Frappierende Ungleichheit verletzt nicht nur ein weit verbreitetes Gerechtigkeitsempfinden, sie hat auch die Krise vor fünf Jahren mitverursacht.
Fünf Jahre ist es her, seit in New York die US-Investmentbank Lehman Brothers Bankrott ging. Damals hat die Finanzkrise ihren ersten Höhepunkt erlebt. Dieser Tage erscheinen überall Berichte und Analysen über die Gründe, die zu dieser Krise geführt haben.
Heute ist eine weitere Ursache dieser Krise Thema. Eine, die vielleicht weniger einfach zu erkennen ist: Die massive, gewachsene Ungleichheit – ganz besonders in den Vereinigten Staaten. Die erste der beiden folgenden Grafiken zeigt die Entwicklung des Anteils der reichsten 10 Prozent an den Gesamteinkommen in den USA. Die Zweite macht klar, dass selbst unter den Reichsten die Einkommen immer ungleicher verteilt ist, sie zeigt die Entwicklung des Anteils des reichsten Hundertstels an den Gesamteinkommen. Quelle sind neuste Zahlen von Emmanuel Saez, der in diesem Thema zu den Topkapazitäten zählt:
Wie kann Ungleichheit zu ökonomischen Schwierigkeiten führen? Aus Sicht der klassischen Ökonomie ist das schwer verständlich, denn hier ist sie eine gute Sache – Motor des Fortschritts: Angetrieben wird er durch Anreize: Wer Besonderes leistet oder aussergewöhnliche Entdeckungen macht, kann damit besonderen Reichtum erlangen. Und von aussergewöhnlichen Leistungen und Erfindungen profitiert auch die Gesellschaft insgesamt.
Lassen wir hier einmal beiseite, dass es nicht immer besondere Leistungen sind, die Ungleichheit begründen, oft ist es einfach Glück. Auch die Herkunft aus einem reichen Land und von reichen Eltern hat nichts mit besonderen Leistungen zu tun. Möglich ist auch, dass die wachsende Ungleichheit das gezielte Ergebnis einer Politik ist. Zum Beispiel dann, wenn eine Elite an den Schalthebeln der Macht Monopole und weitere Pfründen sich und nahestehenden Kreisen zuschanzt.
Der Ungleichheit als Motor zur Entwicklung steht innerhalb der Ökonomie eine radikal andere Sichtweise gegenüber. Bei dieser stehen im Jargon der Zunft «negative Externalitäten» im Vordergrund: Wenn jemand sehr reich ist, beeinflusst dies den weniger wohlhabenden Nachbars und sein Verhalten in negativer Weise. Und dies ist der Schlüssel zum Verständnis, warum die stark gewachsene Ungleichheit die Krise mit verursacht hat.
Schon seit Jahrzehnten hat der Ökonom Robert H. Frank darauf hingewiesen, dass Menschen nicht nur um Geld und Güter Wettbewerb treiben, sondern auch um den Status. Anders als im «Homo Oeconomicus»-Modell der Mikroökonomie, wo jeder nur für sich allein den möglichst grössten Nutzen anstrebt, hängt die Zufriedenheit der Menschen sehr stark auch davon ab, was andere haben: Fühlen sich Menschen im relevanten Umfeld zurückgestellt, leiden sie.
Und wie viele Experimente unter anderem von Ernst Fehr, dem internationalen Ökonomiestar der Universität Zürich, gezeigt haben, nehmen Leute sogar erhebliche Nachteile in Kauf, um sich zu rächen, wenn sie sich zurückgesetz fühlen. Das widerspricht dem hergebrachten Bild des eigensinnigen Nutzenmaximierers fundamental, nicht aber der realen Erfahrung.
Was hat das mit der Finanzkrise zu tun: Das Verbindungsglied heisst « Expenditure Cascades» (Ausgaben-Kaskade). Der Begriff entstammt einer gleichnamigen Studie von Robert H. Frank und anderen.
Hinter Franks Ausgaben-Kaskade stehen die folgenden Überlegungen: Wer in einem Umfeld lebt, in dem sie oder er offensichtlich materiell schlechter gestellt ist, hält das schlecht aus. Man will einen ähnlichen Konsum demonstrieren: Kein deutlich kleineres Auto haben – oder je nach sozialem Umfeld – kein weniger ausgefeiltes Fahrrad, keine lausigeren Möbel, keine weniger coolen Kleider, keine weniger ausgefallenen Reisepläne.
Man will auch ein Mobiltelefon, ein Tablet und so weiter. Man braucht den Konsum nicht mehr nur um des Konsums willen, sondern zur Demonstration von Status. Einen Eindruck von der Konsumentwicklung vermittelt die persönliche Sparquote, die genau in den gleichen Jahren deutlich zurückgegangen ist, wie die oben gezeigte Ungleichheit zugenommen hat. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung dieser Quote, Quelle ist die Fred-Datenbank der Fed von St. Louis:
Die Konsum-Status-Vergleiche finden nur im relevanten sozialen Umfeld statt: «Diebe sind nicht neidisch auf Millionäre, sie sind neidisch auf andere Diebe, die mehr Beute machen als sie selbst». Mit diesem Zitat, das auf den Philosophen Bertrand Russel zurückgeht, hat Robert H. Frank in einem «New York Times Artikel» auf den Punkt gebracht, was das meint. In einer sehr ungleichen Gesellschaft wie den USA vergleicht sich die Mittelschicht nicht direkt mit der reichsten Oberschicht, denn das ist nicht ihr relevantes soziales Umfeld.
Hier kommt die Kaskade ins Spiel: Die etwas weniger Reichen als die Reichsten ver-gleichen sich mit jenen und versuchen mit Konsum nachzurüsten, die Nächstreichsten wiederum mit jenen, von denen sie sich konsummässig in den Schatten gestellt fühlen und so weiter bis zu jenen in den unteren Einkommensbereichen. Der Konsum steigt zuletzt über alle Schichten.
Doch dieses Konsumwachstum kostet Geld, das bei weniger Wohlhabenden schlicht fehlt. Was ist die Lösung? Genau: Verschuldung. Die massive Verschuldung der Privaten in den USA war mit ein Grund für die Finanzkrise.
Nebenbei: Ausgaben-Kaskaden sind wahrscheinlich auch das Erfolgsrezept der Luxus-güterindustrie. Warum kauft sonst jemand eine Uhr für Zehntausende von Franken und mehr, die keine genauere Zeit anzeigt, als ein Produkt für weniger als 100 Franken? Das Marketing zielt auch genau darauf ab. Hast Du das Ding am Arm, spielst Du in der gleichen Liga wie George Clooney oder Tiger Woods.
Mehrkonsum motiviert durch die Angst, beim Status abzufallen. Er lässt sich daher mit dem Wettrüsten vergleichen oder mit dem Nutzen eines Hamsters im Rad, wenn er eine Runde gedreht hat. Sobald andere weiter zulegen ist der geleistete Effort verpufft und es geht von vorne los. Konsum verliert in diesem Zusammenhang seine sonstige Eigenschaft, ein Bedürfnis zu befriedigen. Ein grösseres wirtschaftliches Gesamtprodukt ist unter diesen Umständen nicht mehr bloss Ausdruck einer grösseren Wohlfahrt.
Neben Robert Frank haben auch andere Ökonomen die Auswirkung der Ungleichheit auf das Ausgabenverhalten untersucht. Die Ausgaben-Kaskaden spiegeln sich in vielen Daten, auch nachdem diese auf andere mögliche Einflüsse und gängige andere Er-klärungsmuster geprüft wurden: So stand nicht nur das Spar- und Verschuldungsver-halten in einem deutlichen Zusammenhang mit der Zunahme der Ungleichheit, ebenso die vermeldeten Konkurse, die geleistete Mehrarbeit und sogar die Scheidungsrate. Die letzten beiden Punkte sind Ausdruck für den notwendigen Stress, um am status-getriebenen Konsum-Wettrüsten mithalten zu können.
Dass die Ungleichheit zur Finanzkrise beigetragen hat, heisst umgekehrt nicht, dass die anderen genannten Verdächtigen – wie die Exzesse im Finanzsektor – freigesprochen werden können. Wie schon Raghuram Rajan – jetzt ist er indischer Notenbankchef – in einem der besten Bücher zur Krise festgehalten hat, bot die Möglichkeit zur günstigen Verschuldung der Politik ein willkommenes Ventil, damit die Ungleichheit nicht zu einem gesellschaftlichen Problem geworden ist.
Die aus heutiger Sicht absurde Finanzakrobatik der Banken, mit der selbst die Risiken der Kredit- und vor allem der Hypothekenvergabe an weniger bemittelte Schuldner scheinbar zum Verschwinden gebracht werden konnte, wurde deshalb kaum hinterfragt. Das Wachstum stieg konsumgetrieben kräftig, Verschuldung war ein interessantes Geschäft, von dem scheinbar alle profitierten. Aber eben nur scheinbar, wie wir heute wissen.
Update:
Eben hat das Census Bureau, eine statistische Behörde der US-Regierung, die neusten Zahlen zur Einkommensentwicklung veröffentlicht. Hier der ganze Report. Die wichtigsten Folgerungen in Bezug auf unser Thema:
- Im Mittel (Median) sind die Einkommen in den USA real um 8,3 Prozent tiefer als im Jahr 2007, als die Krise begann.
- Die Reichsten konnten allerdings ihr Einkommen weiter steigern, während alle anderen verloren haben.
Wie schon bei der Bankenregulierung zeichnet sich auch bei dieser Krisenursache keine Entspannung ab.
Quellen: hartgeld.com/blog.tagesanzeiger.ch vom 18.09.2013
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Man da bin ich ja froh, das ich keiner „sozialen“ Schicht angehäre.
(Hatte schon als Kind keine sogenannten Freunde.)
So habe ich auch diesen psychologischen „Schwanzvergleich“ nicht nötig, und somit auch (Bis auf die Lebensschulden die jeder hat von Geburt an Danke Regierung…) keine Kreditschulden, weil ich das geiler was auch immer brauche.
*freu*