Schlechte Bezahlung, unwürdige Unterkünfte, Erniedrigung und Erpressung: Was sich in Schlachthöfen abspielt, ist für viele Kritiker mehr als Ausbeutung. Die Rede ist von Menschenhandel und organisierter Kriminalität.
Die Frau, sie mag Ende dreißig sein, kam aus einem Dorf in Rumänien nach Deutschland, um neu anzufangen. Sie arbeitete in der Verpackung eines Schlachthofs in Norddeut-schland am Band. Ihr Arbeitgeber war eine spanische Firma mit rumänischer Geschäfts-führerin, die einen Werksvertrag mit der norddeutschen Fleischfirma abgeschlossen hatte. Und der Eigentümer der spanischen Klitsche war ein Deutscher, gegen den inzwischen die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt.
Mit drei anderen Frauen hauste die Rumänin für viel Geld in einem Zimmer. Ein Lands-mann hatte als Vorarbeiter das Kommando. Sie arbeitete, wie auch die anderen Frauen, auf Abruf. Auch nachts. Als sie mal Urlaub machen wollte, wurde sie gefeuert. Sie ging zum rumänischen Vorgesetzten, um ihre Papiere fürs Arbeitsamt abzuholen, doch der weigerte sich zunächst. Sie drohte mit einem Anwalt.
„Hast du keine Angst, zum Anwalt zu gehen?“ warnte der Vorgesetzte. „Weil es kann dir passieren, dass du über die Straße gehst und ein Auto dich überfährt.“ Auch könne sie leicht im Graben landen, „der Kopf zwei Meter weiter“ und ein Bein „sonst wo“. – „Nein, ich habe keine Angst“. Er: „Das gilt sogar in Rumänien. Du weißt nicht, ob dein Kind über die Straße geht und ein Auto es vielleicht überfährt.“ So stellt man sich eigentlich Dialoge mit der Mafia vor oder mit anderen schweren Jungs – nur nicht am Arbeitsplatz.
Drecksarbeit international operierender Werkvertragsfirmen
Der Wortwechsel zwischen Sklavin und Chef ist Teil eines Films über „Lohnsklaven in Deutschland“. Die Autoren, Marius Meyer und Michael Nieberg, haben mit verdeckter Kamera in Rumänien Arbeitsvermittler gefilmt, die viel versprechen. Und dann haben sie versucht, die Drecksarbeit international operierender Werkvertragsfirmen nachzu-zeichnen.
Der in solchen Zusammenhängen gern verwendete Begriff von der „Ausbeutung“ umschreibt die Lage ungenau, weil er angesichts des tatsächlichen Elends irgendwie abgenutzt wirkt: „Das ist Menschenhandel, das ist Organisierte Kriminalität“, sagt Matthias Brümmer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in der Fleischregion Oldenburg, im Gespräch mit der SZ.
Im TV-Film fahren dunkle Limousinen vor, und die Männer, die aussteigen, sehen wie dunkle Männer in Kinofilmen aus. Sie tragen Koffer mit Bargeld. Billiglöhner bekommen für 150 Stunden Arbeit vielleicht 600 Euro, und wer krank wird, soll gehen.
Seltsam gewundene Antworten
Menschenunwürdig sind manchmal auch die Unterkünfte. Viele Arbeiter hausen in abbruchreifen Häusern, Vermieter verdienen am Sklavenhandel mit. Neuerdings werden von Werkvertragsfirmen auch spanische Arbeiter angeworben, die mehr Lohn als etwa die Rumänen bekommen, aber bis zu 400 Euro für ein Bett zahlen und auch dem Ver-mittler daheim Geld geben müssen.
„Raffinierter, schlimmer Menschenhandel“
Meist wollen die Fleischarbeiter bleiben. Saisonarbeiter, die zur Erdbeerernte kommen, zum Spargelstechen oder zur Weinernte haben es beim Bauern meist besser. Und sie fahren nach ein paar Wochen wieder nach Hause. Wenn die Fleischfabrikanten Fragen zur Entlohnung der Arbeiter oder zu deren Wohnungen beantworten sollen, fallen die Antworten seltsam gewunden aus: „Mit uns vertraglich verbundene Werksunternehmen sind selbständige Unternehmen, auf deren Geschäftsbereich wir keinen Einfluss haben“, schreibt ein Anwalt im Auftrag eines norddeutschen Fleischunternehmens. Ansonsten sei man „Verfechter eines bundesweiten Mindestlohns“.
Überdies seien die „Werkvertragsunternehmen gehalten, ihre Mitarbeiter ordnungs-gemäß unterzubringen. Soweit uns die Unterbringungsorte bekannt sind, behalten wir uns vor, Überprüfungen durch unabhängige Personen vornehmen zu lassen“. Zu „Detailinformationen können wir schon aus Gründen der gebotenen Vertraulichkeit“ keine Auskunft erteilen, „da sie Personen und Vertragsverhältnisse betreffen“. Von „Missständen“ sei allerdings nichts bekannt.
Die Namen der vielen Akteure tun eigentlich wenig zur Sache. Bei dem Fleisch-Sklavenhandel geht es längst nicht um Einzelfälle, sondern um ein seit vielen Jahren bestehendes System, das von der Öffentlichkeit manchmal mit Erstaunen und dann wieder mit bleierner Gelassenheit hingenommen wird. „Der Menschenhandel in dieser Branche wird immer raffinierter und immer schlimmer“, sagt der Gewerkschafter Brümmer. Auch Bordellbetreiber gehören zu den Akteuren der Leiharbeiter-Mafia.
„Der Umfang illegaler Tätigkeiten und deren Selbstverständlichkeit sind erschreckend. Das Gewerbe scheint von diesen Straftaten durchdrungen zu sein“, hat die Düsseldorfer Richterin Brigitte Koppenhöfer im Dezember 2010 über die Arbeit auf deutschen Schlachthöfen mal gesagt.
Die 14. Große Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichts hatte acht Angeklagte zu Strafen zwischen fünfeinhalb Jahren Haft und Bewährung verurteilt. Die Arbeiter-Verleiher hatten rund tausend meist rumänische Leiharbeiter, die gegenüber den Finanzämtern als Selbständige mit Werkverträgen geführt wurden, in Schlachthöfe geschickt und den Fiskus sowie Sozialversicherungen um 15 Millionen Euro geprellt. Fast jedes Jahr gibt es ein neues Großverfahren.
Es geht ums Geld
Als die Dreharbeiten zu dem NDR-Film noch liefen, suchte die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Mitte Mai dieses Jahres nach mehr als zweijähriger Vorbereitung Büros und Privatwohnungen von 22 Beschuldigten an 90 Orten heim.
Die von einem Staatsanwalt geleitete Ermittlungskommission „Karo“, die aus Zoll-fahndern, Steuerfahndern und Kriminalbeamten besteht, untersucht ein Geflecht von mehr als zwei Dutzend Unternehmen und Subunternehmen, die in mehr als zwölf deutschen Schlachthöfen von Rheinland-Pfalz bis Norddeutschland Polen und Rumänen, für die es keine sogenannte Entsendungsgenehmigung gab, untergebracht hatten.
Es geht auch in diesem aufwendigen Verfahren nicht um Lohndumping, nicht um Sklavenhälterei und unmenschliche Arbeitsbedingungen, sondern wieder mal um den Verdacht der Vorenthaltung von Sozialversicherungsabgaben und der Hinterziehung von Umsatzsteuern und Lohnsteuerbeträgen in Millionenhöhe.
Es geht in Deutschland nur ums Geld und nicht um Menschen.
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Die Story im Ersten „Lohnsklaven in Deutschland“, Montag, 24. 6. um 22.45 Uhr bis 23.30 Uhr.
Quellen: PRAVDA-TV/dpa/sueddeutsche.de vom 24.06.2013
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…….niemand sollte uns Deutschen dieses vorwerfen. Erklärte doch Ex-Kanzler H.Schmidt Menschenrechte seien irgendwie unnötig ( oder so ähnlich ). Unser jetziger Kanzler , –äh -Kanzlerin, hat schon vor langem erkannt dass wir ( Deutsche ) kein Anrecht auf Demokratie und Marktwirtschaft haben.
Ausserdem,- wer kennt sich mit Lohnsklaven besser aus als wir. OK, andere sind auch nicht schlecht, aber wir waren so etwa vor 70 Jahren Marktführer. Vielleicht schaffen wir das in der EUdSSR wieder.
Ausserdem-, dies bitte nicht unseren Politikern vorwerfen. Die haben besseres zu tun! Nämlich anderen Nationen Vorhaltungen zu machen, den Klimawandel zu besabbeln und unser deutsches Bürgervermögen in das Leck der EURO-Titanic zu stopfen. –Was ist eigentlich aus der Titanic geworden?–
Ich könnte mich erbrechen,- aber im Strahl………….
…..wer kennt sich mit Lohnsklaven besser aus als wir…..
Die Politik ist ja noch Stolz darauf, das wir den Niedriglohnsektor so konsequent ausgebaut haben. Eigentlich ein Schlag in die Fresse der Menschen, welche sich solche Dreistigkeit gefallen lassen. Die Verarmung und Versklavung der Bevölkerung ist ja kein zufälliges Produkt der „sogenannten“ Märkte, sondern eine vorsätzlich, und bewusst herbeigeführte Situation.
Volkwirtschaftlich ist dies eh der absolute Nonsens, da man so den Geld- und Steuerkreislauf ad absurdum führt.
Und das ist erst der Anfang von dem bösen Spiel, was da getrieben wird. Jeder der noch glaubt, das die Politik fürs Volk gemacht wird, sollte Seine Wahrnehmung ernsthaft überprüfen und der bitteren Realität ins Auge schauen.
Ich wundere mich eigentlich immer wieder das ich überhaupt noch Kommentiere, denn mir fehlen eigentlich schon lange die Worte für dieses boshafte Treiben, was sich Politik nennt. Wobei letzlich die Lethargie und Müssigkeit der Bevölkerung solches Verhalten der „Obrigkeit“ ermöglicht, leider.
Heil und Licht Euch Allen
Deshalb sind Grenzen und vernünftige Zölle nötig und kein int. Handel mit Menschlichen Arbeitskräften oder aus Sklavenländern hergestellte Billigprodukte.
Grenzen und Zölle schützen den einheimischen Arbeitsmarkt,schützen die einheimische Wirtschaft
und verhindern eine Abhängigkeit vom Weltmarkt.
z.B. Ein Land dass keine Kleiderindustrie oder kaum noch eigene Nahrungsindustrie mehr hat macht sich abhängig!
Die Preise werden dann zwar steigen aber eine nachhaltige Wirtschaft besteht eben aus Geben und Nehmen und nicht aus ausbeuten!
Nieder mit der internationalen Gier-Globalisierung zurück zur nationalen Unabhängigkeit!