Erneuter Zwischenfall im Münsterland: Rohr zu Gaskaverne leckgeschlagen

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Erneuter Zwischenfall im Kavernenfeld zwischen Ahaus und Gronau: Jetzt ist offensichtlich ein Rohr zu einer unterirdischen Gaskaverne leckgeschlagen. Einen Zusammenhang mit den Ölaustritten im Amtsvenn sieht das Unternehmen bislang nicht, ein Wissenschaftler hingegen schon.

Ein inneres und ein äußeres Rohr liegen in rund 1250 Metern Tiefe – durchs Innere strömt Gas. Messungen hatten in dem Zwischenraum der beiden Rohre einen erhöhten Druck aufgezeigt. Die Ursache dafür könne schon ein winziger Riss im Innenrohr sein, sagt RWE-Unternehmenssprecher Jonas Knoop: „Die Sicherungen haben funktioniert. Es besteht keine Gefährdung.“

(Foto: Ölverschmutztes Wasser im Venn)

RWE: Kein Zusammenhang mit Ölkaverne

Knoop sieht keinen Zusammenhang mit den Vorfällen an der gut zwei Kilometer ent-fernten Ölkaverne S5, bei denen immer noch fieberhaft nach der Ursache für den Austritt von Öl geforscht wird. Gleichwohl sei RWE Gasspeicher angesichts dieser Ereignisse sensibilisiert.

Wissenschaftler warnt: Risse, Krater und Salz im Grundwasser

Als Dr. Krupp hört, zwischen dem Ölaustritt an Kaverne S5 im Graeser Venn und dem neuesten Störfall an einer zwei Kilometer entfernten Gaskaverne gebe es keinen Zu-sammenhang, lacht er. „Diese Technik ist mit Risiken behaftet“, sagt der ausgewiesene Experte für Salzgeologie und Lagerstättenkunde.

Dr. Ralf Krupp, der nun von der Stadt Gronau als Experte zu einer öffentlichen Sonder-sitzung als Experte für Salzgeologie und Lagerstättenkunde eingeladen worden ist, stellt kategorisch fest: „Inzwischen muss man erkennen, dass diese Kavernenspeicher nur eine begrenzte Nutzungsdauer haben.“Nach einigen Jahrzehnten träten Undichtigkeiten auf – diese Erfahrung habe man in den USA bereits machen müssen, wo etwa 15 bis 20 Jahre vor Deutschland mit der Rohstofflagerung in Kavernen begonnen worden ist. Und selbst bei Stilllegung hörten die Probleme nicht auf, warnt Krupp. „Das Risiko der Grund-wasserversalzung halte ich dann für sehr hoch.“ Sein Fazit: „Das ist nicht zu Ende gedacht.“

Während Ralf Krupp an seinem Vortrag für Gronau arbeitet, wartet er wie alle auf die Ergebnisse der Druckprüfung an Kaverne S5 im Graeser Venn. „Wenn sich die Ver-rohrung als dicht erweist, hat man ein größeres Problem“, sagt er. „Dann steht zu befürchten, dass das Kavernendach undicht ist.“ Krupp ist Diplom-Geologe, promovierter Geochemiker und habilititerter Mineraloge.

Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der Salzgeologie, ist Mitglied im Wissenschaft-lichen Beirat des Bund Naturschutz Deutschland (BUND) und international als Gutachter tätig. Er widerspricht der von Verantwortlichen verbreiteten Ansicht, die Kavernen gälten als sicher und könnten praktisch nicht undicht werden. „Man muss wissen: Das ist eine Technologie nicht ohne Restrisiken“, stellt er fest.

Probleme in USA schon länger bekannt

„Nach einigen Jahrzehnten muss man erkennen, dass die undicht werden.“ In den USA habe man diese Erfahrung bereits gemacht, nachdem dort schon in den 50er-Jahren mit dieser Technik begonnen wurde. Krupp erzählt von Kratern, die nach Kavernenein-brüchen entstanden – „mit teils mehreren hundert Metern Durchmesser“ – oder von Hutchinson in Kansas, wo aus einer Kaverne ausgeströmtes Gas verheerende Explosionen und Brände auslöste. „Das Ganze ist nicht zu Ende gedacht“, sagt Krupp.

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„Man ist natürlich gut beraten, Reserven vorzuhalten“, kommentiert er die Strategie, nationale Öl- und Gasreserven auf diese Art zu sichern. Er beobachte aber, „dass in den letzten Jahren eine Art Wildwuchs entstanden ist.“ Man habe „auf Teufel komm raus“ Kavernen angelegt. Und dabei gehe es immer mehr um Spekulation mit Rohstoffen. „Der Wert dieser eingelagerten Reserven – das sind Milliarden.“

Störfall im Kavernenfeld Etzel

Im Kavernenfeld Etzel in Niedersachsen etwa, wo es 2013 einen Störfall gab, werde die geförderte Sole direkt in den Jadebusen gepumpt. „Das ist eine Industrie, die dahinter steckt.“ Da werde die Wertschöpfungskette in Epe noch vergleichsweise optimal genutzt, weil die Sole in die chemische Industrie ginge. Krupp: „Aus wirtschaftlichen Gesichts-punkten ist das eine sinnvolle Sache.“

Das war es dann aber auch, was der Wissenschaftler Positives vermelden kann.

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„Kavernen sind potenziell riskant, haben eine begrenzte Nutzungsdauer, und danach hat man das Problem der Stilllegung.“ Denn, so Krupp, nach aktuellem Stand werden still-gelegte Kavernen mit Sole – Salz-Wasser-Gemisch – gefüllt. Aufgrund der Höhenaus-dehnung der Kavernen herrsche unten ein höherer Druck als oben, was dazu führen könne, dass der Verschluss nachgibt oder die Kaverne Risse bekommt.

Folgekosten für die Allgemeinheit

„Je höher die Kaverne, desto höher der Innendruck.“ Er halte daher das Risiko der Grundwasser-Versalzung für sehr hoch. Hinzu kommen Feinheiten des Bergrechts, die dazu führen können, dass am Ende die Allgemeinheit auf Folgekosten sitzen bleibt. „In vielen Fällen ist es so, dass bei Aufgabe einer Förderung das Ganze in ein anderes Rechtsregime übergeht. Dann hat die Allgemeinheit das am Hals, und der Betreiber ist aus der Aufsicht entlassen.“

Die einzige Lösung, die er sehe, sei „dass man sie abschließend mit Feststoffen verfüllt“, sagt der Experte. „Das wäre dann, wenn man ökonomisch denkt, wahrscheinlich Müll.“ Er denke an mineralische Massenabfälle, Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen. „Das sind wahrscheinlich die geringsten Übel, weil die vom Schadstoffgehalt nicht so gravierend sind“.

Soleförderung und Kavernenspeicher

Etwa zwei Millionen Tonnen Salz pro Jahr fördert die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) im Eper/Graeser Venn. Konzessionen sind für 22,5 Quadratkilometer bei Epe (bis 2069) und sieben qkm bei Alstätte (2103) erteilt. 2012 gab es 107 Kavernen, davon 80 als Speicher, jährlich kommen zwei hinzu.

Quellen: muensterschezeitung.de/dorstenerzeitung.de vom 22.05.2014

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