Umstrittenes Geschäft: Volksbanken stoppen Spekulation mit Nahrungsmitteln

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Es ist ein starkes Signal gegen die Spekulation mit Agrarrohstoffen: Die DZ Bank, Dachorganisation von 900 Volks- und Raiffeisenbanken, trennt sich vom umstrittenen Geschäft mit Nahrungsmitteln. Die Banker fordern eine strengere Regulierung und stellen sich damit gegen die eigene Branche.

Die DZ Bank tritt öffentlich kaum in Erscheinung. Dabei handelt es sich bei dem Unternehmen um das viertgrößte Geldhaus der Republik – nach Deutscher Bank, Commerzbank und KfW. Die DZ Bank fungiert als Zentralinstitut für mehr als 900 Volks- und Raiffeisenbanken, ihre Bilanzsumme beträgt rund 407 Milliarden Euro.

Nun macht das Geldhaus doch mal von sich reden – mit einer brisanten Entscheidung: Die DZ-Bank-Gruppe und ihre Tochtergesellschaft Union Investment ziehen sich komplett aus dem Geschäft mit Nahrungsmittelspekulation zurück. Das bestätigte die Bank der Verbraucherorganisation Foodwatch in einem Brief, der SPIEGEL ONLINE vorliegt. In dem Schreiben spricht sich Vorstand Lars Hille außerdem für eine strengere Regulierung der Agrarrohstoffmärkte aus.

Foodwatch-Chef Thilo Bode bezeichnete die Entscheidung als vorbildlich. „Der Ent-schluss beweist gesellschaftliche Verantwortung. Eine Kontrolle des Handelsvolumens, wie sie die DZ Bank fordert, ist die Grundvoraussetzung, um exzessive Spekulation und damit Hungerkrisen zu verhindern.“ Daran sollten sich andere Institute ein Beispiel nehmen. Stattdessen würden diese die notwendige Regulierung der Finanzmärkte mit allen Mitteln hintertreiben.

Der Ausstieg der DZ Bank zeigt: Unter den deutschen Finanzriesen herrschen offen-kundige große Differenzen, wie mit dem umstrittenen Geschäft mit Nahrungsmittel-spekulation umzugehen ist. Zuvor hatten bereits die Commerzbank und mehrere Landesbanken erklärt, aus der Nahrungsmittelspekulation auszusteigen. Die Top-Player Deutsche Bank und Allianz halten hingegen daran fest.

Ihre Haltung: Es sei wissenschaftlich nicht belegt, dass die Spekulation den Hunger in der Welt verschärfe.

Der Bank scheint das Risiko zu groß zu sein

Organisationen wie Foodwatch halten das für vorgeschoben – und verweisen auf Studien, die belegen, dass die Spekulationen zu Preisblasen führen. Der DZ Bank schien das Risiko jedenfalls zu groß zu sein. Das Institut hatte zwar im Januar bereits angekündigt, solche Derivate „bis auf weiteres“ nicht mehr aktiv zu vertreiben. Dies wurde allerdings sehr zurückhaltend kommuniziert – mit der Folge, dass der Schritt öffentlich kaum wahr-genommen wurde.

Im Brief an Foodwatch wird Vorstandsmitglied Hille nun deutlicher: Die Bank habe bei der Entscheidung berücksichtigt, dass es „derzeit keine Nachfrage nach solchen Produkten“ gebe. Man begrüße „zugleich ausdrücklich“, dass die Folgen der Spekulation derzeit wissenschaftlich intensiv geprüft werden.

Stichwortartig führt der Banker in dem Schreiben dann alle konkreten Maßnahmen auf: So lasse die Bank Wertpapiere auf Basis von Agrarrohstoffen 2013 auslaufen. Nachfolge-produkte würden nicht emittiert, auch würden keine Agrarderivate anderer Banken gekauft. Auch für die Fonds von Union Investment gelte ein absoluter Verzicht von Produkten, die Agrarrohstoffpreise abbilden.

Plädoyer für strengere Regulierung

Im zweiten Teil des Briefs spricht sich Hille für eine strengere politische Regulierung der Finanzmärkte aus. Die Bank plädiere „für eine Kontrolle des Transaktionsvolumens, vor allem durch die Einführung wirksamer Positionslimits an Börsen oder zentralen Clearing-Plattformen“.

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Im Klartext heißt das: Der Anteil von Spekulanten wie Hedgefonds soll begrenzt werden – auch und gerade im außerbörslichen Schattenhandel, dem sogenannten Over-the-counter-Geschäft (OTC). Bis Anfang des Jahrhunderts gab es solche Limits bereits. Doch im Zuge der Deregulierung wurden sie aufgehoben. Seitdem ist der Anteil der Spekulanten auf den Rohstoffmärkten von 30 auf 80 Prozent gestiegen.

Ende Juni wollen die europäischen Staats- und Regierungschefs eine Reform beschließen, die solche Positionslimits vorsieht. Die Finanzbranche habe es aber geschafft, in dem Entwurf zahlreiche Schlupflöcher unterzubringen, kritisiert Thilo Bode: „Damit werden die Grenzen für Spekulanten praktisch neutralisiert.“ Bemerkenswert sei, dass sich die DZ Bank hier offenbar gegen die Meinung ihrer Branche stelle.

Quellen: dpa/SpiegelOnline vom 27.05.2013

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