Im Jahr 1945 wurde eine Sammlung historischer Texte in einer Höhle bei Nag Hammadi (Ägypten) gefunden. Diese 52 Texte werden als originale Schriften der Tradition der Gnostik angesehen und sind fast 2000 Jahre alt. Sie sind ein seltener Beweis für eine mystische Tradition mit einem außergewöhnlichem Schöpfungsmythos. Die Texte beschreiben eine nicht-menschliche Spezies genannt Archonten, die als Herrscher der Menschheit und gleichzeitig als Betrüger und Täuscher beschrieben werden. Ein faszinierendes Thema mit brisanten Querverbindungen zu Psychologie und Religion.
(Bild: Original in schwarz-weiss: Ein Missionar des Mittelalters berichtet, er habe den Punkt gefunden, wo Himmel und Erde sich berühren; Holzschnitt; erstmals veröffentlicht in: Camille Flammarion: Die Atmosphäre, Paris 1888 / Weitere Überarbeitung: Hugo Heikenwaelder, 1998; Changes: Jürgen Kummer, 2010)
Gnostik
Es gibt unterschiedliche Ansichten bezüglich der historischen Entwicklung der Gnostik. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Gnostik gemeinsam mit dem Christentum entstand. Diese Auffassung dürfte aber primär darauf zurückzuführen sein, dass Gnostiker zu diesem Zeitpunkt in die Öffentlichkeit traten, weil sie sich dazu verpflichtet fühlten, Christen vor der Glaubenslehre der Erlösung durch eine externe Gottheit zu warnen.
Gnostiker kritisierten das Konzept eines Heiland bzw. Retters des Christentums, weil sie darin eine Form der psychologischen Kriegsführung sahen : Wenn die Menschheit einer Rettung von außen bedarf, bedeutet dies, dass wir nicht wirklich die Verantwortung für unser eigenes Leben tragen, weil wir uns nicht aus eigener Kraft retten können. Durch die Akzeptanz der Erbsünde als Tatsache, wurde Christen beigebracht, dass sie bereits von Geburt an verdorben sind und dass sie selbst nichts dagegen tun können.
Schuld wird oft in Kulten als psychologisches Steuerungsmittel verwendet, um das Ver-halten der Gemeinde zu beeinflussen. Gnostiker waren strikt gegen diese Form von Trickersei, weil sie zu einer Verherrlichung des Opferdaseins führt und den Menschen die erlösende Wirkung des Durchlebens von Leid indoktriniert.
Im christlichen Glaubenssystem hat ein männlicher Gott die Welt erschaffen und nur die Priester der Kirche waren in der Lage mit Gott zu kommunizieren. Gnostiker sahen dies als eine weitere Form der Verhaltenskontrolle der Bevölkerung : Befehle, welche die Priester angeblich direkt von Gott empfingen, mussten schließlich befolgt werden.
Gnostischer Schöpfungsmythos
Nach dem gnostischen Schöpfungsmythos ist Planet Erde ein bewusstes Wesen. Lange bevor die Erde entstand, waren zwei Götter namens Christos und Sophia dabei eine neue Welt zu erschaffen. Sophia war von ihrer eigenen Schöpfung so fasziniert, dass sie spontan in ihre eigene Schöpfung eintauchte. Dieses Eintauchen eines Gottwesens in die eigene Schöpfung führte zu einem unerwünschten Nebeneffekt, denn dabei entstand eine Spezies von Geistwesen genannt die Archonten.
In einigen gnostischen Texten werden die Archonten als eine Art Missgeburt dargestellt. Die Archonten wurden von einem Wesen angeführt, dem Demiurg, der fälschlicherweise sich selbst als den Schöpfer des Universums ansah.
Dieser verrückte Gott begann nun das Sonnensystem zu erschaffen – bis auf den Planeten Erde. Sophia entschied sich selbst in einen Planeten zu verwandeln, wird dadurch aber in der Welt der Materie des Demiurg festgesetzt. Sophia’s Emotionen, Trauer und Irritation werden dabei in die physischen Elemente des Planeten Erde und der Biosphäre ver-wandelt. Während die Erde aus ihrer ursprünglich geistigen Form nun immer materieller wird, entsteht eine Vielfalt an Lebensformen über die Sophia aber keine Kontrolle mehr hat.
Als Christos die verzweifelte Lage von Sophia erkennt, beschließt er einzugreifen, um ein gewisses Maß an Ordnung auf der Erde herzustellen. Dieser Eingriff führte zu einer bleibenden Veränderung im Biosphärenfeld der Erde. Sophia findet sich somit in der Welt wieder, die sie selbst ins Dasein geträumt hat und kann nur untätig zusehen, wie die Menschheit entsteht und beginnt ein göttliches Experiment auszuleben : Die Entwicklung menschlicher Innovation.
Die Archonten
Etwa 20% der Nag Hammadi Texte berichten über die Spezies der Archonten. Sie werden als eine nicht-physische Spezies beschrieben, die aber kurzzeitig physische Form an-nehmen kann. In einem der Nag Hammadi Texte (Apokryphon des Johannes) werden Entführungen von Menschen durch kleine Wesen beschrieben. Die Ähnlichkeiten zu den „Grauen“ wie sie in vielen Science-Fiction Filmen dargestellt oder wie sie von Menschen beschrieben werden, die eine „Entführung durch Außerirdische“ erlebt haben, ist beein-druckend. Wenn man berücksichtigt, dass diese Texte fast 2000 Jahre alt sind, dann scheint nahezuliegen, dass es einen engen Bezug zwischen den Archonten und der Menschheit gibt.
Die Archonten werden als geistige Eindringlinge beschrieben. Sie sind nicht in der Lage längere Zeit in unserer materiellen Welt zu überleben, ähnlich wie Menschen nur kurze Zeit unter Wasser überleben können ohne Luft zu holen. Ihr bevorzugter Zugang zu unserer Realität ist durch den menschlichen Verstand. Gnostische Texte warnen vor den Archonten und ihren Versuchen die menschliche Evolution von ihrem Kurs abzubringen. Hierzu haben sie vor allem zwei Methoden :
Fehler : Menschen machen Fehler aber Menschen sind nicht gut darin aus Fehlern zu lernen. Die Archonten sind Experten darin, den Unwillen der Menschheit aus ihren Fehlern zu lernen auszunutzen.
Simulation : Die Archonten sind Experten für virtuelle Realitäten und holographische Projektion: Sie können holographische Bilder von jedem existierenden Lebewesen erzeugen, aber diesen Hologrammen fehlt die Vitalität des Originals, es wirkt künstlich.
Die Texte über die Archonten beschreiben, dass sie „durch“ Menschen leben wollen, da sie nicht in unserer Realität leben können. Hierzu versuchen sie die Menschen mehr archontisch zu machen : Sie versuchen den Menschen von der natürlichen Welt (und der Natur) zu entfremden und sie dazu zu bringen, mehr in virtuellen Realitäten zu leben.
Die Motivation der Archonten für ihr Handeln wird in den gnostischen Texten auf Neid zurückgeführt: Die Archonten beneiden die Menschen für die wunderbare Welt voller Kreativität, die so grundverschieden von der kalten und künstlichen Welt der Archonten ist. Ihr Neid scheint sich besonders auf den „göttlichen Funken“ zu beziehen, den jeder Mensch in sich trägt. Gnostiker bezeichnen ihn als „Nous“. Jeder Mensch trägt diesen göttlichen Funken in sich und aber er fehlt den Archonten. Trotzdem erinnern einige gnostische Texte daran, dass die Archonten Teil der Schöpfung sind, da sie entstanden, als Sophia in ihre eigene Schöpfung eintauchte.
Die Archonten zeigen häufig sinnloses Verhalten. Es scheint ihnen Freude zu bereiten, menschliche Emotionen – speziell Angst – auszulösen oder Menschen in einen Zustand der Verwirrung zu bringen. Es wird angedeutet, dass die Archonten sich energetisch von menschlichen Emotionen „ernähren“, da sie selbst über keine Emotionen – und somit keine emotionale Energie – verfügen.
Es ist schwierig, diesen Beschreibungen einen Sinn abzugewinnen. Was Sinn machen könnte, ist, dass die Archonten ein Werkzeug unseres Realitätskonstruktes sind, um Menschen zu testen und zu prüfen, ob wir unseren eigenen Verstand im Griff haben, trotz aller Versuche der Archonten uns innerlich zu verwirren. Sie scheinen Teil eines kosmischen Tests zu sein, ein Weg Bewusstsein auszusortieren, das nicht bereit ist, Verantwortung fürs eigene Denken und Handeln zu übernehmen. In diesem Sinne sind die Archonten vielleicht ein kosmisches Werkzeug, um die menschliche Evolution anzustacheln.
Wie zu Beginn erwähnt, gibt es unterschiedliche Ansichten bezüglich dem Thema Gnostik. Dieser Artikel basiert auf dem englisch-sprachen Buch „Not in his image“ von John Lamb Lash. Wenn Sie mehr über diesen Ansatz bezüglich Gnostizismus lernen wollen, können Sie sich den englisch-sprachigen Podcast mit John Lamb Lash anhören, der im Quellen-Bereich verfügbar ist (besonders Podcast Nummer 5 ist hierzu von Interesse, da er das Thema Archonten behandelt).
Auf der Homepage von John Lamb Lash findet man zahlreiche Artikel zur Gnostik.
Quellen: Wikimedia/matrixwissen.de
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Hat dies auf Haunebu7's Blog rebloggt.
Die Gesichte rund um diese Archonten wurde in einem SciFi-Buch, welches bereits verfilmt wurde (Name leider entfallen) miteinander verwoben, aber in dieser Form nicht in den gnostischen Texten zu finden. Als Unterhaltungsroman sicherlich interessant, aber sicherlich kein Tatsachenbericht! 🙂
„Die Hypostase der Archonten“ & „Vom Ursprung der Welt“ findet mensch in der Studienausgabe der Nag Hammadi Texte (erschienen bei DE GRUYTER)
ISBN: 978-3-11-022803-8
P.S. Das ist kein Science Fiction Buch.
Beim Lesen kam mir direkt in den Sinn – die Beschreibung der Archonten kommt dir doch bekannt vor.
Die Archonten sind 1:1 mit den Djinns in der Islamischen Kultu gleichzusetzen. Auch diese leben in einer Parallelwelt – und auch die sind auf den Menschen eifersüchtig und versuchen immer wieder diesen vom „richtigen Weg“ abzubringen.
Oft werden Psychische Störungen, Wahn etc mit Djinns in Verbindung gebracht.