Die Kopenhagener essen, trinken und rauchen nicht nur auf dem Fahrrad, sie tippen dabei auch kühn auf ihren Mobiltelefonen herum. Ließe es sich irgendwie bewerkstelligen, würden sie sich wahrscheinlich auch auf den „cyklerne“ lieben.
Zehn Fakten über das fahrradverliebte København:
I. In Kopenhagen gibt es mehr Fahrräder als Menschen
Behauptet zumindest die offizielle Website Dänemarks. Auf 1,9 Millionen Zweiräder in der Hauptstadtregion beläuft sich die Schätzung, knapp über 1,7 Millionen Menschen leben dort.
II. Zwei von drei Parlamentariern fahren mit dem Rad ins Folketinget
36 Prozent der Menschen, die im Großraum Kopenhagen arbeiten, eine Uni oder Schule besuchen, fahren regelmäßig mit dem Rad dorthin. Innerhalb der Stadtgrenzen sind es 50 Prozent. Und von den dänischen Abgeordneten sollen sogar zwei Drittel mit dem Rad ins Folketinget, das im Schloss Christiansborg untergebrachte Parlament, fahren. In Wien liegt dieser Wert bei sechs Prozent. Der gesamte, nicht jener der Nationalräte.
III. Es gibt eine Stadtplanungsstrategie namens „Kopenhagenisierung“
Wenn Städte ihre Verkehrsplanung auf Fahrräder ausrichten und die Lebensqualität in den Zentren verbessern wollen, wird dafür häufig die vom dänischen Architekten Jan Gehl geprägte Wortschöpfung „Copenhagenization“ verwendet. Einer breiteren Öffen-tlichkeit wurde der Begriff durch den gleichnamigen Blog des Filmemachers Mikael Colville-Andersen bekannt. Kopenhagen selbst will sich noch weiter kopenhagenisieren und bis 2025 die erste CO2-neutrale Stadt der Welt werden.
IV. Kopenhagen war die erste Bike City der Welt
Der im Jahr 1900 gegründete Weltradsportverband UCI (Union Cycliste Internationale) führte Kopenhagen zuliebe die Ehrung „Bike City“ ein. 2007 wurde es als weltweit erste Stadt zur solchen gekürt, seit 2011 gibt es mit Melbourne auch eine zweite. Die Radstreifen in der australischen Metropole heißen übrigens „Copenhagen Lanes“.
V. Der wichtigste Grund für die Fahrradnutzung ist den Kopenhagenern die Geschwindigkeit
55 Prozent sagen, sie kämen so am schnellsten ans Ziel. Befragt, was ihnen am besten am Radfahren gefällt, sagen die meisten: Es fühlt sich gut an.
VI. Mit jedem neuen Radweg steigt dort die Zahl der Radunfälle
Machen Radstreifen eine Straße gefährlicher für Radler? Laut einer Studie aus Kopenhagen registrierten die Krankenhäuser einen Anstieg von Radfahrern, die an diesen Straßenabschnitten verunfallt waren. Das ist allerdings leicht erklärt: Weil die Radler vor der Eröffnung eines neuen Radwegs eher alternative Routen wählten, wurde der betroffene Abschnitt nur von den ganz Tollkühnen genutzt. Die Unfälle wurden also nicht mehr, sondern verlagerten sich nur von den vorher frequentierten Ausweichrouten auf die Radwege. Insgesamt aber nahm die Zahl an schweren Radunfällen bei steigender Nutzung sogar deutlich ab: von 252 im Jahr 1996 auf 92 im Jahr 2010.
VII. In Kopenhagen gibt es kein städtisches Leihradsystem (mehr)
Kopenhagen führte 1995 als eine der ersten Städte der Welt ein Leihradsystem im großen Stil ein. Die Verfügbarkeit der Gratisräder galt lange Zeit als Mitgrund für den Ruf Kopenhagens als Radlerparadies und als Vorbild für ähnliche Einrichtungen in anderen Städten. Auf 2.500 Räder war das Kontingent angewachsen, ehe das Programm 2012 aufgegeben wurde. Das für 2013 geplante Nachfolgesystem segnete die Stadtregierung wegen Budgetkürzungen allerdings nie ab. Es hagelte Kritik.
VIII. Das Rad ist in Kopenhagen das Gütertransportmittel erster Wahl
Zumindest für die Postler. Die Briefträger der Stadt sind fast ausschließlich auf drei-spurigen Lastenrädern unterwegs. Was für zerbrechliche Pakete gut genug ist, soll auch für den Nachwuchs reichen: Ein Viertel der Familien mit zumindest zwei Kindern besitzt ein Cargo-Bike zum Transport der Bälger. 2011 sorgte ein Beförderungsmodell für Kinder in spe für Aufsehen: Eine Samenbank ließ ein Transportfahrrad einzelanfertigen, um darauf Spermaspenden in Kühlkanistern zu transportieren.
IX. 20.000 Fahrräder werden jedes Jahr in Kopenhagen gestohlen
Rund ein Viertel der Raddiebstähle in Dänemark passieren demnach in der Hauptstadt. Während das die rechtmäßígen Eigentümer weniger freut, kümmern sich die Besitzer weiterer 13.000 Räder nicht um den Verbleib ihrer Vehikel. So viele Exemplare werden jedes Jahr auf Kopenhagens Straßen zurückgelassen und von den Stadtbediensteten eingesammelt.
X. In der Hauptstadtregion entstehen 300 Kilometer an Radhighways
Gemeinsam mit knapp zwei dutzend Vororten errichtet Kopenhagen derzeit 26 stern- und ringförmig angelegte Radwege. Bis zu 120 Millionen Euro will die Kommune für das Projekt „Fahrradsuperhighways“ ausgeben. Die Routen sind breiter, besser beleuchtet und werden bei Ampelschaltungen stärker bevorzugt als herkömmliche Radwege. Der erste Abschnitt wurde im Vorjahr zwischen dem Stadtzentrum und Albertslund eröffnet. Die noch zu bauenden „Cykelsuperstier“ tragen schøne Namen wie Gammel Holteruten, Vandledningsruten oder Amagerbrogaderuten.
Quelle: derstandard.at vom 10.05.2013
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