des Euro sanken die Zinsen für Südeuropa auf ein für die dortigen Bürger bisher nicht unbekanntes, niedriges Niveau, entsprechend boomte die Wirtschaft dort.
Doch der Boom war künstlich, die Mehrheit der Menschen profitierte keineswegs dauerhaft und nach dem Platzen der Blase ist die ökonomische Ungleichheit größer als zuvor. Wieder soll es ausgerechnet jener richten, der für das Debakel zu allererst verantwortlich ist – der Staat.
Staatlich beschützte Mono- und Oligopole
Das vom Papst kritisierte Wachstum der Ungleichheiten der Einkommen und Vermögen liegt nicht im kapitalistischen Wirtschaftssystem begründet, sondern in unserer Abkehr von ihm. Es ist die Zunahme von staatlich geförderten und beschützten Mono- und Oligopolen und die Staatseingriffe selbst, die zu Lasten der Allgemeinheit gehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die staatlich verordnete Energiewende. Einigen wenigen Energieproduzenten wurden hohe Abnahmepreise garantiert, welche die Allgemeinheit mit steigenden Stromkosten bezahlen muss.
Mehr aber noch liegt die zunehmende Vermögensungleichheit in unserem Geldsystem begründet: Seit 1971 herrscht ein weltweites „fractional banking“ System. Geld wird aus dünner Luft von den Geschäfts- und natürlich den Zentralbanken geschöpft. Dieses frisch geschöpfte Geld verteilt sich aber nicht gleichmäßig über die Gesellschaft, sondern er-möglicht jenen, die es zuerst beziehen können, Vermögenszuwächse, während jene, die es zuletzt erhalten, in ihrer Vermögenssituation bestenfalls stagnieren.
Manche sind faul, andere sind fleißig
Die Lösung für dieses Problem besteht nun nicht darin, dem Staat noch mehr Macht und noch mehr Regulierungsaufgaben zu überlassen, sondern im Gegenteil, seine Macht zu beschränken und ihm vor allem das Geldmonopol zu entziehen und es den Bürgern zurückzugeben. Es muss dem Markt – also allen Bürgern – überlassen sein, was als Geld und Zahlungsmittel dienen soll und das „fractional banking“ muss durch ein „free banking“ System ersetzt werden. Friedrich August von Hayek hat den Weg hierzu mit seinem Werk „Die Entnationalisierung des Geldes“ aufgezeigt.
Von einer allgemeinen Warte aus betrachtet, ist Forderung nach Gleichheit ein fataler und vor allem unerreichbarer Wunsch. Denn die Gleichheit aller setzt zu allererst eine Person oder Institution voraus, die, um mit George Orwell zu sprechen, gleicher ist als alle übrigen. Menschen sind nicht gleich: Manche sind faul, andere sind fleißig, die einen sind klug und die anderen sind es weniger, einige haben blonde Haare und die anderen schwarze oder sind gänzlich kahl. Es bedarf also einer Instanz oder Institution, die alle gleich macht und entsprechend muss diese über allen Bürgern stehen.
Freiheit ist ein Opfer des Systems
Je größer die Gleichheit sein soll, desto mächtiger muss jene Institution sein und umso mehr muss sie in das Gesellschaftsgefüge eingreifen und die Menschen mit Anreizen oder Sanktionen dazu bringen, sich „gleich“ zu verhalten. Größtmögliche Gleichheit setzt also größtmögliche Ungleichheit voraus – der real existierende Sozialismus hat dies klar belegt. Persönliche Freiheiten und Individualität sind die ersten Opfer eines solchen Systems.
Für die Gesellschaft ist vor allem ein Aspekt des Gleichheitswunsches katastrophal: Jene übermächtige Institution kann die vermeintlich gerechte Gleichheit in der Regel nur durch eine Senkung, nicht aber durch eine Hebung des Niveaus erreichen. Der Faule wird durch Anreize nicht unbedingt fleißiger, dem Fleißigen aber kann sein Fleiß sehr wohl durch immer höhere Steuern und Abgaben oder zunehmende Bürokratisierung ausge-trieben werden.
Den Dummen klug zu machen, dafür bedarf es größter Anstrengungen, die nur allzu oft vergebens sind – senkt man jedoch das Ausbildungsniveau und lernen Kinder Gender-mainstreaming anstatt Biologie und Schreiben nach Gehör anstatt Rechtschreibung, dann kann eine Angleichung wohl tatsächlich gelingen. Dem Kahlen neue Haare wachsen zu lassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, also müssen alle anderen ihre Haarpracht verlieren…
Der Gleichheitstraum ist tatsächlich ein Alptraum.
Quelle: geolitico.de vom 03.05.2014
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Das Problem ist, dass die drei Ideale Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zumeist nur im Gefühl verschwommen erlebt, in ihrer gesellschaftlichen Gestaltungskraft aber nicht voll durchdacht werden. Das führt dazu, dass sie mit ihrer gefühlsmäßig positiven Stimmung, die sie erzeugen, für Bereiche missbraucht werden können, wo sie nicht hingehören und verheerend wirken.
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts machte Rudolf Steiner darauf aufmerksam, dass die drei Ideale sich im Grunde gegenseitig ausschließen und daher je nur in einem bestimmten Lebensgebiet Geltung haben können.
Die Freiheit hat in der Entfaltung der Fähigkeiten des Menschen, seiner produktiven Tätigkeit zu gelten, wie sie sich im Kulturleben auslebt, aber auch bis in jede berufliche Tätigkeit erstreckt. Hier kann es keine Gleichheit geben, denn sie ebnet alle schöpferische Vielfalt ein und erstickt sie. Mischt sich die Brüderlichkeit hinein, schafft sie im geistigen Wettbewerb eine falsche Kumpanei, die nach unberechtigter Vorherrschaft strebt.
Im Staats- und Rechtsleben darf nur Gleichheit herrschen. Alle sind vor dem Gesetz gleich, insofern sie alle Menschen sind. Freiheit führt hier zu Willkür und Unterdrückung der anderen und
Brüderlichkeit zum Cliquenwesen und zu Bevorzugungen, zu Prvilegien.
Im Wirtschaftsleben muss solidarische, brüderliche Befriedigung der Bedürfnisse das gestaltende Prinzip werden; Freiheit führt hier zum Kampf jedes gegen jeden und zur Macht der Stärksten und Skrupellosesten; die Gleichheit spannt alle unterschiedlichen Bedürfnisse über einen Leisten und führt zur Planwirtschaft.
Die drei Ideale der Französischen Revolution sind nur deshalb zum geringen Teil realisiert, weil sie im Einheitsstaat nebeneinander nicht bestehen können, sondern sich gegenseitig aufheben. Sie entfalten eben jeweils nur in einem der drei Gesellschaftsbereiche ihre segensreiche, der menschlichen Individualität dienende Kraft, weshalb Steiner forderte, dass das Geistesleben und das Wirtschaftsleben eine gewisse Selbständigkeit gegenüber dem Staat und eine je eigene Verwaltung erhalten müssten, damit sich jeder der drei Lebensbereiche seinen eigenen Bedingungen und Aufgaben gemäß optimal entfalten könne.
Siehe auch:
http://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/02/28/die-uberwucherung-von-politik-und-kultur-durch-die-okonomie/