Als in der vergangenen Woche ein Meteorit über der Ural-Stadt Tscheljabinsk explodierte, wurden nach Angaben der russischen Wissenschaftsakademie nur 100 bis 200 Kilotonnen Energie freigesetzt. Die von der Nasa angegebene Einschätzung von 470 Kilotonnen ist stark übertrieben.
Die freigesetzte Energie liege höchstwahrscheinlich zwischen 100 und 200 Kilotonnen, sagte Boris Schustow, Direktor des Astronomie-Instituts der Russischen Wissen-schaftsakademie. Die Einschätzung der Nasa sei vierfach übertrieben. Den Durchmesser des Meteoriten schätzt sein Institut auf 5 bis 20 Meter, sagte Schustow. Dabei handle es sich um annähernde Zahlen, die noch geprüft werden müssten.
Meteoriten mit einem Durchmesser von unter einem Meter würden in der Atmosphäre in 30 bis 40 km Höhe restlos verglühen, berichtete der Forscher. Bei größeren Himmels-körpern betrage die Gesamtmasse der Splitter, die es bis zur Erdoberfläche schaffen, höchstens fünf Prozent von der Anfangsmasse.
Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa war der Tscheljabinsker Meteorit mit einer Geschwindigkeit von 18 km pro Sekunde in die Atmosphäre eingetreten und in zehn bis 20 km Höhe explodiert. Dabei seien mit 470 Kilotonnen 30 Mal mehr Energie als bei der Explosion der Hiroshima-Bombe freigesetzt worden. Nach Berechnungen von Peter Brown (University of Western Ontario, Kanada) wurden extrem niederfrequente Schallwellen durch ein globales Netzwerk registriert, womit das Objekt auf einen Durchmesser von ca. 17 Meter geschätzt wurde und mit einer Masse von ca. 7000 bis 10.000 Tonnen in die Atmosphäre traf.
Er explodierte mit einer Kraft von ca. 500 Kilotonnen TNT etwa 15-20 km über dem Boden (ca. 30-mal soviel, wie die Energie, die bei der Hiroshima-Atombombe freigesetzt wurde).
Es gibt es umfangreiche Video-Aufzeichnungen. Wie die ESA berichtet, zeigen diese Video-Aufzeichnungen seinen Weg von Nordosten nach Südwesten in einem flachen Winkel von 30 Grad über der Horizontalen. Die Geschwindigkeit beim Eintritt wird auf etwa 18 km/s geschätzt – mehr als 64.000 km/h.
Ein Großteil der ins Krankenhaus eingelieferten Personen ist wieder entlassen worden und konnten nach Hause gehen. Nach aktuellem Stand befinden sich noch 19 Personen (darunter 2 Kinder) mit leichten Verletztungen in stationärer Behandlung.
Gefundene Fragmente wurden als Chondrite eingestuft
Die Fragmente des Meteoriten, die am Freitag (15. Februar 2013) am See Chebarkul in der Nähe von Tscheljabinsk in Russland gefunden wurden, sind von Wissenschaftlern untersucht worden. Die Forscher haben nun durch einen chemische Analyse bestätigt, dass es sich hierbei um außerirdisches Material handelt. Dies berichtete Victor Grokhovsky, ein Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Die Partikel wurden, laut Victor Grokhovsky, in der Nähe des Sees Chebarkul gefunden. Der Meteorit wurde als Chondrit eingestuft. Ein Stein mit einem Eisengehalt von ca. 10 Prozent.
Chondrite bilden mit einem Anteil von etwa 86 Prozent die größte Klasse der Meteoriten. Ihr Name rührt von eingeschlossenen kleinen Silikatkügelchen her, den so genannten Chondren, die in eine feinkörnige Grundmasse eingebettet sind.
Voraussichtlich wird der Meteorit nun den Namen Chebarkul erhalten.
„Neu auf Ebay“: Polizei am Ural beschlagnahmt Meteoriten-Splitter
Die Polizei im Ural-Gebiet Tscheljabinsk hat einem Einwohner „Materie“ abgenommen, die dieser als Splitter des am Freitag über der Region explodierten Tscherbakul-Meteoriten verkaufen wollte.
„Momentan ist die Identität eines Einwohners der Tscheljabinsker Oblast, Jahrgang 1984, festgestellt, der versuchte, im Internet rund 60 Gramm eines Stoffes , der wie ein Meteoritensplitter aussieht, an den Mann zu bringen“, teilte die Leiterin der regionalen Informationsabteilung des Innenministeriums Anzhelika Tschirikowa RIA Novosti mit.
Das beschlagnahmte Steinchen sei zur Analyse in ein Labor geschickt worden, so die Sprecherin. Die Untersuchung des Splitters soll Klarheit über dessen Zusammensetzung liefern und feststellen, ob von dem Objekt eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht.
Zuvor hatten Wissenschafter bekannt gegeben, dass sie im Tscherbakul-See im Gebiet Tscheljabinsk auf Fragmente des explodierten Meteoriten gestoßen waren. Offiziell liegt bisher keine Bestätigung dieser Information vor.
Das russische Innenministerium warnte bereits vor Betrügern, die im Internet angebliche Meteoriten-Splitter in Umlauf bringen wollten. Der Preis für die begehrte Ware liegt dabei zwischen 250 und 12 500 Euro.
Wie die Ministeriumssprecherin ausführte, geht die Polizei sämtlichen derartigen Angeboten im Internet nach und ersucht die Bürger, vom Kauf von „Meteoritensplittern“ unbekannter Herkunft und Zusammensetzung abzusehen. Der Handel mit der angeblich außerirdischen Materie werde zudem ohne jegliche Erlaubnis oder Zertifikate getrieben.
Kann ein derart großer Meteorit gestoppt werden?
Quellen: PRAVDA-TV/ESA/seismoblog.de/RussiaToday/Ria Novosti vom 19.02.2013
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