Durch Risse im Untergrund des Tiberdeltas steigen Gase aus dem tiefen Untergrund nach oben.
Nur wenige hundert Meter vom Flughafen Rom-Fiumcino entfernt, klaffte im August 2013 plötzlich ein Krater auf, aus dem bis heute Gas aufsteigt. Jetzt zeigt sich, dass das gesamte Tiberdelta von einem Netzwerk aus Rissen im Untergrund durchsetzt ist. Durch diese Spalten können Gase und gasreiche Flüssigkeit aus der Tiefe nach oben dringen. Das Risiko für weitere Gasausbrüche ist daher sehr hoch – auch auf dem Flughafen-Gelände, wie italienische Forscher im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ warnen.
(Foto: Gaskrater beim Fughafen Fiumcino zwei Wochen nach der ersten Eruption)
Am 24. August 2013 sorgte ein seltsames Phänomen in Italien für Erstaunen: Nur rund 800 Meter vom Flughafen Rom Fiumcino entfernt, begann plötzlich Gas aus dem Boden zu schießen. Der Ausbruch ließ einen kleinen, wassergefüllten Krater entstehen, in dem wild blubbernde Gasblasen aufstiegen. Im Laufe der Zeit wurde der Krater immer größer, nach einem Monat hatte er bereits einen Durchmesser von drei Metern. Im September ereignete sich in einem nahegelegenen stillgelegten Bohrloch eine weitere Gaseruption, weitere Ausgasungen folgten.
Die Nähe zum Flughafen und zur Großstadt Rom machte örtlichen Behörden Sorgen, zumal es keine Anzeichen dafür gibt, dass diese Ausgasungen in absehbarer Zeit stoppen. Giancarlo Ciotoli vom Staatlichen Institut für Umweltschutz in Rom und seine Kollegen haben daher das austretende Gas und die Geologie dieses Gebiets näher untersucht – auch um künftige Risiken für Flughafen und Stadt abschätzen zu können.
Kohlendioxid aus großer Tiefe
Wie die Analysen ergaben, handelt es sich bei dem aus dem Untergrund aufsteigenden Gas vorwiegend um Kohlendioxid, vermischt mit geringen Anteilen von Methan. Eine solche Zusammensetzung sei typisch für vulkanische und geothermisch aktive Gebiete, so die Forscher. Allerdings liegen die Gaseruptionen gut 30 vom nächsten Vulkangebiet entfernt. „Ein Gasausstoß aus tiefe Untergrundschichten sind für die Küstenebene des Tiber ungewöhnlich und unerwartet“, konstatieren Ciotoli und seine Kollegen. Denn eigentlich müsste die dicke Sedimentdecke des Mündungsgebiets verhindern, dass gasreiche Flüssigkeiten aus der Tiefe emporsteigen.
Dass das Gas vorwiegend aus tieferen Gesteinsschichten stammen muss, ermittelten die Forscher anhand der Isotopen-Signatur des Gases. Es enthält einen deutlich höheren Anteil des Kohlenstoff-Isotops C-13 als die Oberfläche oder nur in geringer tiefe lagernde Schichten. Das Kohlendioxid muss daher entweder aus dem Erdmantel kommen oder aus tief vergrabenen Kalkgestein.
Hohes Risiko im gesamten Tiberdelta
Wie aber gelangte es an die Oberfläche? Wie die geologischen Untersuchungen ergaben, ist der Untergrund des Tiberdelta weniger dicht als gedacht. Stattdessen stießen die Forscher auf ein ganzes Netzwerk von aktiven strukturellen Schwächezonen und Ver-werfungen, durch die Gase und gasreiche Flüssigkeiten an die Oberfläche gelangen können.
„Die Existenz gleich mehrerer Ausgasungen in diesem Gebiet, kombiniert mit den teil-weise hohen CO2-Gehalten im Boden, deuten darauf hin, dass im gesamten Tiberdelta gasreiche Sedimente vorliegen“, so Ciotoli und seine Kollegen. Das aber bedeute, dass es das Risiko für Gasausbrüche in dem gesamten Gebiet gebe. Auch der Flughafen Fiumcino und dessen Rollbahnen sind davon nicht ausgenommen. „Hohe C02 und Methan-Konzentrationen können auch innerhalb des Flughafengeländes vorkommen, immerhin liegen die Rollbahnen nur rund 700 Meter von dem Seit August anhaltenden Gas-ausbruch entfernt.
Video aus dem September 2013
Quellen: Geosphysical Research Letters/scinexx.de vom 10.01.2014
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