Beim Betanken eines Kraftwerks fließen mehr als 100 Tonnen Öl ins Mittelmeer. Eines der letzten unverbauten Strandgebiete ist gefährdet.
Ein Ölteppich vor der Küste Nordzyperns bedroht seltene Schildkrötenarten – und eines der letzten unverbauten Strandgebiete Europas am Mittelmeer. Bei der Betankung des Kraftwerks Kalecik (Griechisch: Gastria) durch einen türkischen Tanker waren bereits am vergangenen Dienstag mehr als 100 Tonnen Schweröl ausgeflossen. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt.
Inzwischen hat sich nach Angaben des nordzypriotischen Umweltministers Mehmet Harmanci ein sieben Kilometer langer Ölteppich vor der Küste gebildet. Es werde Monate dauern, um das Öl zu bergen. Die Behörden bemühen sich mit Ölsperren und Lösungsmitteln, eine Katastrophe zu verhindern. Bedroht sind nach Angaben aus Nordzypern auch von Touristen frequentierte Strände.
Das Kraftwerk liegt nur einige Kilometer westlich von den einsamen Stränden der Karpas-Halbinsel. Dort schlüpfen ausgerechnet im Juli und August die Meeresschild-kröten aus den Gelegen, die die Muttertiere im Sand vergraben. Ökologen bemühen sich seit einigen Jahren um den Schutz der seltenen Tiere. Sie bauen Drahtgitter am Strand auf, um die geschützte Chelonia mydas – besser bekannt als Suppenschildkröte – sowie die Unechte Karettschildkröte vor Fressfeinden zu retten.
Ein mühsames Unterfangen: Von etwa 1.000 Eiern überlebt nur eine einzige Schildkröte. Die Tiere schlüpfen meist in der Nacht und bohren sich durch den lockeren Sand an die Oberfläche. Dann beginnt ein Wettrennen um den Tod gegen Füchse, Vögel und andere Tiere zum nahen Meer. Sollte das Öl die Strandregion erreichen, wäre die Arbeit der Umweltschützer vernichtet.
Überforderte Behörden
Die Behörden des international nicht anerkannten Nordzypern sind mit dem Öldesaster zudem offenbar überfordert. Inzwischen erreichten Experten aus der Türkei das Un-glücksgebiet. Ihr Gerät war aber am Samstag noch nicht vor Ort eingetroffen. Die griechisch dominierte Republik Zypern im Süden erklärte sich zur Hilfe bereit.
Tatsächlich baten die nordzypriotischen Behörden zwar zunächst um Unterstützung, die auf Zypern stationierte UN-Friedenstruppe erklärte sich zum Transport von Spezial-geräten bereit.
Später zog die zyperntürkische Seite ihren Antrag aber zurück. Der Chef der zypern-griechischen Fischereibehörde Loizos Loizides sagte, Nordzypern habe das Gebiet um das Kraftwerk für Besucher aus dem Süden abgesperrt. Am Samstag verlangte die zypern-griechische Regierungspartei Disy ein Eingreifen der EU-Kommission. Nordzypern zählt zwar formal zur Union, gilt aber völkerrechtlich als nicht existenter Staat.
Es ist nicht das erste Ölleck, das an dem Kraftwerk auftrat, mit dem weite Teile Nord-zyperns mit Strom versorgt werden. Bereits am 12. März und am 1. Juli kam es dort zu Zwischenfällen, sagen die zyperntürkischen Behörden. Strände im griechischen Teil der Insel und an der Nordküste Zyperns sind nach offiziellen Angaben derzeit nicht von dem Ölunglück bedroht.
Quellen: dpa/taz.de vom 22.07.2013
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