Afrika: Hilfe für ehemalige Kindersoldaten

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In Afrikas Bürgerkriegen werden Kinder oft zu Opfern. Milizen und Regierungsarmeen missbrauchen sie für ihre Zwecke. Die Rückkehr in die Gesellschaft fällt Kindersoldaten schwer. Aber es gibt auch Fortschritte.

Jedes Jahr zum 12. Februar sammelt die „Red Hand Day“-Initiative rote Handabdrücke – klassisch auf Papier oder Stoff, zum Beispiel auf T-Shirts. Weltweit wollen Menschen damit ein Zeichen setzen gegen den Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten. „Da stellen sich viele sofort ein Kind mit einer Waffe vor“, meint Antje Weber vom deutschen Kinderhilfswerk Kindernothilfe. Dieses Bild greife aber etwas zu kurz. „Viele Kinder werden ja nicht an der Waffe eingesetzt, sondern als Spione, als Träger, als Köche – oder in irgendeiner Form an den Kämpfen beteiligt.“

Sudan, Südsudan, Somalia, Tschad – das sind nur einige der Länder, in denen Kinder in den letzten Jahren in Bürgerkriegen zu Einsätzen gezwungen wurden. Auch als Rebellen im Dezember große Teile der Zentralafrikanischen Republik eroberten, gab es Berichte, dass Kinder an den Kämpfen beteiligt waren. „Das ist eine Entwicklung, die wir nicht akzeptieren können“, sagte die UN-Sonderbeauftragte Leila Zerrougui in einer Presse-mitteilung. In Westafrika gibt aktuell besonders der Krieg in Mali Grund zur Sorge. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geht davon aus, dass islamistische Gruppen dort bislang Hunderte Kinder zwangen, für sie zu arbeiten und zu kämpfen.

Dramatische Entwicklung in Mali

Zwar kämpfen Tuareg-Nomaden im Norden Malis schon seit Jahrzehnten um ihre Unabhängigkeit. Kindersoldaten würden dabei aber keine große Rolle spielen, erklärt Corinne Dufka, Leiterin der Westafrika-Abteilung von Human Rights Watch. Seit im April 2012 Tuareg-Rebellen mit islamistischer Unterstützung den Norden Malis einnehmen konnten, hat sich das Bild drastisch verschlechtert. Im Gespräch mit Betroffenen aus der Region konnte sich Dufka ein Bild von der Lage machen: „Viele Kinder wurden offenbar von älteren Familienmitgliedern gegen Bezahlung an die islamistischen Gruppen übergeben“, sagt sie. Die Islamisten hätten verstärkt in den Dörfern rekrutiert, wo ein besonders konservativer Islam vorherrsche.

Als die Rebellen im Januar drohten, die malische Hauptstadt Bamako einzunehmen, schickte Frankreich Soldaten zur Unterstützung der malischen Armee. In einigen Fällen – so die Menschenrechtsexpertin Dufka im DW-Interview – brachten die islamistischen Rebellen bewusst Kinder in die Schusslinie. Augenzeugen hätten Kinder im Umkreis von Militärcamps im nordöstlichen Gao gesehen – kurz bevor die französischen Truppen ihre Luftangriffe auf diese Lager starteten. Das Schicksal vieler dieser Kinder ist bislang ungewiss.

Ungewisse Zukunft für Kindersoldaten

Auch wenn Kinder entkommen konnten, werden die Kriegserlebnisse ihr Leben prägen. Das lehren vergangene Konflikte, in denen Kinder als Soldaten eingesetzt wurden. Ehe-malige Kindersoldaten leiden nicht nur an den psychologischen Folgen, sie haben oft auch Jahre schulischer oder beruflicher Bildung verpasst.

Eric Mongo Malolo aus der Demokratischen Republik Kongo kennt diese Probleme. Ein Jahrzehnt ist es nun her, dass die Provinz Ituri im Nordosten des Landes Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs war. Malolo setzt sich mit seiner Nichtregierungsorganisation „Afya“ – Gesundheit – seit Jahren für Kinder ein, die aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Doch mit der Hilfe für ehemalige Kindersoldaten ist es nicht getan: „Die Gesellschaft hat das so empfunden, als würden wir die Übeltäter belohnen“, berichtet er. Es sei auch viel Arbeit mit den Dorfgemeinschaften nötig, damit sie die Kinder akzeptieren.

Aufarbeitung im Kongo

Malolos Organisation konnte bisher 520 Kinder intensiv betreuen – seit Beginn des Projekts vor drei Jahren. Die Organisation gehört zum Netzwerk „Haki na Amani“ – Recht und Frieden – und wird von einem Fonds unterstützt, der am Internationalen Strafgerichtshof angesiedelt ist. Der „Trust Fund for Victims“ wurde 2002 gegründet. Ihm stehen aktuell etwa 1,2 Millionen Euro zur Entschädigung der Opfer von Kriegsver-brechen zur Verfügung, die auf verschiedene Projekte und Regionen aufgeteilt werden.

Im August letzten Jahres ordnete der Internationale Strafgerichtshof zum ersten Mal auch offiziell Entschädigungszahlungen an. Die Entscheidung sieht vor, dass der „Trust Fund for Victims“ Opfer des kongolesischen Kriegsverbrechers Thomas Lubanga unterstützen soll. Darunter sind auch viele Kinder aus der Provinz Ituri, die vor gut zehn Jahren in Lubangas Rebellenorganisation kämpften. Menschenrechtsorganisationen loben die Entscheidung als wegweisend.

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Und auch Eric Mongo Malolo ist erfreut, eventuell wird auch seine Organisation von weiteren Zahlungen profitieren. Doch er fürchtet, dass die Entscheidung in seiner Region auch zu Streit führen kann: „Jeder hier war betroffen, jeder ist irgendwie Opfer“, sagt er. Wenn es nun um Entschädigungen gehe, stellten sich weitere Fragen: „Wer erhält sie, wer geht leer aus? Und wer entscheidet über die Verteilung?“

Dennoch ist der „Trust Fund for Victims“ für seine Organisation eine große Hilfe. Denn nur dadurch sei es möglich, ehemalige Kindersoldaten langfristig zu betreuen, erzählt er im Gespräch mit der DW. „Ein Kind kam wirklich sehr brutalisiert zurück. Wir beschlossen, ihm das Nähen beizubringen. Heute hat es seine eigene Nähmaschine und gibt sein Wissen an andere Kinder weiter.“

Quelle: Deutsche-Welle vom 12.02.2013

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