Aufgrund stetig steigenden Energie- und Rohstoffkosten wird Brennholz verständlicherweise attraktiver und vielleicht auch damit die Versuchung, sich illegal im Wald zu bedienen.
Aus einigen Gebieten Deutschlands wurde kürzlich von einer „dramatischen Zunahme“ bei Holzdiebstählen berichtet, zumal auch die Brennholzpreise kräftig angezogen haben
Auch immer mehr Kaminöfen in deutschen Häusern lassen den Bedarf an Brennholz steigen. Die Versuchung ist groß, das Holz aus einfach dem Wald zu stehlen. Dabei ist es ganz legal für vergleichsweise wenig Geld zu bekommen.
Gelegenheit macht Holzdiebe – das beobachtet Regionalförster Christian Pfeifer regelmäßig im niederrheinischen Staatswald. „Wenn das Holz ofenfertig am Wegesrand liegt, ist es über Nacht oder spätestens am Wochenende weg.“ Pfeifer ist für das Wald-gebiet „Die Leucht“ im Kreis Wesel zuständig. Dort wächst und liegt auf einer Fläche von rund 2.000 Fußballfeldern ausreichend Holz für den privaten Bedarf. Und den gibt es offenbar, denn der natürliche Brennstoff wird angesichts einer rasant gestiegenen Zahl an eigenen Kaminen und Öfen immer beliebter.
„Der Trend zum Kaminofen ist da“, sagt Martin Pawlczyk von der NRW-Innung der Schornsteinfeger, die neue Öfen und Kamine vor dem ersten Betrieb offiziell abnehmen muss. In den vergangenen sechs Jahren sei der Bestand an Feuerstellen in Häusern sicher um rund ein Drittel angewachsen. „Das hat mit den hohen Energiepreisen, aber sicher auch mit dem Wohlbefinden zu tun“, sagt Pawlaczyk als „Technischer Landesinnungs-wart“. Denn das prasselnde Feuer im Kaminofen ist gemütlich und spart andere Energie, wie etwa Gas oder Heizöl.
Holznachfrage im Winter 2012/13 fast verdoppelt
Menschen mit Kaminofen brauchen also Brennholz – und wenden sich an Christian Pfeifer und seine Kollegen. Im Winter 2012/13 habe sich die Nachfrage fast verdoppelt, so Pfeifer. Das eigene Beschaffen und Zersägen lohne sich in jedem Fall, sagt der Diplom-Forstingenieur und deutet auf einen rund acht Raummeter großen Baumstamm-Stapel: „Der ist etwa 1.800 Liter Heizöl wert, kostet aber nur ein Viertel des Preises.“ Seine Waldarbeiter schaffen die gefällten Baumstämme in übersichtlichen Stapeln an die Wegesränder, dort werden sie mit Sprühfarbe markiert und mit dem Namen des Käufers gekennzeichnet.
Die Privatkunden kommen dann mit entsprechender Ausrüstung, zerkleinern das Holz und schaffen es für 40 Euro pro Raummeter weg. Eine andere Variante ist noch günstiger: Für 20 Euro gibt es einen vier Wochen gültigen „Leseschein“ für eine bestimmte Waldfläche, in der loses Holz gesammelt („aufgelesen“) werden darf. Am Wochenende fahren 20 bis 30 Pkw mit Anhänger in seinen Wald, um Holz für den eigenen Ofen einzuladen.
Bei steigenden Energiepreisen sind Alternativen gefragt
Bei der „Arbeitsgemeinschaft deutscher Kachelofenwirtschaft“ in St. Augustin wird seit einigen Jahren die vermehrte Anschaffung von Kaminöfen beobachtet. Geschäftsführer Michael Toplak geht „deutschlandweit von rund 16 Millionen mit Holz befeuerten Kaminen und Öfen aus“. Mit Blick auf die Energiekosten suche eben jeder Haushalt nach Alternativen, sagt der Feuerstätten-Experte. Vom 100-Euro-Modell aus dem Baumarkt rät er indes dringend ab: „Das bringt keine Freude, sondern nur Frust.“ Schnell gebe das Material bei großer Hitze nach, die Scheiben springen. Damit das nicht passiert, sollte eine annähernd vierstellige Summe eingeplant werden. Die Kaminöfen gibt es bis rund 5.000 Euro, bei den handwerklich gebauten Kachelöfen können ab 10.000 Euro angelegt werden.
Wenn Stücke liegen bleiben, nutzen Holzdiebe die Gelegenheit
Das ausgegebene Geld möchte mancher offenbar durch Gratis-Holz wieder „reinholen“, denkt Förster Christian Pfeifer. Im Waldgebiet „Leucht“ lasse sich der Holzdiebstahl indes kaum verhindern. Zwar kontrolliert die Polizei hin und wieder, aber gerade am Wochenende sei der Wald voll von legalen Abholzern. Die meisten haben den „Motorsägenführerschein“ bei Pfeifer und seinen Kollegen im Zwei-Tages-Kurs gemacht, zerkleinern mit entsprechender Schutzausrüstung und Motorsäge jeweils ihren vorab bezahlten Stapel. Die Diebe nutzen die Gelegenheit, wenn nicht unmittelbar nach dem Zersägen alle Stücke abtransportiert werden.
Gelegentlicher Holzklau ist kein Kavaliersdelikt
Das ist auch bei Hans-Karl Ganser bekannt, Pfeifers Vorgesetzter beim Regionalforstamt Niederrhein in Wesel und zuständig für den Holzverkauf: „Die Versuchung ist eben groß, das mal schnell in den Kofferraum zu packen.“ Wobei die Förster bei den Gelegenheits-dieben lediglich ermahnen. „Wir machen die Menschen darauf aufmerksam, dass es kein Kavaliersdelikt ist. Manchen ist das gar nicht bewusst“, sagt Ganser. Wenn geplant zugegriffen werde, sei das etwas anderes. Die professionellen Diebe kämen auch schon mal mit einem Kran und packen Zwei- bis Dreimeterstämme auf den Lastwagen. Kontrollieren lässt sich das kaum, sagt Ganser. „Es sind einfach zu viele Menschen im Wald, da gibt es keinen absoluten Schutz.“ Man spreche aber durchaus Menschen mit auffälligen Fahrzeugen an, verlange die Quittung oder den „Leseschein“.
Holzhandel hat nichts vom Trend zum Kaminofen
Am traditionellen Holzhandel gehe das Kaminholzgeschäft indes völlig vorbei, sagt der Krefelder Holzhändler Martin Roeren. Nach dem verheerenden Großbrand seines Betriebes im Juli 2012 sei der Bestand an Kaminholz nicht wiederhergestellt worden. Baumärkte können durch die Abnahme großer Mengen extrem günstige Konditionen an die Kunden weitergeben – gesägt, getrocknet und zu Scheiten gespalten. Der Verkaufs-preis liegt hierfür bei etwa 85 Euro pro Raummeter, sagt Martin Roeren. Alleine 75 Euro würde den Krefelder Betrieb das Holz aber schon im Einkauf kosten. „Das rechnet sich für uns nicht.“ Trotz des Trends zu Kaminöfen, den Martin Roeren seit etwa fünf Jahren selbst beobachtet hat: „Wir nehmen das ganz bewusst wahr, viele private Bekannte haben sich Kamine oder Öfen angeschafft.“ Das Feuerholz bekommen sie allerdings nicht von ihm, sondern aus dem Baumarkt, von Landwirten aus eigenen Wäldern oder eben über die Forstämter.
Der Gesamtschaden ist kaum zu beziffern
Obwohl Christian Pfeifer und seine Kollegen das Holz noch für moderate Preise an Selbstsäger verkaufen, nimmt parallel das „natürliche Schrumpfen“ zu – so nennt er den Holzdiebstahl. Nicht alles käme zur Anzeige, die Dunkelziffer liege vermutlich noch höher. Der Gesamtschaden ist kaum zu beziffern. Sein Chef Hans-Karl Ganser bleibt trotz der zunehmenden Holzdiebstähle aber noch ganz gelassen: „Noch ist es kein Riesen-problem, weshalb man Alarm schlagen müsste.“ Genug Holz liege noch in den Wäldern, die Schranken an den Wegen werden an den Wochenenden geschlossen: „Wir raten den Käufern immer, das gefährdete Holz schnell abzutransportieren, dann ergibt sich einfach die Gelegenheit zum Holzdiebstahl nicht.“
GPS-Sender als Überwachungstechnik am Holz
Ein Spezialisten-Team des hessischen Landesbetriebs Hessen Forst hat in den ver-gangenen Jahren verschiedene Varianten entwickelt, die beste Sendertechnik in 2012 getestet und in stark betroffenen Forstämtern erfolgreich etabliert. Aufgrund der kompakten Bauweise lassen sich die Sender auch in schmalen Holzstücken unauffindbar einbauen. Sobald das Holz abgefahren wird, beginnt das GPS-System Signale zu senden. Es informiert hierüber den Anwender per SMS, so dass die Wegstrecke und der Lieferort über ein Internetportal gut nachvollzogen werden können (www.forst-tracker.de).
Im Falle eines Diebstahls kann das geklaute Holz geortet und der Dieb überführt werden. „Mit der neuen Technik werden wir es den Holzdieben erheblich schwerer machen, unerkannt Holz im Wald zu klauen“ so Michael Gerst. Den Umfang der Überwachung entscheidet das jeweilige Forstamt je nach Häufigkeit von Holzdiebstählen und Verdachtsmomenten. Die Technik ist in anderen Bereichen des Alltags bereits Standard. Beispielsweise findet sie Anwendung in der Logistik und bei Autovermietungen. Die Erfahrungen aus diesen Branchen macht sicht Hessen-Forst zu Nutze. Das Verfahren wurde jedoch auf die forstspezifischen Erfordernisse angepasst.
Ob das tatsächlich bezahlbar ist, bleibt offen!
Quellen: PRAVDA-TV/wdr.de/osthessen-news.de/aachener-zeitung.de vom 02.03.2013
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