Im Juli 2012 entging unser Planet nur knapp dem Volltreffer eines hochenergetisch geladenen Partikelstroms, der mit rund 11 Millionen Stundenkilometer von einer besonders starken Sonneneruption ins All geschleudert wurde. US-Sonnenforscher warnen vor dem Hintergrund der jetzt vorliegenden Daten des damaligen Ereignisses nun vor einem solchen Treffer in der Zukunft und treiben Wissenschaft und die globale Politik dazu an, entsprechende Gegenmaßnahmen zu treffen.
(Bild: Aufnahme des Sonnenausbruchs am 23. Juli 2012 auf der Rückseite der erdabgewandten Sonnenseite)
Der koronale Massenauswurf am 23. Juli 2012 aus der aktiven Sonnenfleckenregion „AR11520“, so haben die Forscher um Professor Daniel Baker von der University of Colorado errechnet, war wahrscheinlich noch stärker als das sogenannte Carrington-Ereignis von 1859, als mehrere Minuten lang gewaltige Sonnenstürme schon nach 17,5 Stunden die Erde erreichten, während diese Reise für die in Richtung Erde gerichteten Partikelströme drei bis vier Tage benötigen.
Zeitzeugen beschrieben die Auswirkungen derart stark, dass es aufgrund der starken Polarlichter möglich gewesen sein soll, Nachts unter freiem Himmel Zeitung zu lesen. Doch der stärkste bislang auf der Erde gemessene geomagnetische Sturm erzeugte nicht nur ein faszinierendes Naturschauspiel bis in südliche Breitengrade, sondern führte auch zum weitflächigen Ausfall des Telegrafennetzwerks in Nordamerika und Europa. Erst im vergangenen Sommer errechneten Wissenschaftler, die Kosten eines vergleichbaren Ereignisses in unserer hochtechnologisierten Zeit auf 2,6 Trilliarden US-Dollar.
Hätte er direkt die Erde getroffen, so hätte auch der Sonnensturm von 2012 eine ver-gleichbare, wenn nicht sogar noch größere Kraft entwickelt und hätte zu einem „technologischen Desaster“ in Folge zusammenbrechender Satellitenkommunikation, Stromnetzwerken, Bodenkommunikation und durch die negativen Auswirkungen auf Luft- und Raumfahrt geführt.
„Glücklicherweise ereignete sich die Sonnenexplosion 2012 jedoch auf der erdabge-wandten Sonnenseite“, erläutern die Forscher. „Jedoch gerade einmal eine Woche vorher, war die Quelle des Ausbruchs (AR11520) noch direkt in Richtung Erde ausge-richtet.“
Derzeit habe es den Anschein, so die Forscher, als müsse es tatsächlich zu einem direkten Erdtreffer kommen, damit die Verantwortlichen aufwachen und den Ernst der Lage ver-stehen. „Die Botschaft, die wir versuchen deutlich zu machen ist die, dass wir anhand von direkten Messungen des 2012-Ereignisses die Konsequenzen eines solchen Treffers sehr gut einschätzen können.“
(Bild: Aufnahmen des 2012-Eriegnisses auf der Sonnenrückseite durch die NASA-Sonnenobservatorien STEREO)
Ähnlich wie 1859, so hätte der Plasmasturm die Erde 2012 schon binnen 18 Stunden erreicht. „Dieses Ereignis entfachte nicht nur den stärksten bislang gemessenen koronalen Masseauswurf, es hätte auch den stärksten bislang gemessenen geo-magnetischen Sturm erzeugt“, so Baker. „Das 2012-Ereignis hätte wahrscheinlich allen bisherigen Worst-Case-Szenarien entsprochen.“
Mit den nun vorliegenden Daten zum 2012-Ereignis sollen nun die verschiedensten Katastrophen-Modelle gefüttert werden, um die Schäden durch einen derartigen Treffer vorhersehen zu können. Daraus sollen dann konkrete Vorschläge an die Politik ent-wickelt werden, wie einem vergleichbaren Ereignis entgegengetreten werden könne.
Auffallend sei auch, dass sowohl das Carrington-Ereignis als auch das Ereignis 2012 während eines vergleichsweise schwachen Sonnenzyklus stattfanden – wie er auch derzeit zu beobachten ist…
Video
Quellen: colorado.edu/NASA/grenzwissenschaft-aktuell.de vom 18.12.2013
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