Japan stuft Schweregrad von Fukushima-Leck hoch

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Das Leck an der Atomruine wurde auf Gefahrenstufe 3 angehoben – Vorwürfe an Tepco, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren.

Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA hat den Schweregrad des radioaktiven Lecks am Unglücksreaktor Fukushima hochgestuft. Auf der internationalen Störfall-Skala Ines werde er nun mit Stufe drei von sieben bewertet, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Dies entspricht einem „ernsthaften Zwischenfall“. Es ist das erste Mal seit der Kern-schmelze nach dem Erdbeben und Tsunami im März 2011, dass Japan eine derartige Warnung ausgibt.

Die Katastrophe von Fukushima hatte damals mit sieben die höchstmögliche Stufe auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse Ines erhalten. Es war die schwerste Atom-Katastrophe seit dem Unfall im ukrainischen AKW Tschernobyl 1986.

Ernster Störfall

In der vergangenen Woche hatte die japanische Atomaufsicht das Leck an der Nuklear-anlage auf Stufe drei der bis sieben reichenden internationalen Skala für Atomunfälle eingeordnet, was einem „ernsten Störfall“ entspricht. Aus Tanks waren rund 300 Tonnen Wasser ausgelaufen, die radioaktiv verseucht waren.

Angaben des Betreibers Tepco aus der vergangenen Woche zufolge sind bereits 300 Tonnen hochradioaktives Wasser aus einem Lagertank ausgelaufen. Bisher ist unklar, seit wann das Leck besteht. Tepco bezeichnet es als möglich, dass kontaminiertes Wasser in den Pazifischen Ozean gelangt ist.

„Ich glaube, die verstehen die Skala nicht“

Am Mittwoch teilte der Vorsitzende der Atomaufsicht, Shinichi Tanaka, mit, die Behörde habe die vorläufige Einstufung des Vorfalls in Stufe drei bestätigt. „Einige ausländische Medien haben berichtet, die Lage sei ernst, nur weil Stufe drei bekannt gegeben wurde“, kritisierte er. „Ich glaube, die verstehen die Skala nicht richtig.“

Der Behördenchef räumte zugleich ein, dass das Ausmaß des Zwischenfalls in Fukushima weiterhin unklar sei. „Wir kennen die Lage nicht genau. Wir wissen nicht, wie viel Wasser ausgetreten ist, wie radioaktiv es war oder wohin es geflossen ist.“

Steuergelder zur Unterstützung

Bereits am Montag hatte die japanische Regierung angekündigt, Tepco mit Steuergeldern beim Kampf gegen atomar verseuchtes Wasser zu helfen. Nun ist das Industrie-ministerium angewiesen, entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten. Im japanischen Haushalt sind für Naturkatastrophen und andere Notfälle umgerechnet 2,6 Milliarden Euro zurückgestellt.

Tepco steht wegen seines Krisenmanagements während und nach der Fukushima-Katastrophe heftig in der Kritik. Das Ausmaß der Katastrophe sei vertuscht und die Öffentlichkeit nur häppchenweise informiert worden. Die Internationale Atomenergie-behörde (IAEA) mit Sitz in Wien wirft der japanischen Atomaufsicht vor, mit Angaben zu den jüngsten Ereignissen im Unglücksreaktor Fukushima Verwirrung zu stiften. In einem Schreiben an die japanische Behörde, das diese am Mittwoch selbst öffentlich machte, kritisierte die IAEA, dass das Austreten von 300 Tonnen radioaktiven Wassers auf der internationalen Skala INES eingestuft wurde.

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Kommunikationsplan gefordert

Ähnliche Vorkommnisse in der Vergangenheit seien nicht mit einer INES-Einstufung bedacht worden, hieß es in dem Brief. Die Atomaufsicht solle ihren Sinneswandel öffentlich erklären, forderte die IAEA.

In Zukunft sei es außerdem sinnvoll, „die Bedeutung solcher Ereignisse in Bezug auf die Sicherheit“ anhand eines Kommunikationsplans zu erläutern, anstatt die INES-Einstufung zu nutzen, empfahl die IAEA. „So könnte vermieden werden, verwirrende Botschaften an die Medien und die Öffentlichkeit zu senden.“

Fukushima-Betreiber fürchtet Ausbreitung des radioaktiven Wassers

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Der Betreiber des AKW Fukushima Daiichi vermutet, das aus dem bereits bekannten Leckbehälter geflossene Wasser könnte sich auch in die entgegengesetzte Richtung ausgebreitet haben.

Zu diesem Schluss sei man gelangt, da Arbeiter am vergangenen Donnerstag auch auf der Südseite an einem offenen Ventil nun Werte von 16 Millisievert pro Stunde gemessen hätten.

Auch wenn dort offenbar keine Flüssigkeit nachgewiesen wurde, fürchtet Tepco, dass auch dort kontaminiertes Wasser ausgetreten sein könnte und hat angeordnet, in einem größeren Bereich die Erdschichten abzutragen, da das Wasser im Erdboden versickert sein könnte.

Über das mögliche Ausmaß konnte das Unternehmen nach Meldung der NHK keine Angaben machen – wie immer.

Große Fukushima-Klagewelle in Westjapan

Mehrere Personen, die bei Ausbruch der Fukushima-Katastrophe bis in die Region Kansai geflohen waren, planen für den 17. September eine gemeinsame Klage vor einem Gericht in Osaka. Das gaben ihre Rechtsanwälte am Montag bekannt.

Aufgrund der psychischen Belastung, des Auseinanderbrechens persönlicher Beziehungen und materieller Verluste verlangen sie von der Regierung in Tokyo und dem AKW-Betreiber eine finanzielle Entschädigung von jeweils 15 Millionen Yen (EUR 115.500).

Als Begründung führen sie an, bereits 2002 habe eine Untersuchung der Regierung die Möglichkeit schwerer Erdbeben nahe des AKW Fukushima gezeigt und die Regierung habe Tepco nicht ausreichend dazu gedrängt, die Katastrophenschutzmaßnahmen der Anlage zu überarbeiten. Dies ist auch einer der Klagepunkte gegen den Atomkonzern.

Unabhängig von dieser Klage werden möglicherweise bereits im kommenden Monat, weitere Personen, die in die Präfektur Hyogo flohen, Klage vor dem Gericht in Kobe einreichen, während für den 17. September eine Gruppe von 31 Flüchtlingen, die jetzt in der Präfektur Kyoto leben, dort eine vergleichbare Klage über fünf Millionen Yen pro Person folgen lassen.

Insgesamt werden somit etwa 140 Kläger ihre Forderungen vor Gerichten im Westen Japans geltend machen. Die Gesamtklagesumme aller Verhandlungen beläuft sich auf schätzungsweise eine Milliarde Yen (EUR 7.7 Mio.). Es handelt sich um die ersten Entschädigungsklagen dieser Art in der Region Kansai. Im Osten Japans, etwa in Tokyo, klagen bereits 1.650 Flüchtlinge.

Quellen: PRAVDA-TV/derstandard.at/spreadnews.de vom 29.08.2013

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