Die grundlegenden Werke Erich Fromms über die menschliche Destruktivität sowie seine Schriften über die Revolution der Hoffnung, über Haben und Sein, haben weltweit für Aufmerksamkeit und Diskussion gesorgt.
Fromm ist ein Grenzgänger. Er hat keine Schule gegründet und keine Schüler hinterlassen, sondern sich an eine interessierte Leser- und Zuhörerschaft gewendet.
Sein Thema ist der Mensch, ist das Leben: das ist „immerwährendes Geboren werden. Hört die Geburt auf, hört das Leben auf. Tragisch ist, dass viele sterben, ehe sie geboren wurden.“ Der wesentliche Begriff in Fromms Denken ist die „Biophilie“, die Liebe zum Leben, die er allerdings in einer Gesellschaft, die für eine gesunde Wirtschaft den Preis kranker Menschen zu zahlen bereit ist, zutiefst bedroht sieht. Die Liebe zum Leben macht ihn zum unbequemen Mahner.
Ein Symptom, ein Defekt unserer Gesellschaft, der tödlich enden kann. „Mehr und mehr tun wir nur das, was einen Zweck hat, wobei etwas herauskommt…Geld, Ruhm, Beförderung…die Liebe hat ja auch keinen Zweck…“
Die Symbiose entsteht in der Verbindung von Tun und Zweck, denn die Liebe ist das Sein.
Dass die Menschen Liebe vergessen haben, erkennt man ganz deutlich daran, wie sie “Liebe” definieren. Bei einem Blick ins Lexikon (Brockhaus von 1987) findet man unter dem Stichwort “Liebe” die “personenbezogene Liebe” (Geschlechtsliebe, verwandt-schaftliche Liebe, Liebe zu Eltern, Geschwistern und Kindern); die “ohne bewusste sexuelle Akzente auf Einfühlung und Zuneigung beruhende Liebe = Sympathie” (zum Stamm, Volk, zur Menschheit = soziale, humane Liebe, Nächstenliebe); die “gegen-standsbezogene Liebe” (zu Dingen und Werten; “im religiösen Bereich gipfelt diese Liebe in die Gottesliebe”).
So etwas kann nur jemand schreiben, der die wahre Liebe nicht spürt.
Liebe ist nicht lau, nicht kühl – Dein Herz glüht! Aber die Glut ist nicht verzehrend, sondern heilend – nicht ausschließlich, sondern allumfassend. Liebe wird nie enttäuscht, weil sie nichts erwartet – kennt kein Leid, keine Schmerzen.
Liebe ist rein und ungeteilt, teilt nicht und wertet nicht, erwartet nichts und fordert nichts – SIE IST.
Hörbuch
http://www.youtube.com/watch?v=A_HaXwPyy7U
Quellen: PRAVDA TV/Erich Fromm/dradio.de vom 05.09.2013
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Wenn ich selbst aber der eine bin, den ich wirklich liebe, liebe, liebe ohne jede Bedingung, absolut und vollkommen, dann liebe ich auch absolut und vollkommen alles, was ist, grenzüberschreitend, weil es keine Grenzen mehr gibt.
Die Liebe, die erste Liebe, bei der uns das Herz in der Brust wie ein panischer Vogel in frischer Gefangenschaft flattert, die Liebe, die uns miteinander ins Bett treibt, die sozusagen auf dem Laken beginnt und dort auch wieder aufhört, ist keine Liebe, sondern die Hoffnung, sie endlich zu erfahren. Wir brauchen von außen den Zuspruch liebenswert und überhaupt irgendwie wert- und sinnvoll zu sein, damit wir das für eine Sekunde lang glauben können; wehe aber, der Zuspruch hört irgendwann einmal für einen Wimpernschlag lang auf, schon stürzen wir in die tiefste Betrübnis und „wissen“, was wir schon immer „wussten“, nämlich nicht liebenswert zu sein. Darauf erfolgt dann ein Spektrum an Reaktionen, die die Lehrbücher der Psychologie, Psychopathologie und Kriminologie füllen können und das auch tun. Vergessen wir das und versuchen wir, uns erst dann auf ein Laken zu legen und Kinder zu zeugen, wenn wir keine liebesbedürftigen Kinder mehr sind. Erst dann, wenn wir die Liebe nicht mehr suchen, weil wir sie schon geworden sind, erst dann ist es Zeit, an Kinder zu denken.