Sie gehören zu den sieben Weltwundern der Antike, doch wo genau sie gelegen haben sollen, weiß heute niemand mehr genau. Die Oxford-Orientologin Dr. Stephanie Dalley hat 20 Jahre alte historische Quellen zu den „Hängenden Gärten der Semiramis“ zusammengetragen, selbst erforscht und ausgewertet. Die Forscherin ist sich sicher, dass sich die Gärten nicht – wie schon seit der Antike selbst vermutet – in Babylon, sondern im assyrischen Niniveh befanden. Sollte ihre Theorie stimmen, müsste die Geschichte des Weltwunders neu geschrieben werden.
(Bild: Diese Darstellung eines assyrischen Gartens im Palast des Assyrerkönigs Sanherib interpretiert die Oxford-Orientologin Stephanie Dalley als Abbildung der legendären Hängenden Gärten, die sie – statt nach Babylon – ins assyrische Niniveh verortet)
Dalley ist sich sicher, dass die Hängenden Gärten im frühen siebten Jahrhundert v. Chr. von den Assyrern in oder Nahe Niniveh im Norden Mesopotamiens, im heutigen Irak, zur Krönung des Königs Sanherib errichtet wurden.
Einen von zahlreichen Schlüsselbeweisen sieht die Wissenschaftlerin in einer zeitge-nössischen Beschreibung eines „einzigartigen Palastes“ des Sanherib, der als „Wunder für alle Menschen“ galt und in dem eine Wasserschraube mittels einer damals neuartigen Bronzegussmethode zum Einsatz gekommen sein soll.
Tatsächlich wird die Interpretation der Forscherin durch jüngste Funde eines Aquädukts in Niniveh selbst gestützt, das anhand von Inschriften „Sanherib, dem König der Welt“ gewidmet war und mit dem „ein Wasserlauf in die Umgebung von Niniveh geleitet wurde“.
Dr. Dalley glaubt zudem, dass die Landschaften von Babylon und Niniveh ihre Schluss-folgerungen bestätigen. Schließlich hätte die flache Umgebung rund um Babylon den Transport von Wasser in hochgelegene künstliche Gartenanlagen unmöglich gemacht.
(Bild: Künstlerische Interpretation der Hängenden Gärten der Semiramis vor dem Hintergrund des Turms zu Babylon, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert)
Stattdessen geht die Dalley davon aus, dass nach der Eroberung und Zerstörung Babylons durch Sanherib im Jahre 698 v.Chr. deren Hauptstadt Niniveh als das „Neue Babylon“ betrachtet wurde und es so später zur bis in die Neuzeit anhaltenden Verwechselung des Standortes der legendären Hängenden Gärten der Semiramis gekommen sei. Schon frühere Entdeckungen in Babylon selbst hatten offenbart, dass Sanherib nach der Eroberung Babylons die Stadttore in Niniveh nach den Namen der babylonischen Stadttore umbenannte.
Zudem glaubt die Forscherin, dass die Hängenden Gärten selbst in einem Relief im Palast des Sanherib in Niniveh abgebildet sind. Auf diesem Relief sind Bäume abgebildet, die auf Dachgärten über einem Kolonnadenbau zu sehen sind – genau so also, wie auch klassische Schilderungen die „Babylonischen Gärten“ beschreiben.
„Es hat mich viele Jahre gekostet, die Beweise dafür zusammenzutragen, dass die Gärten und die damit verbundenen Aquädukte und Kanäle von Sanherib in Niniveh und nicht im Auftrag Nebukadnezars in Babylon errichtet wurden“, so Dalley zu ihrer bei Oxford University Press erscheinenden Publikation mit dem Titel „The Mystery of the Hanging Garden of Nineveh“.
„Zum ersten Mal kann nun nachgewiesen werden, dass die „Hängenden Gärten“ tatsächlich existiert haben.“
Quellen: ox.ac.uk/grenzwissenschaft-aktuell.de vom 14.05.2013
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Sie werden bisweilen als die Gärten der Semiramis bezeichnet, doch steht fest, dass die Königin Semiramis, die um 800 vor Christus in Babylon herrschte, kein solches Bauwerk angelegt hat. Ihr Urheber ist viel eher der König Nebukadnezar der Zweite, der ungefähr 200 Jahre später lebte. Das hat nicht verhindert, dass Semiramis als Markenname für Gartenprodukte wiederauferstanden ist, wobei das von dieser Firma angewendete Prinzip des Wasser speichernden Tons eine ägyptische, keine babylonische Erfindung ist. Und dass Nebukadnezar den Namen für das Raumschiff der Rebellen im Film The Matrix hergeben durfte, hat er wohl nicht seinen Gärten, sondern der Tatsache zu verdanken, dass er als Eroberer von Jerusalem in die Geschichte einging.