DAK-Gesundheitsreport: Psychische Leiden erreichen neuen Höchststand

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So viele Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden gab es noch nie: Der DAK-Gesundheitsreport offenbart, dass die Zahl der Menschen mit Depressionen und Burnout weiterhin steigt. Das könnte aber auch Folge einer veränderten Akzeptanz von psychischen Diagnosen sein, meinen Psychologen.

Stimmt die Work-Life-Balance noch, oder überwiegt schon der Stress? Macht Arbeit krank, und wenn ja, wie sehr? Diese Fragen versucht der am Dienstag in Berlin vor-gestellte DAK-Gesundheitsreport 2013 anhand der Daten von 2,7 Millionen erwerbs-tätigen Versicherten zu beantworten. Demnach werden zwar immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland wegen psychischer Leiden krankgeschrieben. Dennoch sei die totale Erschöpfung durch übermäßigen Stress im Job entgegen dem weitverbreiteten Eindruck „kein Massenphänomen“, erklärte DAK-Chef Herbert Rebscher.

Im vergangenen Jahr vermerkten Ärzte dem Report zufolge nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau „Burnout“ auf der Krankschreibung. Allerdings habe sich das Bewusstsein und die Sensibilität von Ärzten und Patienten gegenüber psychischen Erkrankungen „deutlich verändert“. Arbeitnehmer sprächen heute beim Arzt leichter über psychische Beschwerden.

Laut DAK-Report haben zwischen 1997 und 2012 die Fehltage durch Depressionen und andere psychische Krankheiten um 165 Prozent zugenommen. Während sich 1997 nur jeder 50. Erwerbstätige wegen eines psychischen Leidens krankmeldete, war es im vergangenen Jahr bereits jeder 22. Frauen waren dabei fast doppelt so häufig betroffen wie Männer. 2012 erreichte die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Leiden damit einen neuen Höchststand.

Die Vermutung, die Deutschen entwickelten sich zu einem Volk von psychisch Kranken, stimmt nach Ansicht der Experten trotzdem nicht. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass heute mehr Menschen psychische Störungen haben als vor 20 Jahren“, erklärte Frank Jacobi von der Psychologischen Hochschule Berlin.

Epidemiologische Studien belegten vielmehr, dass psychische Störungen seit Jahrzehnten in der Bevölkerung nahezu gleich verbreitet sind. Viele Arbeitnehmer würden aber heute mit einem psychischen Leiden krankgeschrieben, während sie früher mit Diagnosen wie chronischen Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden arbeitsunfähig gewesen seien, schreiben die Autoren des Reports. Als Datengrundlage dienten die Krankschreibungen von 2,7 Millionen erwerbstätigen Versicherten. Zudem befragte das Iges-Institut im Auftrag der DAK 3000 Arbeitnehmer und Ärzte.

Die Ergebnisse stützen Resultate vorangehender Untersuchungen wie etwa der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS), die 2012 vom Robert Koch-Institut vorgestellt worden war. Eine Patientenbefragung von 5000 Menschen zu ihrer Psyche hatte ergeben, dass es in Deutschland zwar keine Depressions-Epidemie gibt. „Aber die Patienten sind heute jünger als früher, wenn sie das erste Mal die Diagnose Depression bekommen“, sagte der Psychologe Hans-Ulrich Wittchen von der TU Dresden.

An der Spitze aller Krankheitsarten lagen dem DAK-Report zufolge jedoch nicht die psychischen Leiden, sondern Beschwerden des Muskel- und Skelett-Systems. Dazu zählen unter anderen Rückenschmerzen und Probleme mit der Hals- oder Lendenwirbelsäule. Mit 325,9 Arbeitsunfähigkeitstagen pro 100 Versichertenjahre hatte die Dauer der Krankheitstage gegenüber 2011 (312 AU-Tage pro 100 Versichertenjahre) um fast fünf Tage zugenommen. 23,2 Prozent aller AU-Tage sind auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-System zurückzuführen, 14,5 Prozent auf psychische Krankheiten und 14,5 Prozent auf Erkrankungen des Atmungssystems.

Quellen: AFP/dpa/SpiegelOnline vom 26.02.2013

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