Bundesweit müssen rund 40 Prozent von Hartz-Leistungen leben / Armutsrisiko in Sachsen-Anhalt und Bremen besonders hoch / Vor allem Frauen betroffen.
Alleinerziehende sind einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, über die die »Welt am Sonntag« berichtet. Danach ist in etwa jeder fünften Familie für die Kinder nur ein Erwachsener allein verantwortlich – rund 40 Prozent von ihnen beziehen Hartz IV. In Familien mit zwei Elternteilen erhalten nur acht Prozent Leistungen der Grundsicherung. In Familien mit nur einem Elternteil wachsen rund 2,2 Millionen Kinder auf. Neun von zehn Alleinerziehenden sind demnach Frauen.
»Die Kinderarmut in der Bundesrepublik sei damit zum großen Teil darauf zurück-zuführen, dass die betroffenen Kinder in Familien mit nur einem Elternteil aufwachsen«, schreibt die Zeitung. Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist in Sachsen-Anhalt, Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich hoch. In Sachsen-Anhalt und Bremen erhält sogar mehr als jeder zweite Alleinerziehende Hartz-Leistungen. Schuld daran seien schlechte rechtliche und familienpolitische Bedingungen, sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Stiftung. »Der Politik gelingt es nicht, die Lebenslage der Alleinerziehenden zu verbessern.«
Die Studie wurde von der Darmstädter Juraprofessorin Anne Lenze erstellt. Ihr zufolge benachteiligt das Steuerrecht die Betroffenen. Außerdem greife der Staat Müttern nicht genug unter die Arme, wenn Väter ihren Unterhaltspflichten nicht nachkommen. Zwar könnten die betroffenen Mütter als Ausgleich den sogenannten Unterhaltsvorschuss bei den Kommunen beantragen. Dieser sei jedoch auf maximal sechs Jahre und auf das zwölfte Lebensjahr beschränkt.
Bereits am Freitag hatte die »Rheinische Post« gemeldet, dass junge Menschen in westdeutschen Großstädten ebenfalls mit dem überdurchschnittlichen Risiko leben, in Armut abzurutschen. Unter Berufung auf eine Sonderauswertung von Hartz-IV-Daten des Deutschen Gewerkschaftsbundes erhalten in den strukturschwachen Großstädten des Westens Jugendliche meist doppelt so oft Grundsicherung wie im Bundesdurchschnitt. Der Auswertung zufolge sind Menschen in Großstädten grundsätzlich häufiger und länger auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen als die Bürger auf dem Land.
Im Durchschnitt beziehen bundesweit 9,4 Prozent der unter 65-Jährigen Hartz IV. Grundsätzlich liegt die Hilfequote mit 15,3 Prozent im Osten höher als im Westen mit 8 Prozent. In den Großstädten sieht es allerdings anders aus. Zu den Städten mit besonders hohem Hartz-IV-Anteil bei Jugendlichen zählen neben Berlin westdeutsche Städte wie Bremerhaven, Gelsenkirchen, Duisburg, Mönchengladbach und Wuppertal.
Quellen: dpa/neue-deutschland vom 09.03.2014
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