In Grönland haben Geoforscher bewiesen, was lange vermutet wurde: Tief unter dem Gletschereis liegen kilometergroße Seen. Die sind nicht etwa eingekapselt, sondern offenbar in Bewegung.
Etwa 800 Meter tief unter dem Grönlandeis haben britische Forscher zwei große Seen entdeckt. Zwar galt es schon länger als wahrscheinlich, dass sich im Untergrund flüssiges Wasser befinden könnte. Doch nachweisen ließ es sich bislang nicht.
(Bild: Spuren des Wassers: Die Karte links zeigt die untersuchte Region und die Flug-routen der Radarflugzeuge, rechts sind die entdeckten Seen verzeichnet)
Nun gelang der Beleg mit Hilfe von elektromagnetischen Impulsen aus der Luft: Ein Team aus britischen Geowissenschaftlern der University of Cambridge, der University of Texas und der Bristol University unternahm großflächige Radarmessungen im Südosten Grönlands. Dabei werden hochfrequente Impulse in den Untergrund geschickt.
Anhand von Laufzeit und Reflexion dieser Radarwellen lässt sich nachweisen, ob sich Strukturen im Boden verändern. Und tatsächlich fanden die Forscher zwei unterirdische Ansammlungen flüssigen Wassers, jeweils acht bis zehn Quadratkilometer groß. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Geophysical Research Letters“.
(Bild: Arktisches Eis aus der Luft – Mit hochfrequenten Radarwellen gelang es britischen Geowissenschaftlern, unter den Gletschern Grönlands zwei kilometergroße Seen nachzuweisen)
Grönland-Seen sind offene Systeme
Die Seen könnten helfen zu verstehen, wie sich Grönlands Gletscher in Zukunft ver-ändern. „Das Wasser unter dem Eisschild beeinflusst dessen Bewegung sehr stark“, erklärt Steven Palmer, Hauptautor der Studie. Wenn man die Seen im Untergrund genau kenne, ließe sich zum Beispiel viel besser vorhersagen, wie die Eismassen auf eine Veränderung des Klimas reagieren werden.
Die nun entdeckten Wasseransammlungen haben eine Eigenschaft, die sie von allen bislang bekannten Seen tief unter dem Eis unterscheidet: Sie sind offenbar im Fluss, noch immer mit der Oberfläche verbunden und werden beständig mit neuem Schmelzwasser gefüllt. Im Gegensatz dazu liegen die knapp 400 bekannten Antarktis-Seen gut isoliert unter einer deutlich dickeren Eisschicht.
Ihre Radarmessungen wollen die Wissenschaftler fortsetzen. Sie vermuten, noch einige weitere Seen unter dem Gletschereis zu finden. Es gilt als wichtiger Faktor für den weltweiten Meeresspiegelanstieg. Groben Schätzungen zufolge könnte das Schmelz-wasser aller grönländischen Gletscher das Meeresniveau bis zum Jahr 2100 um etwa sechs bis 18 Zentimeter steigen lassen.
Quellen: Geophysical Research Letters/SpiegelOnline vom 02.12.2013
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