Kein Vulkankegel verrät die Phlegräischen („Brennenden“) Felder nahe der süditalienischen Metropole Neapel. Beim letzten großen Ausbruch vor 39.000 Jahren stürzte die Erdkruste ein, nachdem sich die riesige Magmakammer im Boden entleert hatte. Zurück blieb ein Krater, die sogenannte Caldera.
Ein erneuter Ausbruch dieser Stärke hätte unvorstellbare Folgen: Neapel wäre voll-kommen verwüstet, Tsunamis würden übers Mittelmeer rasen, Europa würde von dicker Asche überzogen; ein graue Schleier am Himmel den Sonnenschein verdunkeln, das Weltklima auf Jahre hinaus abkühlen.
Solch ein Inferno ist selten, häufiger sind kleine Ausbrüche der Phlegräischen Felder. Wann ist es wieder so weit? Neue Daten geben Anlass zur Sorge. Der italienische Zivilschutz hat die Warnstufe erhöht – auf „Wachsamkeit“. Der Vulkan hat sich zurück-gemeldet, er hat sich im vergangenen Jahr um neun Zentimeter gehoben, berichtet das Osservatorio Vesuviano in Neapel.
Ein Auf-und-Ab ist normal in der Gegend. Anfang der siebziger und Mitte der achtziger Jahre hob sich der Boden nördlich von Neapel gar um mehr als drei Meter, das Zittern der Erde veranlasste die Regierung, die Bewohner von Pozuolli aus ihrer Stadt zu evakuieren.
Die Stadt liegt im Brennpunkt der Bodenbewegungen. Auf ihrem Marktplatz zeugen Muschelspuren an alten römischen Säulen davon, dass sich die Stadt einst so weit gesenkt hatte, dass das Meer vorgedrungen war. Später hob sich der Boden wieder – so als ob ein Riese im Untergrund atmen würde.
In letzter Zeit zitterte der Boden immer wieder leicht, und auch Gas strömt vermehrt aus dem Untergrund. Mittlerweile sei genügend Magma in den Untergrund gedrungen, so dass kleinere Eruptionen drohten, berichteten Forscher im Fachmagazin „Geology“. Auch die Hebungen deuten auf magmatische Prozesse hin, berichten Experten im Fachblatt „Geophysical Research Letters“: Die Art der Bodenschwellung zeige, dass wahrscheinlich heißes Wasser nach oben dränge. Es werde getrieben von Magma in geringer Tiefe.
Forscher wollen den Riesenvulkan nun besser kennenlernen. Seit letztem Jahr treiben sie eine erste Bohrung in den Untergrund. Messgeräte in der Tiefe sollen künftig permanent Auskunft über Regungen im Untergrund geben.
800 Kilometer-Schatten bedeckt USA
Schatten sind meist klein oder flüchtig. Sie fliegen rasch vorbei, so schnell wie die Wolken, die das Sonnenlicht abschirmen. Oder sie bedecken überschaubares Gebiet, entsprechend der Wolkenlücken. Im Osten der USA erschien nun ein Schatten der anderen Art: Er dehnte sich über 800 Kilometer, wie ein Foto des Nasa-Satelliten „Terra“ beweist.
Ursache war der niedrige Sonnenstand im Januar. Aus spitzem Winkel schien das fahle Licht auf eine Schicht Zirruswolken, die in zehn Kilometer Höhe schwebten. Ent-sprechend weit fiel der Schatten der himmlischen Bedeckung. Der gleiche Effekt stellt sich unter dem Licht einer Taschenlampe ein, das flach über einen Gegenstand scheint.
Beeindruckt von dem Phänomen, präsentierte die Nasa nun das Foto. Vielleicht sehen sich andere Forscher ja herausgefordert, weitere winterliche Schattenrekorde zu veröffentlichen.
Ergebnisse verhindern Einreise von Erdbebenforscher
Erdbebenforscher geraten verstärkt ins Visier der Justiz. Kürzlich waren sieben von ihnen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, weil sich vor dem fatale Erdbeben von L’Aquila in Mittelitalien 2009 in fahrlässiger Weise geäußert haben sollen. Der Prozess geht in die Revision.
Jetzt wurde ein weiterer Fall bekannt: Dem angesehenen Seismologen Roger Bilham von der University of Colorado in Boulder, USA, wurde die Einreise nach Indien verweigert. Der Grund sollen seine Studien im westindischen Jaitapur sein, bestätigte Bilham SPIEGEL ONLINE: Der Forscher hatte wiederholt vor starken Erdbeben in Jaitapur gewarnt, wo ein Atomkraftwerk gebaut werden soll.
Bei seiner Einreise im Mai 2012 sei er am Flughafen Neu-Delhi zurück in die USA geschickt worden. Ihm sei nur mitgeteilt worden, er stünde auf einer Liste von Personen, denen die Einreise verboten sei. Zudem hätten ihm mehrere indische Wissenschaftler mitgeteilt, nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen; sie hätten jegliche Korrespondenz abbrechen müssen, schreibt Bilham auf seiner Internetseite.
Die verantwortliche indische Behörde MHA erklärte dem Wissenschaftsmagazin „Science“, Bilhams Visum habe nicht den Vorschriften entsprochen. Ein MHA-Mitarbeiter bezeichnete Bilhams Studien „Science“ zufolge als „Panikmache“. „Sie haben sich mein Visum gar nicht angesehen“, berichtet hingegen Bilham.
Bilham hat Dutzende Studien über Erdbebengefahr in Indien veröffentlicht, in denen er vielfach vor starken Beben gewarnt hat. Indien wurde immer wieder von verheerenden Beben überrascht, viele gefährliche Nähte in der Erdkruste sind wahrscheinlich unbekannt.
Kollegen machen sich für Bilham stark: „Wir sollten den Mut haben, uns für offene Kritik einzusetzen“, sagt etwa der indische Forscher Khadg Singh Valdiya vom Nehru Centre for Advanced Scientific Research in Bangalore dem Magazin „Science“.
Quellen: PRAVDA-TV/University of Colorado/NASA/Google Earth/TerraMetrics / SpiegelOnline vom 05.02.2013
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