Seit dem Jahre 2001 erscheint alle vier Jahre der sogenannte Armuts- und Reichtumsbericht, den die deutsche Bundesregierung veröffentlicht, um Stellung zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Bürger Deutschlands zu beziehen, dabei gleichzeitig Hinweise zur Verbesserung zu liefern.
Das Augenmerk galt bisherig stets, die Armut dabei konzentriert zu berücksichtigen. Das seitdem real Betroffene meist ausgeklammert wurden, dieser medienumworbene Bericht eine Mogelpackung par Excellence darstellt, sollte inzwischen jeder kritisch denkende Mensch längst begriffen haben, zumal wunderbar sich die Instrumentarien der Statistiker einfließen lassen, um den Eindruck seriöser Analyse zu betonen, während in Wirklichkeit dadurch eine reale Schieflage beschönigt wird.
Kapitulation oder Placebo-Effekt?
Wer sich die Mühe macht und die Struktur dieses Armutsberichts genauer betrachtet, wird feststellen müssen, daß sämtliche aufgeführten Datenerhebungen, statistischen Tabellen und „Zahlenbeispiele“ keineswegs die eigentliche Wirklichkeit im Lande wiedergeben können, geschweige denn ein annähernd sinnmachendes Bild zur Lage betroffener Menschen repräsentiert. Wer krank sei, dem verpasse man eine Pille ohne Wirkstoffe, der Placebo-Effekt könne durchaus hilfreich sein, mag vielleicht beim einen oder anderen Patienten tatsächlich eine Wirkung zur Gesundung hervorrufen, weil die Selbstheilungskräfte entscheidend dazu beitragen.
Wenn es aber um die rasant zunehmende Verarmung in der reichsten Industrienation Europas geht, stellen solche Armutsberichte allein schon im Ansatz eine Kapitulation in doppelter Hinsicht dar: Sie sind Zeugnis einer verlogenen Selbsttäuschung und folgen lediglich der Vorgabe des Kopenhagener Weltsozialgipfels (1995), in dessen Erklärung die Staats- und Regierungschefs in sieben Punkten Selbstverpflichtungen beschlossen. Eine davon lautete: “ein wirtschaftliches, politisches, soziales, kulturelles und rechtliches Umfeld zu schaffen, das die Menschen in die Lage versetzt, soziale Entwicklung zu erreichen”
Politik verabschiedet sich vom Volk – alles Schönfärberei
Unser Bundeswirtschaftsminister fordert und schon bleibt der Armutsbericht entschärft, obwohl noch nicht veröffentlicht, er diesmal nicht nach vier Jahren erschien. Gleichzeitig darf man getrost dieses jetzige Medienspektakulum als Ablenkung werten, weil weder die bisherigen Armutsberichte noch die Kritik Röslers der eigentlichen Schieflage im Lande gerecht werden. Die Politik hat sich spätestens seit der Verabschiedung der Agenda 2010 unter der rot-grünen Regierung vom Volk verabschiedet, die Zunahme der Ungleichverteilung zu einer rasant größeren Armut hierzulande führt.
Dabei hat die Schönfärberei ein längst bekanntes Muster aufzuweisen, denn was der FDP-Minister tat, vollbrachte 2008 der CSU-Wirtschaftminister Michael Glos, in dem er kurzerhand ebenso Teile des Armutsberichts ändern ließ, um Mindestlöhne gerade mal als Kann-Bestimmung zuzulassen oder einfach behauptete, 38 Prozent der Arbeitslosen hätten „einen Weg aus der Bedürftigkeit“ gefunden, obwohl dies auf einfache statistische Schieberei zurückzuführen ist!
Ein solcher Bericht verhärtet die Fronten
In der „Brot-und-Spiele-Logik“ reiht sich ein solcher Bericht wunderbar simpel ein, ver-härtet er doch die Fronten, was man durchaus als pure Absicht unterstellen darf. Denn wer Armut und Reichtum gegenüberstellt, um dabei mit „gezinkten Karten zu spielen“, muß sich nicht nur den Vorwurf eines Falschspielers gefallen lassen, sondern darüber hinaus entfernt sich Politik äußerst eindrucksvoll erst recht vom Volk.
Trotz eindeutiger Politikverdrossenheit, zunehmender Armut bei gleichzeitig steigendem Reichtum wird eiskalt der rücksichtslose Kurs einer neoliberalen Politik fortgesetzt, von den betroffenen Menschen immer mehr an Entbehrungen erwartet, siehe Erhöhung der Wochenarbeitszeit, höheres Renteneintrittsalter, massiver Sozialabbau, erhebliche Einschränkungen des sogenannten Gesundheitssystems, während in bewußt inszenierten Debatten jedwede berechtigte Kritik an solchen Mißständen als Neid und Mißgunst bezeichnet werden.
Hauptsache das Übel nicht an der Wurzel packen, sondern die Bevölkerung spalten und entzweien lassen, um auf diese Weise eine „Spielwiese“ bösartiger Polemik zu erschaffen. Das bezeichnet man als taktisches Manöver, eine manipulierte Ablenkung, um gleich-zeitig die eigenen Pfründe sich zu genehmigen zusammen mit all jenen, die auf Kosten der Leidtragenden davon erheblich profitieren.
Gilbert Keith Chesterton formulierte mal äußerst zutreffend:
“Je reicher einer ist, desto leichter ist es für ihn, ein Lump zu sein.”
Quelle: Lothar Martin Kamm für buergerstimme.com vom 06.03.2013
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