Die Berichte über mangelnde Lebensmittelsicherheit reißen in Europa nicht ab. In Deutschland wurde Rattengift in Romanasalat aus Italien entdeckt, in Frankreich fand ein Kunde eine tote Maus in einer Bohnendose. In Ungarn wurden indessen hunderttausende Eier beschlagnahmt, die keinem registrierten Produzenten zugewiesen werden konnten. In Polen wurde verdorbenes Fleisch wiederverarbeitet und in Dänemark sorgte verun-reinigtes Essen in einem Nobellokal für Durchfall und Erbrechen.
Neues gibt es auch von der Causa Pferdefleisch: In falsch deklarierter Ware in Portugal wurden Schmerzmittel gefunden und Ikea Russland nimmt nach zwei positiven Proben auf Pferdefleisch Hotdogs aus dem Sortiment. Selbst deutsche Dönerbuden werden in den Skandal gezogen, denn diese wiesen Anteile von Schweinefleisch und Pferdefleisch auf, ein Umstand, den vor allem muslimische Mitbürger, die kein Schweinefleisch verzehren, zusätzlich verärgert hatte.
Fünf Kisten Salat bereits verkauft
Der mit dem Rattengift „Raticid“ belastete Salat ist im Rhein-Main-Gebiet verkauft worden. Von einer Lieferung mit 110 Kisten Romanasalat aus Italien seien 105 vernichtet worden, sagte ein Sprecher des Frankfurter Ordnungsamts am Freitag. Eine Kiste sei in einem Markt in Offenbach, vier seien von Zwischenhändlern vermutlich an Verbraucher verkauft worden. Ob jemand zu Schaden kam, war nicht bekannt.
Im Internet-Portal www.lebensmittelwarnung.de der Bundesländer und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurde vor dem Verzehr gewarnt. Der Obst- und Gemüsegroßhändler Özdemir vom Großmarkt Frankfurt rufe den Salat „ortofrutticola La Trasparenza“ zurück. Der Salat könne Spuren eines Rattengifts in Form kleiner blauer Granulate aufweisen, der Verzehr sei gesundheitsschädlich. Der Gemüsehändler habe die blauen Körnchen entdeckt und die Lebensmittelüberwachung informiert, sagte der Sprecher des Ordnungsamts.
Tote Maus in Dose mit Bohnen
Ein in Paris lebender Mann fand in einer Konservendose der Supermarktkette Carrefour eine tote Maus. Das Unternehmen kündigte am Freitag an, es habe den Hersteller – eine mittelständige französische Firma – informiert. Der Vorfall werde untersucht. Außerdem sei ein Vertreter des Kundendienstes zu dem Mann gegangen, um die Konservendose abzuholen und mit ihm „lange zu diskutieren“. Es handele sich um einen „außerge-wöhnlichen Fall“, versicherte ein Sprecher von Carrefour.
Verfahren gegen Lagerhausbetreiber in Ungarn
Die ungarische Finanzwache hat indessen in einem Lagerhaus im Südosten von Ungarn 864.000 nicht deklarierte Eier unklarer Herkunft gefunden. Die Ware im Wert von 35 Millionen Forint (117.400 Euro) sei beschlagnahmt worden, sagte eine Sprecherin der Finanzwache in der südlichen Stadt Szeged am Freitag der amtlichen Nachrichtenagentur MTI. Sowohl die Finanzwache als auch das Amt für Lebensmittelsicherheit hätten Ver-fahren gegen den Betreiber des Lagerhauses eingeleitet.
Ungarn dürfte auch vom Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch erfasst worden sein. Ein ungarischer Tierhändler hatte am vergangenem Wochenende im Privatsender ATV berichtet, dass er jahrelang Pferde mit gefälschten Begleitpapieren zur Schlachtung nach Italien verkauft habe. Die ungarischen Behörden hatten bisher lediglich erklärt, sie hätten aufgrund von Hinweisen aus Tschechien erfahren, dass Ende 2012 eine größere Menge von Lasagne mit Pferdefleisch nach Ungarn gelangt sei. Bei nachträglichen Tests habe man aber keine falsch deklarierte Lasagne mehr gefunden.
Die Causa Pferdefleisch hat auch Portugal erreicht: Dort wurde nicht nur Pferde-DNA in undeklarierter Ware gefunden, in den Produkten konnte auch das Schmerzmittel Phenylbutazon nachgewiesen werden. Die gefundenen Spuren des Arzneimittels in Produkten der französischen Lebensmittelkette Auchan seien aber sehr gering, teilten die portugiesischen Behörden am Freitag mit. Demnach geht von den betroffenen Lebens-mitteln, Fertighamburgern und Fleischlaibchen keine Gesundheitsgefährdung aus.
Keine Lebensmittelsicherheit in Nobelrestaurant
In Polen berichteten am Freitag Medien, dass ein fleischverarbeitender Betrieb ver-dorbene und abgelaufene Produkte zu neuen Würsten und Fleischwaren verarbeitete. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die Veterinärbehörde habe die vorläufige Einstellung der Produktion angeordnet. Die Wurst- und Fleischwaren waren dem Bericht zufolge auch nach Deutschland, Irland, Großbritannien und Litauen geliefert worden. Das Unter-nehmen bestritt die Vorwürfe in einer Stellungnahme. Der „Gammelfleisch“-Verdacht war bei einer Kontrolle durch die Veterinärbehörden aufgekommen.
In Dänemark beweist ein Vorfall im „Noma“, dass man sich auch im „besten Restaurant der Welt“ den Magen verderben kann. Essen des mit zwei Michelin-Sternen ausge-zeichneten Kopenhagener Lokals hat nach Angaben der Behörden bei 63 Gästen Er-brechen und Durchfall verursacht. Laut einem am Freitag von der dänischen Lebens-mittelkontrolle veröffentlichten Bericht sei die Ansteckungsquelle noch nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen „unglücklichen Mitarbeiter“, der nichts von seiner eigenen Infektion gewusst habe.
Ikea Russland nimmt Hotdogs aus dem Sortiment
Der europaweite Fleischskandal reißt nicht ab. Nun sind auch die beliebten Ikea Hot-Dogs in Russland betroffen. Die schwedische Möbelkette hat ihren kompletten Hot-Dog-Bestand aus ihrem Sortiment in Russland zurückgezogen.
Damit wurde, so berichtet die türkische Zeitung Hürryiet, bereits zum zweiten Mal Pferdefleisch in Würstchen entdeckt. Ende Februar tauchten aus Österreich stammende Würstchen auf, die Spuren von Pferdefleisch enthielten. Laut den Begleitdokumenten, so berichtete Ria Novosti, seien die Würstchen zu 100 Prozent aus Rindfleisch hergestellt. Betroffen waren dem Medium zufolge gut 20 Tonnen.
Der Verkauf von Pferdefleisch ist in Russland zwar erlaubt. Voraussetzung ist eine genaue Kennzeichnung der Produkte. „Es werden weitere Proben entnommen“, erklärte IKEA in einer Mitteilung, die dem Medium vorliegt. Die Möbelkette hat insgesamt 14 Einkaufszentren in Russland. Durchschnittlich besuchen 227 Millionen Russen die IKEA-Shops.
Mandeltorten und Köttbullars bereits betroffen
Zuvor wurden in Deutschland und in 22 weiteren Ländern Mandeltorten und Hack-fleischbällchen aus dem IKEA-Sortiment genommen. In den Mandeltorten entdeckte man einen hohen Anteil an Darmbakterien. In den so genannten Köttbullars wurden ebenfalls Spuren von Pferdefleisch nachgewiesen. Im Zuge des europaweiten Pferdefleischskandals hatte EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg angekündigt, die Kontrollen für die Produktion und Verarbeitung von Fleisch, innerhalb der EU zu verschärfen.
Er schließe die Einführung von regelmäßigen DNA-Tests für Fleisch nicht mehr aus. Die Gesundheit der Verbraucher stehe im Vordergrund.
Im Zusammenhang mit dem Pferdefleischskandal berichtete die Online-Zeitschrift „Animal Health Online“, dass auch Biofleisch Risiken in sich birgt. Bei Untersuchungen an Schlachtschweinen aus Freilandhaltung haben spanische Wissenschaftler in den Blutproben von mehr als 73 Prozent der Tiere Hinweise auf eine Salmonelleninfektion gefunden. Bei 58 Prozent der Freilandschweine fanden sich sogar Hinweise auf einen Katzenparasiten (Toxoplasma gondii).
Bio-Schwein und Döner bleiben nicht verschont
Damit bestätigen die spanischen Forscher die Daten von US-Wissenschaftlern des Agricultural Research Service. Diese hatten Blut- und Gewebeproben von Bio-Schweinen aus Freilandhaltung untersucht. In 30 von 33 Blutproben konnten dabei Antikörper gegen denselben Katzenparasiten gefunden werden. Die Wissenschaftler sehen daher ein potentiell erhöhtes gesundheitliches Risiko durch den Verzehr von Bio-Schweinefleisch.
Sogar deutsche Dönerbuden wurden mit in den Fleischskandal hineingezogen. Im Rahmen von 20 Stichproben fand ein Team des Fernsehsenders RTL raus, dass einige Döner, Anteile von Schweinefleisch und Pferdefleisch aufwiesen. Ein Umstand, den vor allem muslimische Mitbürger, die kein Schweinefleisch verzehren, zustätzlich verärgert hatte. Denn Döner werden eigentlich aus Rind- oder Lammfleisch beziehungsweise auch aus Puten- oder Hühnerfleisch hergestellt. Der Vorsitzende des Islamrats der deutschen Bundesrepublik, Ali Kızılkaya, erklärte darauf hin, dass Schweinfleisch in Döner sogar ein „doppelter Betrug“ sei.
Quellen: PRAVDA-TV/Deutsch-Russische-Nachrichten/APA/derStandard.at vom 09.03.2013
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