Technik-Flop BTX: Per Fernbedienung ins digitale Bordell (Video)

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Vom Sessel aus Reisen buchen, Klamotten kaufen oder Überweisungen tätigen: Theoretisch war das schon in den Achtzigern möglich – mit einem Fernseher. Vor 30 Jahren führte die Deutsche Bundespost den Bildschirmtext ein und versprach eine Medienrevolution. Doch der radikale Umbruch endete im Fiasko.

Im Bundespostministerium überschlug man sich fast vor Begeisterung: Die neue Technik sei der Aufbruch in ein neues Kommunikationszeitalter, eine Sensation – ähnlich wie hundert Jahre zuvor die Einführung des Telefons. „Bildschirmtext ante portas“, verkündete Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling 1983 und schwärmte über die Möglichkeiten, die das neue Medium bot: Reisen buchen, Überweisungen tätigen, Klamotten bestellen oder Aktienkurse abfragen – und zwar alles vom Fernsehsessel aus. Bildschirmtext – kurz BTX genannt – sei der Startschuss in eine bequemere Zukunft für jedermann, jubelte Schwarz-Schilling.

Die Technik war aus damaliger Sicht tatsächlich genial. Über den Fernseher konnte man mit der Fernbedienung den Zentralrechner der Deutschen Bundespost anwählen und so haufenweise Informationen abrufen. Ein zwischengeschaltetes Modem und ein Decoder zauberten die Daten in pixeliger, gelber Schrift auf die schwarze Mattscheibe. Was Schwarz-Schilling in so schillernden Farben pries, funktionierte ganz ähnlich wie das Internet heute, und gilt daher nicht umsonst als Internet-Vorläufer.

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(Technik von gestern: Das Nürnberger Verkehrsmuseum zeigte im Mai 1983 dieses Telefon, das außer der üblichen Nummerntastatur über einen eigenen Bildschirm sowie Buchstabentasten zur Kommunikation im Rahmen des Bildschirmtext-Systems verfügte. Das Museum propagierte damals: „Das Telefon von morgen – so könnte es aussehen“)

In Bonn war man sich sicher, dass die neue Technik die deutschen Wohnzimmer im Sturm erobern und „einer Lawine gleich unaufhaltsam wachsen“, werde. Am 1. September 1983 führte Schwarz-Schilling den neuen „Massendienst“, wie er ihn nannte, anlässlich der Internationalen Funkausstellung in Berlin offiziell ein. Tausende deutsche Unternehmen – darunter das Versandhaus Otto, die Deutsche Bahn, die Allianz und etliche mittelständische Unternehmen – ließen sich von der Euphorie anstecken und bastelten an ihren BTX-Seiten, so dass ab 1983 jeder deutsche Normalbürger online shoppen, überweisen und chatten konnte.

Theoretisch. Praktisch erwies sich die groß angekündigte Medienrevolution als grandioses Fiasko.

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(So geht’s: Zwischen Telefon und Fernsehgerät schaltete die Post gegen Gebühr ein Modem, das über die Telefonleitungen gesandte Impulse in Datensignale umwandelte und diese an das TV-Gerät schickte. Der Decoder im Fernseher wiederum machte diese Signale in Form von Schrift und Bild auf der Mattscheibe sichtbar)

Kaum jemand wollte die neue Technik haben

Den Postlern gelang es zwar, die Unternehmen für ihren neuen Dienst zu begeistern. Die Masse der potentiellen Nutzer zog aber nicht mit. Die Deutsche Bundespost hatte damit gerechnet, dass bis 1986 mindestens eine Million BTX-Nutzer am Netz hängen würden und sie damit als alleiniger Betreiber ein gigantisches Geschäft mit der Technik der Zukunft machen würde. Stattdessen waren es gerade einmal 60.000. Zwei Jahre später hatte sich die Zahl der BTX-Nutzer nur knapp verdoppelt. Niemand wollte die neue Technik. „Die Zurückhaltung kommt einem Verbraucherboykott gleich“, stellte der SPIEGEL im Sommer 1985 fest.

Millionen steckte die Bundespost daraufhin in die Werbung in der „Hoffnung, Deutschlands Elektronikmuffel doch noch überzeugen zu können“, wie es die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ 1987 formulierte. Dennoch kam die angekündigte Lawine einfach nicht ins Rollen.

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Was viele abschreckte, war die doch recht komplizierte Bedienung. Man musste auf der Fernbedienung Zahlen und Befehle eingeben und sich mühsam mit wilden Tasten-kombinationen durch das Menü hangeln. Die meisten waren damit einfach überfordert und fühlten sich von Werbesprüchen wie „Bildschirmtext, damit Sie’s leichter haben“ eher verhöhnt als geködert.

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(Lesestation: An solchen Schaltern konnten Passanten unterwegs den Bildschirmtext der Deutschen Post lesen. Dieser Terminal ist mittlerweile im Museum für Kommunikation in Frankfurt ausgestellt. In den achtziger und neunziger Jahren standen solche Apparate zum Beispiel an Bahnhöfen)

Teures Vergnügen

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Hinzu kamen die hohen Kosten für das System, das kaum jemand verstand. Ein Fernseher mit einem BTX-Decoder kostete mindestens 1000 D-Mark mehr als ein normaler Fernseher. Die Grundgebühren für den Dienst beliefen sich auf 55 D-Mark, und für jede Seite, die man anwählte, wurden damals noch saftige Telefongebühren abgerechnet. Vielen war dieses zweifelhafte Vergnügen einfach zu teuer. Welche Rolle diese Einstiegs-hürde spielte, zeigt das Beispiel Frankreich. Dort wurde der Dienst etwa zeitgleich unter dem Namen Minitel eingeführt – und die Decoder gab es für die Nutzer kostenlos. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Millionenmarke geknackt.

Auch die Unternehmen stöhnten angesichts der hohen Preise, die ihnen die Bundespost für die Speicherung ihrer Daten abverlangt. Versandhäuser wie Otto und Quelle zahlten jährliche BTX-Rechnungen in Höhe von 300.000 D-Mark und mehr.

Das Akzeptanzproblem verschärfte sich, je länger BTX im Dienst war. Als sich dann im Sommer 1984 ein paar Hacker des Chaos Computer Clubs in das System einhackten und die Hamburger Sparkasse um 134.000 Euro erleichterten, fühlten sich sämtliche Kritiker und Skeptiker bestätigt: Das System war unsicher und noch nicht ausgereift. „Wer sich in den kommenden zwei bis drei Jahren dem BTX-System anschließt, gehört wegen Dumm-heit bestraft“, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für den Datenschutz, Reinhard Vossbein, anlässlich der Datenschutzfachtagung wenig später.

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(Stumm und starr: Die Bildschirmtext-Seiten konnten die Anwender in Form und Farbe unterschiedlich gestalten. Allerdings konnten die Bilder nicht animiert und Ton nicht ausgespielt werden – dazu reichte die Übertragungskapazität der Telefonleitungen nicht aus)

Zähes Schmuddel-Image

Einen weiteren Schlag versetzte BTX die Pornoindustrie, die sich in dem Dienst immer weiter ausbreitete. Geschickt spickten die Sexanbieter Seiten mit kleinen unver-fänglichen Hinweisschildern und lockten die Nutzer so ahnungslos ins „digitale Bordell“. BTX hatte bald sein Schmuddel-Image weg und wurde es nicht mehr los.

Etliche Unternehmen zogen sich angesichts der vielen Pannen zurück oder froren ihre Ausgaben ein, darunter das Versandhaus Neckermann, der Springer-Verlag und die Allianz. „Wir haben uns alle von der Euphorie der Postler irreführen lassen“, fasste der BTX-Experte eines Nürnberger Großunternehmens die Stimmung im SPIEGEL 1984 zusammen.

Ende der achtziger Jahre hatte die Deutsche Post eine Milliarde D-Mark in den Dienst versenkt und nur einen Bruchteil über die Gebühren wieder eingenommen. Das Schmuddel-Image war schließlich einer der Gründe dafür, dem Online-Dienst einen neuen Namen zu geben. Datex-J hieß er ab 1993, wobei das J für „Jedermann“ stand. Parallel stellte die Post die Technik schrittweise auf die Computernutzung um. Langsam stiegen dann auch den Teilnehmerzahlen. Als Datex-J schließlich in T-Online überführt und damit der Zugriff aufs Internet realisiert wurde, zählte der Dienst etwa 850.000 Nutzer. 2001 wurde BTX offiziell abgeschaltet und wich endgültig dem Internet, das am Ende doch noch eine Lawine ins Rollen brachte.

Video: Werbung für Bildschirmtext

Quellen: Das Bundesarchiv/dpa/einestages.spiegel.de vom 30.08.2013

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