„Ich bin ein lächerlicher Mensch. Man hält mich nun sogar für einen Verrückten. Das würde eine Rangerhöhung sein, wenn ich nicht für die Leute immer noch ebenso lächerlich bliebe wie vorher.
Aber jetzt ärgere ich mich nicht mehr darüber; jetzt sind sie mir alle lieb, auch wenn sie über mich lachen – ja, dann sind sie mir eigentümlicherweise sogar besonders lieb. Ich würde selber mit ihnen lachen, nicht sowohl über mich als aus Liebe zu ihnen, wenn mir nicht bei ihrem Anblick so traurig ums Herz würde.
Traurig deswegen, weil sie die Wahrheit nicht kennen; ich aber kenne die Wahrheit. Ach, was für ein drückendes Gefühl ist es, der einzige zu sein, der die Wahrheit kennt!
Aber sie haben dafür kein Verständnis. Nein, sie haben dafür kein Verständnis.“
Als der gerade nach Sankt Petersburg zurückgekehrte Fedor M. Dostojewski diese Zeilen, der erste Absatz seiner im Untertitel „phantastisch“ genannten Erzählung „Traum eines lächerlichen Menschen“, im Jahre 1876 schrieb, hatte er bereits ein bewegtes Leben hinter sich.
1849 von der Petersburger Polizei verhaftet und nach achtmonatiger Festungshaft zum Tode verurteilt, begnadigte Nikolaus I. den durch die 48er Revolution beeinflussten Schriftsteller zu vier Jahren Sibirien – nach seiner Rückkehr schrieb er sein Werk.
Seine in fünf Kapitel gegliederte Erzählung publizierte Dostojewski zunächst in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Der Bürger“, bevor er sie zusammen mit weiteren Artikeln und kleineren Prosaarbeiten in die Sammlung „Tagebuch eines Schriftstellers“ aufnahm, die 1877/78 in Buchform erschien und ein großer Erfolg wurde.
Der Erzähler sieht keinen Sinn mehr im Leben und beschließt, ihm ein Ende zu machen. Ein kleines Mädchen, das ihn auf der Straße um Hilfe anfleht, wehrt er verärgert ab – doch eben diese Begebenheit hält ihn letztlich davon ab, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen. Wenn die Begegnung mit dem Kind noch Emotionen in ihm weckt, können noch nicht alle Verbindungen zum Leben durchschnitten sein.
Es ist Nacht. Ein Mann hat beschlossen, sich mit der Pistole, die er sich schon vor geraumer Zeit gekauft hat, umzubringen. Er hat, seit Monaten müde und demoralisiert von der Ablehnung seiner Umgebung, die ihn als lächerlichen Menschen empfindet, nur auf ein Zeichen gewartet. Das ist ihm in dieser Nacht in Form eines kleinen Sternes erschienen.
Doch noch bevor er seinen Plan umsetzen kann, umschlingen ihn Morpheus Arme. Er schläft ein. Im Traum wird er durch das All getragen und landet auf einem Planeten, der eine völlige Kopie der Erde darstellt. Auch die Menschen sind gleich – kennen jedoch keinerlei negative Gefühle wie Hass, Neid und ähnliches. Er lebt bei ihnen, und durch ihn lernen sie das Negative kennen.
„Sie wünschten nichts, und ihre Seelen waren ruhig; sie rangen nicht nach Erkenntnis des Lebens, wie wir es tun, denn ihr Leben war voll ausgefüllt. Aber ihr Wissen war tiefer und höher als bei unserer Wissenschaft.“
Er erwacht. Die Absicht, sein Leben zu beenden, ist vergessen. Er sucht das kleine Mädchen und zieht durch die Welt, dass man auf der Erde leben und dennoch glücklich sein kann.
Nicht die Ratio entscheidet über den Sinn des Lebens, sondern das Herz.
So wird aus dem potentiellen Selbstmörder ein unerschütterlicher Verkünder, nachdem er erkannt hat, dass das Leben höher steht als die Erkenntnis des Lebens: „Liebe die Menschheit wie dich selbst.“
Ein Traum wird wahr.
Hörbuch
http://www.youtube.com/watch?v=yZMjzRIR8uQ
Fjodor Michailowitsch Dostojewski * 30. Oktober(jul.) / 11. November 1821 (greg.) in Moskau; † 28. Januar (jul.) / 9. Februar 1881 (greg.) in Sankt Petersburg, gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann Dostojewski 1844; die bekanntesten Werke, darunter Schuld und Sühne, Der Idiot und Die Brüder Karamasow, entstanden jedoch erst in den 1860er und 1870er Jahren.
Dostojewski schrieb insgesamt elf Romane, drei Novellen und siebzehn Kurzgeschichten. Das Werk beschreibt die Verhältnisse im Russland des 19. Jahrhunderts, das sich politisch, sozial und spirituell in einem tiefgreifenden Umbruch befand.
Dostojewski wird als einer der großartigsten Psychologen der Weltliteratur betrachtet. Seine Bücher wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.
Quellen: PRAVDA TV/sn-herne.de/Wikipedia vom 04.11.2013
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Lob euch PRAVDA – Team!!!
Ein guter Artikel und mit wesentlicher Bilanzaussage!
Nämlich: “ Schaut um euch und ihr werdet sehen dass das kleine Kind auf der Strasse was euch anfleht, die Oma am Tankstop ARAL die mit dem Tanken nicht klarkommt und dich bittet, der Vogel, dem ihr auf der Strasse ausgewichen seid – all die Dinge sind Botschaften, welche nur der wahrzunehmen vermag der noch einen Draht zur nichtmateriellen Welt pflegt.“
Es lohnt, eigenständig zu bleiben und sich eben NICHT einwickeln zu lassen vom Zeitgeist. Der ist vergänglich. Das wesentliche aber bleibt.